Schmökerstoff (2)

Für die Ferien empfohlen

von der Musenblätter-Redaktion

Foto © Frank Becker

Schmökerstoff (2)

Urlaubs-Lese-Empfehlungen
der Musenblätter-Redaktion


Weil gestern einfach der Platz für alle Lese-Empfehlungen nicht reichte, legen wir heute wie angekündigt einige Romane, Erzählungen, Krimis und Sachbücher für Ihre Mußestunden in der Hängematte oder auf dem Liegestuhl im Schatten nach. Achten Sie auch auf unsere ständige Kolumne mit Literatur-Rezensionen  hier auf unseren Literatur-Seiten. Weiterhin viel Vergnügen beim Schmökern - und gute Erholung!



Hartmut Lange – „Das Haus in der Dorotheenstraße“ - Novellen
Fünf Novellen, die im Südwesten von Berlin spielen und durch die sich der Teltowkanal mit seinen
schwarzen Krähen, versteckten Villen und unwegsamen Waldstücken wie ein roter Faden zieht. Darüber ein Himmel, der durch eine Aschewolke plötzlich verschlossen wird.
Nach dem überraschenden Tod seiner Frau hat ein Mann alles aufgegeben, was ihn mit der Vergangenheit verbindet. Doch woran sich nun halten? – Ein Politiker, der mit beiden Beinen fest im Leben steht, ist plötzlich davon überzeugt, daß sich eine Krähe als geduckter Schatten auf dem Rücksitz seines Wagens eingenistet hat. – Ein Journalist wird beruflich ins naßkalte London gerufen und hofft, seine Frau werde ihm folgen. Als ein isländischer Vulkan mit seiner Aschewolke den Himmel verschließt, spielt seine Phantasie verrückt. – Ein Mann folgt im Wald einem geheimnisvollen Cello-Ton und überrascht eine berühmte Cellistin – leider ist sie seit fünfundzwanzig Jahren tot. – Ein Fünfter ist Hotelberater, verheiratet und viel unterwegs. Warum kann seine Frau, die ihn liebt, ihn nur noch als Schemen bei sich behalten? *)
 
2013 Diogenes Verlag, Erzählung, Hardcover Leinen, 125 Seiten - ISBN 978-3-257-06846-7
€ (D) 19.90 / (A) 20.50 / sFr 28.90*
 
Hartmut Lange – „Im Museum“ - Unheimliche Begebenheiten
Das Deutsche Historische Museum in Berlin – ein »Schuppen voller Plunder«? Oder ein Ort, der
Geschichte sichtbar macht? Mit Sicherheit ein Ort der irritierenden Erscheinungen ...
Eine Museumsangestellte verabschiedet sich auf ungewöhnliche Weise. Ein Besucher findet den Ausgang nicht mehr. Ein dunkler Korridor verweist auf eine verschwundene Welt. Ein Stasi-Leutnant bewacht die eigene Vergangenheit. Adolf Hitler geistert als Ruheloser durch die Räume. Eine Mutter sucht mit ihrem Kind den Himmel. Der Rodin'sche Denker wird in Frage gestellt. Literatur kann ein Museum bereichern. Hier übersteigt die Vorstellungswelt die tatsächliche Welt, und wie spannend, anrührend, aufschlussreich, wie unheimlich dies sein kann, erfährt man in den sieben Kapiteln dieses Buches. Hartmut Lange überwindet mit seiner Prosa Raum und Zeit und läßt nicht nur die Schatten, die einen solchen Ort bevölkern, lebendig werden, sondern auch die großen rätselhaften Fragen unserer Existenz. *)
 
2013 Diogenes Verlag, Roman, detebe 24228, 114 Seiten ISBN 978-3-257-24228-7
€ (D) 9.90 / (A) 10.20 / sFr 14.90*
 

Andrea Roedig – „Über alles, was hakt“
Obsessionen des Alltags
Der größte Wunsch, das stärkste Begehren offenbart sich immer im Detail. Andrea Roedig verfolgt die Obsessionen, die im Alltäglichen stecken; in ihren literarischen Reportagen durchmisst sie die Dingwelt vom Nagelstudio bis zur visionär inspirierten Zoohandlung; sie beobachtet die feine Dialektik von Schmerz und Erlösung im katholischen Christentum. 
Um Päpste geht es in ihren Analysen und um Märtyrer, um Geschlechterverwirrung und singende Männer, um Scharfschützen, fanatische Rohkost­esser oder einen Selbstversuch mit Magier. 
Roedigs Essays sind aufgebaut wie Reportagen und jede ihrer Reportagen ist im Kern ein Essay – immer sucht sie nach Erkenntnis und nach dem Punkt, der aus dem Rahmen fällt, nach dem bizarren Element, das eine Geschichte ins Laufen bringt. „Über alles, was hakt“ versammelt die besten Texte aus den letzten zehn Jahren. *)
 
2013 Klever Verlag, 256 Seiten, Klappenbroschur - ISBN 978-3-902665-59-1
€ 19,90
 

Isabelle Flükiger – „Bestseller“ - Roman
aus dem Französischen von Lydia Dimitrow
Die Ich-Erzählerin träumt davon, einen Bestseller zu schreiben, muß fürs Erste aber noch einem Job im Kulturbetrieb nachgehen. Während ihr Freund als angehender Lehrer gerade in seinem Idealismus von der harten Realität ausgebremst wird. Zusammen warten sie darauf, daß das richtige Leben beginnt – und ahnen doch, daß sie sich anpassen und fortpflanzen werden, wie alle anderen auch.
Bis Gabriel vom Himmel fällt, sprich ein reizender kleiner Hund eines Morgens in ihrem Garten sitzt. Mit seiner schier ansteckenden Lebensfreude stellt er nicht nur ihr mittelmäßiges Leben infrage, sondern scheint fortan auch ihr Schicksal zu beeinflussen. Jedenfalls überstürzen sich die Ereignisse, und was mit großen treuen Hundeaugen begann, läuft auf eine erste veritable Lebenskrise hinaus, die dem jungen Paar nicht nur ganz neue Perspektiven beschert – sondern auch ihr eigenes Leben zum Bestseller macht.
Isabelle Flükiger erweist sich in ihrem ironisch-verzweifelten Roman als Seismografin unserer Zeit. In ihrer hinreißend komischen Sprache beschreibt sie die Lebenswelt der Dreißigjährigen, die sich nichts erkämpfen mußten. Dort herrscht Panik vor dem langweiligen Dasein in einem Land, in dem nichts passiert. Aber wenn die seichte Ruhe erst einmal gestört ist, tritt ihr ungeheures Potential zutage.
*)
 
2012 Rotpunkt Verlag, 166 S., geb. ISBN 978-3-85869-532-1
19,90 € / CHF 26,00
 
 
Friedrich Wolff – „Ein Leben – Vier Mal Deutschland“
Erinnerungen: Weimar, NS-Zeit, DDR, BRD

Friedrich Wolff schildert sein Leben in der Weimarer Republik, der Nazizeit, der DDR und der BRD. Als Sohn eines jüdischen Arztes und einer »arischen« Mutter in Berlin-Neukölln aufgewachsen, durfte er im »Dritten Reich« als »Halbjude« nicht studieren. Nach einer Lehre wurde er dienstverpflichtet und zu einer Munitionsfabrik »abgeordnet«. Das Kriegsende erlebte er in Berlin. Dort studierte er an der späteren Humboldt-Universität Jura und wurde nach dem Examen alsbald Hilfsrichter, dann Seminarleiter an der Richterschule und schließlich Hauptreferent in der Abteilung Justiz des Berliner Magistrats. 1970 gab er aus persönlichen Gründen seine Funktionen in der DDR auf. Rechtsanwalt seit 1953, verteidigte er in stark beachteten Prozessen Kriegsverbrecher, Beteiligte am 17. Juni, den Leiter des Aufbau Verlags Walter Janka und nach der Wende Spitzenpolitiker der DDR wie Erich Honecker. Mit der anschaulichen Schilderung seiner Erlebnisse in vier deutschen Staaten bietet Wolff Einblicke in die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
Friedrich Wolff, *1922, Rechtsanwalt. Über 20 Jahre Vorsitzender des Berliner Anwaltskollegiums in der DDR. Strafverteidiger in aufsehenerregenden Prozessen. In der BRD nahm er an der Verteidigung von Günter Guillaume teil. Nach der Wende verteidigte er Spitzenpolitiker der DDR wie Erich Honecker, Hans Modrow und Hermann Axen.
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2013 PapyRossa Verlag, Softcover DIN A5, 248 Seiten - ISBN 978-3-89438-520-0
15,00 €
 
 
Thomas Stompe – „Vom Wahn zur Tat“
Wahre Fälle der forensischen Psychiatrie
Das kranke Böse: Warum Schizophrene zu Verbrechern werden.
Anders Breivik, Josef Fritzl, die „Eis-Lady“ – sind Täter wie diese „ganz normal böse“ oder sind sie psychisch krank? Ist der Fanatiker zurechnungsfähig, der Wahnkranke nicht? Ist der eine schuldig, der andere unschuldig? Als forensischer Psychiater betreut Thomas Stompe „geistig abnorme Rechtsbrecher“, die nicht mit einem Strafmaß belegt, sondern im „Maßnahmenvollzug“ mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen untergebracht werden. Er erzählt faszinierende Fallgeschichten aus seiner Praxis im therapeutischen Umgang mit diesen Menschen: von den Motiven der kranken Täter, ihrem Wahn und ihren Taten, ihrer Behandlung und ihrem Leben „danach“. ihre Geschichten rufen Befremden, aber auch Mitleid hervor – denn sie sind Menschen wie du und ich.
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2013 Residenz Verlag,181 Seiten, Hardcover m. SchU, unter Mitarbeit von Jürgen Hatzenbichler - ISBN: 9783701733002
19,90 € / sFr 26,90


Manfred Böckl – „Der Bayerische Hiasl“
Das abenteuerliche Leben des Matthäus Klostermayr
Kissing bei Augsburg, 1761: Der junge Knecht Matthäus Klostermayr wird von den Werbern des bayerischen Kurfürsten zur Armee gepreßt. In letzter Minute gelingt ihm die Flucht, doch von nun an wird er gejagt und muß sich als Wilderer durchschlagen. Gefaßt und zu Kerkerhaft verurteilt, schwört er Rache. Rasch erwirbt er sich als Hauptmann der Wildschützen einen Ruf wie Donnerhall. Klostermayr und seine Gefährten schießen das Wild, das die Felder der Bauern verwüstet und bieten dem Adel und seinen Soldaten die Stirn. Gedeckt und verehrt von der Landbevölkerung wird der Bayerische Hiasl zum Schrecken der Obrigkeit zwischen Augsburg und Ulm, dem Donautal und den Allgäuer Bergen. Daß er 1768 für vogelfrei erklärt wird, spornt den Wildererhauptmann nur an. In offener Schlacht tritt er den Häschern entgegen und wird zum Symbol der wachsenden Wut auf die Herrschaft der adligen Prasser und Müßiggänger.
Mit seiner bekannten Sprachgewalt setzt der Altmeister des bayerischen Historienromans, Manfred Böckl, gestützt auf penible Recherche und mit großem Gespür für die Lebensumstände der Epoche einem echten Volkshelden ein mitreißendes literarisches Denkmal. *)
 
2012 Sutton Verlag, 352 Seiten, Broschur - ISBN: 978-3-95400-036-4
12,- €

*) Verlagstext