Ein echter Rott

Oliver Buslau – „Der Bulle von Berg“

von Frank Becker

Ein echter Rott
 
Oliver Buslaus neuer Bergischer Krimi
 
Da möchte man fast kalauern: „Von echtem Rott und Korn“, aber so was liegt dem seriösen Rezensenten natürlich fern. Aber wo es nun schon mal raus ist…  Oliver Buslaus neuer Roman „Der Bulle von Berg“ ist Krimi-Schmökervergnügen und zugleich gerade jetzt zu Beginn der Ferien eine Einladung zum Kennenlernen des Bergischen Landes mit einigen seiner touristischen Höhepunkte: Schwebebahn in Wuppertal, Müngstener Brücke und Brückenpark bei Solingen, das Schloß Burg nebst Seilbahn dortselbst und der Altenberger Dom. Alle diese Sehenswürdigkeiten und das Bergische Land zwischen Bergisch-Gladbach und Wuppertal, Leverkusen und Remscheid sind die stimmungsvolle Winter-Kulisse, vor der sich der „Rockford“ des Bergischen, stets chaotisch, immer pleite und wegen seiner gewagten Ermittlungsmethoden häufog schon fast mit einem Fuß im Knast in einen neuen Fall verbeißt.
 
Die Ex-Prostituierte Michaela Paas wurde mit einem handgeschmiedeten Schwert erstochen, theatralisch am Fuße des mächtigen Schlosses Burg, das hoch über dem Bergischen thront. Rotts alte Bekannte Anja, jetzt Inhaberin des billigen Puffs „Bambi-Bar“ und Freundin Michaelas setzt den chronisch abgebrannten Privat-Ermittler Remigius Rott mit hohen Honorar-Versprechen auf den Fall an. Oliver Buslau spinnt eine Vielzahl spannender, bunter Ermittlungs- und Handlungsfäden, die lange Zeit parallel und ohne Zusammenhang zu sein scheinen, läßt eine Reihe interessanter bis skurriler Figuren aus bürgerlichem, halbseidenen und polizeilichem Milieu aufmarschieren, die er vortrefflich zeichnet, stellt aber den langsam in die Jahre kommenden Rott, seine Zweifel und seine große Liebe Yvonne, die ihm auch Rätsel aufgibt – wir kenne sie aus „Altenberger Requiem“ - ins Zentrum des spannenden Geschehens. Man begegnet piefigen Bürgern, einem unerträgliche Witze erzählenden Bullen und einem verbitterten Ex-Bullen, einer überkandidelten Roman-Autorin auf Tolkiens Spuren und ihrem schleimigen Manager, einer Menge mieser Typen und einer ganz netten Nutte. Verlogen sind die meisten, was Rott die Arbeit bei seiner atemlosen Jagd durchs Bergische nicht leicht macht. Die Nibelungen (ja wirklich!) spielen eine Rolle, die Kölner Heinzelmännchen, vor allem ein unbekannter Dunkelmann, bis Rott schließlich auch mal seine Beretta durchladen muß.
 
Das liest sich von der ersten bis zur letzten Seite knisternd und flüssig, Buslau wartet mit überraschenden Wendungen und dramatischen Entwicklungen auf. Ich empfehle dafür einen Ohrensessel, eine Kanne Tee und Knabberzeugs. Buslau ist das neue Abenteuer seines Provinz-Sam Spade hervorragend gelungen. Ob es nach diesem an Ver- und Entwicklungen und Mißverständnissen reichen Roman wohl einen neuen „Rott“ geben wird? Mehr wird nicht verraten.
 
Oliver Buslau – „Der Bulle von Berg“
© 2014 Emons Verlag, 281 Seiten, Broschur – ISBN 978-3-95451-249-2
10,90 €
 
Weitere Informationen:  www.oliverbuslau.de  und  www.emons-verlag.de