Foto-Safari

von Erwin Grosche

© Archiv Musenblätter - Bildautor unbekannt

Foto-Safari
mit Erwin Grosche
 
Henning zeigte wieder seine Nacktdias von seinem letzten Urlaub. Er lief dort immer am Strand entlang und fotografierte alles, was sich nackt zur Sonne drehte. Er begleitete die Vorführung dieser Schnappschüsse immer mit Worten wie: „Eine grundlegende Vereinfachung der Steuergesetzgebung wird sich positiv auf das Investitionsklima in Deutschland aus Wirken“, damit die Frauen im Nebenzimmer dachten, wir Männer saßen zusammen und würden uns endlich Gedanken machen, wie man die Welt retten könnte. 
 
Doktor Dicht zeigte in der Paderhalle Dias. Er ließ dabei als Dia am Anfang den Mond und als Dia am Schluß die Erde auf eine Leinwand projizieren. Leider vergaß Doktor Dicht dann, das Dia von der Erde aus dem Diaprojektor zu nehmen. Es schien auch lange Zeit nirgendwo auffindbar. Dann endlich, nach etwa zehn Jahren, sprach ihn einer der Bühnenarbeiter der Paderhalle an, und fragte, ob er die Erde vermissen würde. Doktor Dicht nickte. Tatsächlich war das Dia von der Erde wieder aufgetaucht, und er nahm es freudig in Empfang. „Das ist meine Erde“, sagte er. „Dann passen sie das nächste Mal besser darauf auf“, sagte der Bühnenarbeiter der Paderhalle. Doktor Dicht stand am Fenster und hielt das Dia in die Sonne. „Wie schön die Erde ist, was?“, sagte der Bühnenarbeiter der Paderhalle. Doktor Dicht nickte. 
 
In Sambia ist es verboten, Pygmäen zu fotografieren. In Köln ist es fast unmöglich, ein Foto zu machen, ohne daß sich ein Kölner mit vor die Linse drängelt. In Paderborn darf man keine Paderborner fotografieren, weil sie nicht so fotogen sind und auf Fotos immer so unbeholfen wirken. 
 
 

© Erwin Grosche

Redaktion: Frank Becker
Bildautor unbekannt