Klaus Rinke zum 75.

Der visionäre Künstler hat heute Geburtstag

von Andreas Rehnolt und Frank Becker

Klaus Rinke - Foto © Frank Becker

Panta rhei (Alles fließt)
 
Der Künstler Klaus Rinke wird heute 75 Jahre alt
 
Haan/Düsseldorf - Der in Haan bei Düsseldorf, im österreichischen Neufelden und in Los Angeles lebende und arbeitende Künstler Klaus Rinke wird heute 75 Jahre alt. Der am 29. April 1939 in Wattenscheid geborene Rinke absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Dekorations- und Plakatmaler in Gelsenkirchen, bevor er 1957 mit dem Studium der Malerei an der Essener Folkwang-Schule begann. Nach dem Examen arbeitete er von 1960 bis 1964 in Paris und Reims, seine erste Einzelausstellung hatte er 1962 in Le Havre.
 
Nach seiner Rückkehr  nach Düsseldorf 1965 begann er mit Wasserarbeiten. Das Fließen des Wassers, die Zeit beziehungsweise genauer das Verfließen der Zeit machte er unter anderem mit dem Werk „12 Faß geschöpftes Rheinwasser“ im Jahr 1969 deutlich. Das Wuppertaler Von der Heydt-Museum ist seit Rinkes 70. Geburtstag nicht zuletzt durch eine großzügige Schenkung im Besitz eines der größten Museumsbestände seiner Wasserarbeiten. 
In Selbstinszenierungen erprobte er später Ausdrucksmöglichkeiten seines Körpers, so etwa wenn er in der 112-teiligen Fotofolge „Mutationen“ von 1970 die vielfältigen Möglichkeiten von Mimik und Gebärdensprache erforscht oder sich selbst in einer mehrteiligen Fotosequenz immer näherkommend vor einer Wand zeigt und sich so als Individuum in Bezug zu Stadt-Raum und Zeitverlauf setzte. Von 1974 bis 2004 war Rinke Professor für Bildhauerei an der renommierten Kunstakademie Düsseldorf. Dreißig Jahre lang hatte der streitbare Künstler und äußerst liebenswerte Mensch Klaus Rinke an der Düsseldorfer Kunstakademie gelehrt, eine tiefe Freundschaft zu seinem Kollegen Joseph Beuys gepflegt, zeitweise den Posten des handelden Direktors bekleidet. Es sei eine Zeit gewesen „mit der Chance zu Welt-Akademie - jetzt ist es eine kleinkarierte Düsseldorfer Malerschule“ - so Rinke einmal wörtlich.
 
Um 1980 begann Rinke dann jene Aktionskunst zu entwickeln, mit der besonders sein Name verbunden ist. Seine Aktionen stellten den herkömmlichen Kunst- und Museumsbetrieb in Frage und zielten auf ein aktiveres Mitwirken der Betrachter. Rinke hat auch große Installationen für städtische Räume geschaffen, wie das „Uhrenfeld“ (1987) für die Bundesgartenschau im Düsseldorfer Volksgarten, das nicht zuletzt zweimal jährlich zum Start der Sommer- oder Winterzeit in den Zeitungen und TV-Nachrichten erscheint. Für den Deutschen Bundestag hat der Künstler jüngst in einem Wettbewerbsverfahren eine Innenhof-Skulptur entworfen, den „Sonnenstrahl mit Birkenhain“ hoch aufragend und in leuchtendem Gelb gestrichen. 
Er selbst ist längst ein Weltbürger, der im österreichischen Neufelden, in Haan und in Los Angeles lebt und zu dem Schluß gekommen ist: „Ich bin ein ‛Globe-ier’ gworden, weil ich nicht an das Deutschtum glaube.“ Und was er von jenen hält, die ihm auf einer Schleimspur hinterherkriechen sagt Klaus Rinke auch recht deutlich: „Ich hasse Groupies - ich bin ein Einsamer, ich liebe es, einsam zu sein“. Dafür aber ist er ein sehr fröhlicher lebensbejahender Mensch, der vor Energie sprüht und vor allem in seinem österreichischen Atelier in Neufelden noch eine Menge vorhat.
 
„Das Leben Klaus Rinkes in fünf Sätzen“ konnte nicht einmal Wuppertals Museumsdirektor Dr. Gerhard Finckh anläßlich dessen 70. Geburtstag vor fünf Jahren zusammenfassen, zu reich ist das Werk Rinkes und zu bewegt sein Leben.
Er sei „einer der Großen der gesamten Nachkriegszeit“ hatte der damalige Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff, ein enger Freund Rinkes, seinerzeit betont und hervorgehoben, daß auch Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers ein Bewunderer Klaus Rinkes sei.
Den Einsatz des Wuppertaler Museums weiß Rinke zu schätzen: „Es ist das erste, das sich so engagiert.“ Seine Arbeit, die sich von Anbeginn mit dem Verlauf der Zeit - seine Normaluhren (s.o.) sind weltbekannt und längst legendär geworden - und dem Element des Wasser befaßte, kann man vielleicht unter das Motto Heraklits „Panta rhei“ stellen.

Eine Grußadresse von MdL Andreas Bialas (SPD Wuppertal): „Der Zeit, der Uhr unterworfen, stellt sich für uns Menschen persönlich und auch als Menschheit die permanente philosophische und zwingend notwendige Frage, wie wir es mit uns und untereinander aushalten. Wie gratuliert man also Professor Klaus Rinke, dem Bewusstsein der exakten und voranschreitenden Zeit, zum Geburtstag? Wie einem Künstler, aus einer „Eisenbahner-Dynastie“ kommend, für den anscheinend die Gleise nicht gedankeneinengende Schienen darstellen, sondern für den die Bewegung und die hierin begriffene Transformation zum künstlerischen Gesamtkonzept wurden: Mit den besten Wünschen für die nächsten Stationen, mit unseren Hoffnungen als Publikum, bei den nächsten Betrachtungen des Menschseins dabei sein zu dürfen.“

Einige Arbeiten Rinkes werden mit Bezug zu Klaus Rinkes 75. Geburtstag im Sommer 2014 in der wechselnden Bestandsausstellung des Von der Heydt-Museums gezeigt. Dr. Gerhard Finckh: „Wir gratulieren Prof. Rinke ganz herzlich und freuen uns, wenn einige seiner Bilder ab 18. Juni im Rahmen der Sammlungspräsentation zu sehen sind.“

 

Klaus Rinke - Foto © Frank Becker