Übung macht den Räuber

„Zwei wie Bonnie & Clyde“, Komödie von Tom Müller und Sabine Misiorny im WTT

von Frank Becker

Kristina Otten, Björn Lukas - Foto: WTT
Übung macht den Räuber
oder
Ein ausgesprochen guter Plan
 
„Zwei wie Bonnie & Clyde“
Komödie von Tom Müller und Sabine Misiorny im WTT
 
Regie: Claudia Sowa – Bühnenbild: Peter Strieder – Kostüme: Lolita Erlenmaier – Film: Nils Blumenschein – Technik: Markus Höller
Besetzung:  Kristina Otten (Chantal/Bonnie) – Björn Lukas (Manni/Clyde)
 
Wenn einer eine Bank beraubt, kann er eine Menge Fehler machen. Ist es aber ein Pärchen wie der Möchtegern-Goldkettchen-Gangster Manni und seine wirklich dämliche Süße Chantal im aktuellen Familienstück des Remscheider WTT, dann muß wohl alles schief gehen. Das tat es dann auch zum großen Vergnügen des auf leichte Kost eingestellten Publikums im gemütlichen (und ausverkauften) Saal des WTT am Samstagabend. Björn Lukas ist der nur scheinbar smarte Typ, der es dem legendären Clyde Barrow gleich tun will und mit seiner Freundin, die von Bonnie Parker nun mal gar nichts hat, wenn auch in glitzernden Lettern „Dangerous“ auf ihrem Top steht, durch einen Überfall ans große Geld zu kommen gedenkt.
 
Weil er aber eben gar nicht so schlau ist, wie er denkt, sondern auf seine Art genauso doof wie seine unentwegt kaugummikauende Tussi (Kristina Otten), durchlaufen beide die von Autorenpaar Tom Müller und Sabine Misiorny mit viel Witz ausgedachten Katastrophen ihres Erfolgsstücks, das seit seiner Uraufführung am 25. März 1999 im Lenneper Rotationstheater an rund 100 deutssprachigen Bühnen aufgeführt und von ihnen selbst 250 mal gespielt wurde. Mal greifen sie in der Eile statt der Geldtüte die mit den Einkäufen einer Bankkundin, dann prallen sie beim nächsten Versuch im Eingang mit zwei „Kollegen“ zusammen, die ihnen zuvor gekommen sind, schließlich besorgt Chantal blickdichte Strumpfmasken, lächelt Manni in die Überwachungskamera, ist der Revolver (der natürlich eine Pistole ist, aber das wird auf dem Theater stets verwechselt) nicht geladen und Chantal hat den Fluchtwagen nicht vollgetankt.
 
Laut, schrill, doof, aber gradlinig und mit überraschend hellen Momenten gibt Kristina Otten hinreißend das schuhverliebte Dummchen, köstlich Björn Lukas´ Großmäuligkeit und stumme Verzweiflung angesichts ihrer konsequenten Blödheit. Auch sein Frustabbau gegen zwei Stapel Schuhkartons ist durchaus erwähnenswert. Es kommt noch toller, aber genug - schließlich soll ja nicht alles verraten werden. Und auch die Philosophie kommt zu ihrem Recht: „Wo ist der Unterschied?“ fragt Chantal einmal und Manni antwortet: „Im Hier, im Jetzt und im Los!“ Das WTT präsentiert mit dem Zweipersonenstück in der flotten Regie von Claudia Sowa und mit witzigen Filmeinspielungen (Nils Blumenschein) einen unterhaltsamen Abend, temporeiches Boulevard, mit dem auch die anwesenden Autoren hoch zufrieden waren.
 
Die nächsten Aufführungen der turbulenten Komödie gibt es am 31.12. um 18 und 21 Uhr als „Silvester Spezial“. Karten: Telefon: 02191/3 22 85 oder per Mail wtt-remscheid@t-online.de 
 
Weitere Informationen:  www.wtt-remscheid.de