George Tabori zum 100. Geburtstag
Der legendäre Filme- und Theatermacher starb 2007 in Berlin
Der legendäre Autor, Filme- und Theatermacher George Tabori wäre heute 100 Jahre alt geworden. Der am 24. Mai 1914 in Budapest als Sohn jüdischer Eltern geborene Tabori (eigentlich Jörgy Tábori) ging im Alter von 18 Jahren nach Berlin, wo er eine Hotelfachschule besuchte. Nach seiner Rückkehr in die ungarische Hauptstadt arbeitete er als Journalist und Übersetzer, ehe er 1936 nach London emigrierte. Nach einer ersten Tätigkeit als Journalist leistete er zwischen 1941 und 1943 seinen Kriegsdienst in der britischen Armee. Danach arbeitete er unter anderem für den britischen Rundfunksender BBC.
Zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zog es Tabori, dessen Familie fast gänzlich von den Nationalsozialisten umgebracht wurde, in die USA. Dort lernte er unter anderem Bertolt Brecht und Thomas Mann kennen. Er übersetzte Romane und verfaßte Drehbücher, auch für Alfred Hitchcock. 1952 wurde sein erstes Theaterstück „Flight into Egypt“, am Broadway von Elia Kazan inszeniert. 1956 stellte Tabori in New York seine erste eigene Regiearbeit vor.
1968 kam Tabori nach Berlin, um am Schiller-Theater sein Stück „Kannibalen“ zu inszenieren.
1975-78 leitete er das Bremer Theaterlabor, danach war er als Regisseur in München, Bochum und Köln tätig. Das Wiener Publikum lernte Tabori erstmals 1981 bei den Wiener Festwochen kennen, wo seine Inszenierung von Enzensbergers „Der Untergang der Titanic“ gezeigt wurde. 1987 bis 1990 leitete er das Theater „Der Kreis“, 1987 sorgte seine Inszenierung von Franz Schmidts Oratorium „Das Buch mit den sieben Siegeln“ in der Salzburger Kollegienkirche für einen Skandal. Da unter anderem der damals amtierende Erzbischof durch das Stück die Würde des heiligen Orts von den Theatermachern verletzt sahen, gab es nur eine einzige Vorstellung.
An Wiener Burg- und Akademietheater feierte Tabori im gleichen Jahr mit der Hitler-Farce „Mein Kampf“ einen Triumph. Auch seine „Othello“-Inszenierung (1987), Shakespeares „Othello“ (1990), seine „Goldberg-Variationen“ (1991), das “Requiem für einen Spion“ (1993) und Becketts „Endspiel“ (1998) begeisterten Publikum und Kritik. 1999, da war der Theatermann bereits 85 Jahre, ging er mit Claus Peymann nach Berlin. 1999 Triumphe, ehe er Claus Peymann 1999 nach Berlin folgte, wo er bis zu seinem Tod am 23. Juli 2007 arbeitete.
Unvergeßlich sicher sein Auschwitz-Stück „Kannibalen“, das er 1969 geschrieben hatte und seinem im Konzentrationslager umgekommenen Vater Cornelius gewidmet hatte. Vom Vater heißt es in dem Stück, „umgekommen in Auschwitz, ein bescheidener Esser“. Ort der Handlung ist eine Baracke des Todeslagers, wo zwölf Hunger leidende Häftlinge mit den Grenzen der Menschlichkeit ringen. Tabori selbst sah sich weniger als Regisseur, denn als „Spielmacher“. Seine Themen waren stets Rassismus und Massenmord, seine Methoden unter anderem schwarzer Humor und absurde Komik. 1997 wurde Tabori Ehrenmitglied des Wiener Burgtheaters, 2001 erhielt er den „Nestroy“, 2006 den Theaterpreis „Faust“ für sein Lebenswerk. Ein Jahr später, genau am 23. Juli 2007 starb der große Theaterzauberer in Berlin.
Redaktion: Frank Becker
|