Linguistische Lebensart

Wiglaf Droste – „Die Würde des Menschen ist ein Konjunktiv“

von Frank Becker

Der Sprachzauberer im Doppelpack
 
Wiglaf Droste:
„Die Würde des Menschen ist ein Konjunktiv“
 
Wiglaf Droste ist ein über die Maßen wortreicher Sprachmächtiger, ein nachgerade hemmungsloser, dabei sich nicht wiederholender Vielschreiber und überdies redegewandter Interpret seiner eigenen Texte – und er unterscheidet sich als solcher von ungezählten fürchterlichen Amateuren der deutschen Schrift- und Literatursprache in einem nicht unwesentlichen Punkt: er weiß, worüber er schreibt, wovon er spricht, was er entlarvt, worüber er, anstatt in wortlose Verzweiflung zu fallen, seine berechtigte Häme ausgießt. Die nämlich fallen seiner energischen Gegenwehr, seinem Sprach-Shredder zum Opfer, werden bloßgestellt, gebrandmarkt, vernichtet, die Schindluder mit der wunderbaren deutschen Sprache durch gewissenlos verfehlten Gebrauch treiben, all den Teamplayern, No-Goern, Paket- und Doppelpack-Packern, Super-Sagern, Draußen-nur-Kännchen-Servierern, Vorhaut-Beschneidern, Gepiercten, Tätowierten und Schnäppchen-Jägern.
 
Seinem höchst lesenswerten und trotz Rundum-Kartätschen gegen alle Sprachverhunzer erstaunlicherweise erfolgreichen Buch nämlichen Titels aus der Edition TIAMAT läßt Wiglaf Droste jetzt eine Doppel-CD, sozusagen im Doppel-Digi-Pack folgen: „Die Würde des Menschen ist ein Konjunktiv“, womit er in 51 Kapiteln den Bogen vom Mißbrauch der Sprache elegant ätzend zum damit untrennbar verbundenen Verlust der Menschenwürde schlägt. Das nicht nur berechtigt, es ist dringend notwendig und für uns alle, die wir leichtfertig mit unserer Sprache umgehen ein flammendes Menetekel – in Schriftform und im O-Ton, denn vom Verfasser genüßlich selbst gelesen erschließt sich erst der ganze Wert der Erkenntnisse, Mahnungen, Warnungen, Schelte und des Hohns. Wir wissen um die feine Lebensart Drostes, der sprachlich wie kulinarisch als Gourmet anerkannt ist, der seit dem Ableben Marcel-Reich-Ranickis einer der letzten verbliebenen Trägern von Kniestrümpfen zur Vermeidung der Zurschaustellung weißen Beinfleisches und Träger eleganter Hüte ist. Ein solcher, nicht unähnlich der als Hut mißgedeuteten Zeichnung des Kleinen Prinzen bei Saint-Exupery, findet sich übrigens als Signet auf den beiden CDs und dem Umschlag des (ich genieße diesen Stich!) Doppelpacks seines bei WortArt erschienenen einfach wunderbaren Hörbuchs. Das kann man wieder und wieder hören und sich mit Droste im berechtigten Haß gegen all die Sprach-Gewalttäter wälzen. Ein Hochgenuß, denn nur Droste kann Droste angemessen interpretieren! Dafür unsere (nach dem Nieheimer Schuhu wichtigste) Auszeichnung: den Musenkuß.
 
Wiglaf Droste – „Die Würde des Menschen ist ein Konjunktiv“
(Hörbuch, Autorenlesung)
2014 WortArt – 51 Kapitel auf zwei CD
 
Gesamtdauer: 2:10:00
 
Weitere Informationen:  www.wortart.de  und  www.edition-tiamat