Ein Waterloo für die Ohren 
            ABBA-Tribute Band überrollte den Saal mit 140 Dezibel plus 
            Was  sich am vergangenen Freitagabend bei der Bühnenshow der  ABBA-Tribute-Band „Waterloo“ im restlos ausverkauften Remscheider Teo  Otto Theater abspielte, beschrieb eine Besucherin, die nicht namentlich  genannt werden möchte, mit schlichten Worten so: „Das ist ganz einfach  Körperverletzung.“ Wie der Rezensent hatte auch sie nach nur knapp 15  Minuten in Sorge um ihre Gesundheit fluchtartig den Saal verlassen  (nicht die einzige, notabene). Angesichts der Lärmschwelle, die weit  jenseits der Schmerzgrenze lag und jene eines startenden Jets um einiges  übertraf, wagte sie es vor der Pause trotz zwischenzeitlich im  benachbarten Drogeriemarkt gekaufter Ohrstöpsel jedoch nicht wieder den  Saal zu betreten. Die Dame hatte Recht. Sogar noch im Foyer schmerzten  durch die Wände des ehrwürdigen Theaters  die  wummernden E-Bässe, die permanenten Explosionen der Bass-Drum und die  völlig übersteuerten Boxen, als habe es nie einen Soundcheck gegeben,  als wolle man mit Gewalt Wacken zur Sommerfrische erheben und ABBA zur  Heavy Metal Band herabstufen. Zuletzt hatte ich so etwas vor 10 Jahren  bei Anne Haigis erlebt – die schreckliche Erinnerung war noch wach.  
            Obwohl  ernste Hörschäden durchaus befürchtet werden mußten, bejubelte ein nicht  geringer Teil der Gäste die brutale Krawall-Attacke, die mit der  schönen, kultivierten, abwechslungsreichen und oft poetischen Musik von  ABBA nur sehr, sehr wenig zu tun hatte. Lautstärke kann Qualität nicht  ersetzen, auch wenn manch einer das zu glauben scheint. Aber man hatte  ja immerhin 31 Euro für eine Eintrittskarte bezahlt. Dafür kann man  schon einen gepflegten Tinnitus verlangen. Wie „schmerzfrei“ und  kritiklos kann eigentlich ein Publikum sein, das sich so etwas gefallen  läßt? Wieso läßt man sich von billigen Perücken und bunten Kostümen,  Glimmer, Bühnenrauch und schlechten Kopien so bereitwillig täuschen? Und  wer übernimmt hinterher die Arztkosten?  
            Hinter  dem Frontalangriff auf jedes Gefühl steht ein nicht einmal gänzlich  unbegabtes Quartett mit Anja Burow als immerhin optisch akzeptable  Agneta (die Stimmen ließen sich bei dem Instrumental-Radau kaum  einschätzen), Jasmin Antic als schlechte Frida-Kopie, Thomas Götze als  Björn mit Kiss-Gitarre, Alexander Zaytsev als Benny an den Keyboards und  eine Begleitband. Doch was immer die Mädels und Jungs eventuell können,  es wird von einem namentlich nicht genannten Tontechniker restlos  zuschanden gemacht. ABBA könnte Spaß machen – so macht es keinen. Ein  gründlicher Fehlgriff des Teo Otto Theaters, den die Programmgestaltung  der kommenden Saison vielleicht vergessen läßt. 
            „ABBA Night – The Tribute Concert“ mit der Band „Waterloo“ bekommt von mir zero points, und obendrein den Musenblattschuß. Vom Besuch eines Auftritts dieser Krawall-Truppe ist - zumindest unter solchen Bedingungen - aus gesundheitlichen Gründen dringend abzuraten. 
            Zum Thema Lärm hätten wir übrigens heute auch die Besprechung eines wichtigen Buches von Wiglaf Droste anzubieten. Informationen zur kommenden Spielzeit des Teo Otto Theaters: www.teo-otto-theater.de  
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