Top und Flop - aus drei Welten

Caroline Henderson - Sara Indrio - The Electric Church

von Steffi Engler
Jazz? - Pop!

Sie wird als Jazz angekündigt und wenn man die Namen auf der Besetzungsliste sieht, könnte das auch so sein: Søren Siegumfeldt (Saxophon), Jesper Nordenström (Klavier), Horace Parlan (Klavier),
Kresten Osgood (Schlagzeug) und Jesper Lundgaard (Kontrabaß) stehen eigentlich für die dänisch-nordische Variante des zeitgenössischen Jazz. Aber dann hört man rein und bekommt sehr gepflegte Pop-Musik. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Sogar gescratcht wird auf Caroline Hendersons Album (in "Wild Is The Wind" und Sugar"). Das Album "Love or Nothin´" hat mit seinen 14 Titeln viele Überraschungen parat, darunter eine gelungene Version von "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt"/"Falling In Love Again", mit der Caroline die klassische Fassung von Dietrichs Marlene glatt ausbremst. Da ist Leben drin!
Stimmlich wie künstlerisch hat Caroline Henderson eine enorme Bandbreite, die sich beeindruckend in ihrer Performance zeigt, ob das ein Blues-Duett mit Rockie Charles ist, ein Smoother wie "Everything I Have Is Yours" mit Parlan und Lundgaard (da ist es lupenreiner Jazz), der umgeschriebene klassische Pop-Song "Go Away Little Boy" ein Bond-taugliches "New Day" oder ein Fetzer wie das kurze "Sugar", in dem so richtig die Post abgeht. Tolles Album für alle Geschmäcker!

Tralala


Auch aus Dänemark kommt "Dark Clouds, Silver Linings" von Sara Indrio - und es kommt aus einer ganz anderen Ecke und ist, in der Gewichtsklasse an Henderson gemessen, um einiges leichter. Vom Charakter her gehört das Album in die Kategorie "Singer/Songwriter", wenn auch mit Chorus, Streichern, Pedal und Lap Steel und größerem Ensemble aufgestockt. Wenn man sich das Booklet (da brauche sogar ich eine Lupe und einen 100-Watt-Strahler!) anschaut, findet man nach den ganz hübschen Texten den Vermerk "under license from TRALALA Productions". Das sagt schon was aus. Da, wo wir Country-Elemente finden wie z.B. in "Any Way", "Come Home" oder "Let It Go", kommt eine Linie rein. Doch in weiten Passagen nervt ein bißchen das TRALALA und die aufgesetzte Kleinmädchen-Stimme. Ich bin sicher, Sara Indrio hat mehr drauf.


Überwiegend laut


Die deutsch-französisch-portugiesische Southern-Rock- Blues- Jam-Band "The Electric Church" macht auf ihrem neuen Album "Babelfish" (meinen die nun die Suchmaschine oder "Per Anhalter durch die Galaxis"?) recht ordentlich Krach, für die, die es mal etwas härter und lauter wollen und nicht unbedingt Ansprüche an ausgefeilte Qualitäten haben. Das können sie ganz gut, machen aber wie so viele den großen Fehler, unbedingt singen zu wollen, wo die Instrumente genügt hätten. Die Stimme der schönen Bassistin Katrin Schmitz gibt ja nun wirklich nicht viel her, was u.a. und besonders in "One For Five" und "My Space" schmerzlich bewußt wird - und was der Sänger von "Daughter" und der von "TV" zu bieten haben, ist auch unterirdisch. Nee, singen sollten die nicht.
Und wenn man ganz genau zuhört, stellt man mit Bedauern fest, daß sie auch nur das ganz gewöhnliche Handwerkszeug für den Blues haben. Ein paar kleine abgeschaute Tricks haben Stefan Schmitz und Manu da Silva drauf - aber das ist zu wenig, um zur Spitze gehören zu können. Fällt durch.
 
Beispielbild


Caroline Henderson
Love or Nothin´

© + (P) 2006 Stunt Records

14 Titel
Gesamtzeit:  47:45

Weitere Informationen unter:
www.sundance.dk



Beispielbild


Sara Indrio
Dark Clouds, Silver Linings

© 2007 Divine Records

11 Titel
Gesamtzeit: 

Weitere Informationen unter:
www.divine-records.com



Beispielbild


The Electric Church
Babelfish

© 2007 Tribal Stomp

11 Stücke
Gesamtzeit:  48:20

Weitere Informationen:
www.shackmedia.de