Tony Craggs „Domagk“ Zur Entstehung der Skulptur
von Johannes Vesper
Natürlich gibt es in Wuppertal die weltbekannte Schwebebahn (1901 erbaut), natürlich den Zoo in dem sehr schönen Landschaftspark des im 19. Jahrhundert sehr bekannten Gartenarchitekten Heinrich Siesmeyer. Die sinfonischen Konzerte in der neobarocken, historischen Stadthalle ziehen ebenso wie die Vorstellungen im traditionsreichen Barmer Opernhaus auch das auswärtige Publikum an. Das Tanztheater Pina Bausch ist weltweit berühmt. Das wunderbare Schauspielhaus, 1966 erst erbaut, der schönste Theaterneubau in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg, denkmalgeschützt, inzwischen heruntergewirtschaftet, macht bundesweit Schlagzeilen, weil die Stadt es abreißen will! Es gibt das Engelshaus in Barmen, mit welchem an Friedrich Engels erinnert wird. Aber daß von Wuppertal die Entwicklung der modernen Antibiotika für die Welt ausging, für deren bahnbrechende Entdeckung Gerhard Domagk 1939 der Nobelpreis zugesprochen wurde, ist auch alteingesessenen Wuppertalern nicht geläufig - und einen Ort, der daran erinnert, gab es bislang nicht, gibt es aber jetzt seit August 2013.
Zur Vorgeschichte: Gerhard Domagk war Gründungsmitglied der Wuppertaler Medizinisch-naturwissenschaftlichen Gesellschaft (MNG), die die wissenschaftliche Diskussion zwischen Medizin und Chemie fördert. Auf der Mitgliederversammlung der MNG am 12.06.2011 wurde der Vorschlag diskutiert, mit einem Denkmal an Gerhard Domagk und seine Entdeckungen zu erinnern. Und wenn es gelänge Tony Cragg zu diesem Denkmal zu motivieren? Tony Cragg arbeitet seit 1977 in Wuppertal, legte 2008 den Skulpturenpark Waldfrieden an und stellt weltweit aus. Auch unter der Pyramide des Louvre faszinierte die strahlend rote Skulptur Versus. Mit Domagk und Cragg kann Wuppertal in der Welt als eine Stadt der Wissenschaft und Kunst wahrgenommen werden. Auf der Website der MNG wurde das Projekt angekündigt.
Am 16.03.2012 fand ein erstes Gespräch mit dem Bildhauer in seinem Atelier statt. Idee und Projekt
Ein endgültiger Entwurf lag nach Ostern 2012 vor. Eine Möglichkeit der Finanzierung zeichnete sich ab. Die Bayer-AG würde der Stadt Wuppertal die Cragg-Skulptur zur ihrem 150jährigen Firmenjubiläum im August 2013 schenken.
Es handelt sich um Schattenrisse der Skulptur im Winkel von 90 Grad. Sie wird ca. 300 cm hoch und 250 cm breit sein. Eine sichere räumliche Vorstellung stellt sich für den Betrachter noch nicht ein. Aber aus diesen Schattenrissen entsteht ein dreidimensionaler Raumkörper aus zentimeterdicken Holzscheiben, die mit Hilfe einer Bandsäge im Atelier von Tony Cragg aus Holzplatten nach vorgezeichneter oder vorgedruckter Schablone gesägt werden. Die Grundplatte am Boden der Skulptur entspricht ihrem Grundriß, jede Platte darüber dem jeweiligen Querschnitt der zukünftigen Skulptur. Aufeinander gepackt - das Prinzip der Schichtung ist eine seit vielen Jahren mit verschiedenen Materialien geübte Technik des Künstlers - entsteht so eine massive Holzplastik, deren kantige Oberfläche entsprechend dem Überstand der zentimeterdicken Holzscheiben in
Nach den Ausstellungen wurde sie in die Kunstgießerei Kayser nach Düsseldorf geschafft, wo der Bronzeguß erfolgte. Dazu wurde die Holzplastik in Formsand eingegraben und die jeweils sichtbaren Teile harzgebundenem Formsand abgeformt.
Auf diese Weise entstehen im Falle von „Domagk“ ca. 30 Teilgußformen von der gesamten Oberfläche der Skulptur. Es handelt sich um Negativformen, von denen erneut mit Formsand positive Formen erstellt werden. Nach Abtragung einer 8-10 mm dicken Schicht, entsprechend der späteren Metallstärke, entsteht ein Zwischenraum zwischen Negativ- und Positivform, der mit flüssiger Bronze ausgegossen wird. So arbeiten die Kunstgießer prinzipiell in gleicher Weise seit Jahrhunderten. Nach diesem komplizierten Verfahren der verlorenen Form – so genannt, weil die Form beim Herauslösen der Bronzeplastik zerstört wird - entstanden in der Düsseldorfer Kunstgießerei ca. 30 Rohgußteile der zukünftigen Skulptur, die beim Zusammensetzen und Verschweißen bearbeitet und angepaßt wurden mit Schnitt, Zug und Druck. Zur Stabilität wurden im Inneren der Skulptur eingeschweißt. Außerdem wurde die Oberfläche der Skulptur in allen Falten und Winkeln völlig glatt geschliffen.
Endlich gab es 2 große Teile der Skulptur: den unteren Teil, der zunächst verkehrt herum stand, mit der Bodenplatte oben und mit zwei Edelstahlstützen im Inneren der Skulptur für Stabilität und Standfestigkeit, und einen oberen Teil. Die Mächtigkeit der Stahlstützen sowie ihr Winkel zur Bodenplatte wurde von einem eigens dafür bestelltem Statiker berechnet. Ca. 3 Wochen vor Fertigstellung der Skulptur wurden die beiden Teile miteinander vereint, wurde im Gießerei-Jargon „Hochzeit“ gefeiert. Da stand die „goldene“ Bronzeskulptur zum ersten Mal aufrecht in voller Größe auf dem Boden. Der Schnitt der beiden Teile wurde nachgearbeitet, verschweißt und geschliffen, so daß
Redaktion: Frank Becker
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