Die Schönheit des Cinqueterre

Ligurische Küste - Bildkalender 2015 (von Portofino bis Portovenere)

von Frank Becker

Riomaggiore - Foto © Holger Klaes

Liguren in Kalendermotiven

Cinqueterre. Heute Morgen ist der Himmel aufgerissen, in kräftigem Rosa, sattem Ocker und freundlichem Gelb leuchten die sich malerisch an die schroffe Felsküste schmiegenden Häuser von Portovenere in der Frühlingssonne Italiens. Noch gestern war aus allen Schleusen des Himmels der Regen herabgestürzt und hatte ahnen lassen, was den verheerenden Schlammfluten vorausgegangen war, die im Oktober 2011 die Region des Cinqueterre, dem mit berückender Schönheit beschenkten  Küstenstreifen an der Westküste Liguriens, im Bogen zwischen Portovenere im Süden und Monterosso al Mare im Norden, heimgesucht hatten.


Blick auf Corniglia und Manarola 2015-9 - Foto © Holger Klaes
 
Eine Empfehlung an den Reisenden, der die Schönheit des Cinqueterre, der „fünf Landschaften“, was eigentlich für den nur 12 km langen Küstenstreifen mit den fünf Ortschaften Riomaggiore, Manarola, Corniglia, Vernazza und Monterosso al Mare, eine der schönsten italienischen Landschaften und mit Portovenere UNESCO-Weltkulturerbe steht in Ruhe genießen möchte, ist möglichst außerhalb der Saison dort hinzufahren. Von Oktober bis April gibt es ausreichend Betten, die Restaurants sind nicht überfüllt, die schmalen, gewundenen Straßen, die sich von der Anhöhe zu den Orten hinunter schlängeln, sind nicht von Bussen mit Tagestouristen verstopft, in der Eisenbahn, die von La Spezia im Süden nach Rapallo bzw. Genua im Norden fährt, gibt es Sitzplätze, und auf dem Panorama-Wanderweg „Via dell´amore“ von Riomaggiore nach Manarola muß man nicht mit einem Stau rechnen, in dem man zwischen Japanern, Deutschen, Amerikanern, Russen, Engländern und ein paar Italienern auf der Stelle tritt. Und (nicht außer Acht zu lassen): die Preise sind wesentlich niedriger.
Eine weitere Empfehlung ist – wenn man schon in der Saison dorthin möchte – für einen Ausflug die frühen Morgenstunden zu nutzen, denn auch im Cinqueterre fängt der frühe Vogel den Wurm. 
 

Vernazza - Foto © Holger Klaes

Wer jedoch einmal dort gewesen ist, wird das Erlebnis der Postkartenkulisse, die ihn dort hinter jeder Serpentine der Zufahrtsstraßen erwartet nicht vergessen, denn ein solch malerisches Bild bietet sonst nur noch das berühmt Portofino, knapp 50 km weiter nördlich gelegen. Palmen, Kakteen und üppig wuchernde Agaven, Zitronen-, Orangen- und Cumquat-Bäume in den Vorgärten zeugen vom warmen mediterranen Klima der Region. Vom Snobismus, den Portofino überrollt hat, ist das Cinqueterre allerdings glücklicherweise (noch) verschont geblieben. Schon vor rund 100 Jahren hatte es englische Dichter wie Percy Bysshe Shelley und seine Frau Mary und Lord Byron sowie den deutschen Komponisten Richard Wagner dorthin gezogen.
 

Portofino - Foto © Holger Klaes

Kaum etwas ist im Cinqueterre kostbarer als der Boden, dessen Fläche ideenreich und oft genug Schwalbennestern ähnlich zum Bau von Häusern genutzt wurde.
Und bitte: schenken Sie sich die Ruhe, die dem Ziel angemessen ist. Sie sollten sich nach einem gemütlichen Spaziergang durch eins der Städtchen (manche heißen auch „Borgo“, weil sie aus alter Zeit Stadtstatus haben) zwischen Romaggiore und Monterosso al Mare – Vernazza ist vielleicht eines der hübschesten Ziele – geruhsam zum Essen hinsetzen und bei Fisch und Pasta oder der regionaltypischen Spezialität „Farinata“ und einem trockenen Wein der Region einfach mal die Zeit vergessen. Bestellen Sie nach einigen kleinen Vorspeisen, darunter auf jeden Fall frittierte Anchovis und kleine Tintenfische und nach einer Pasta mit echtem Pesto eine gegrillte Dorade. Fangfrisch zubereitet ist das weiße Fleisch dieses wohlschmeckenden Fisches eine wirkliche Delikatesse. Trinken Sie dazu einen jungen weißen Sassarini aus Monterosso oder vielleicht einen Fior di Luna aus der Kellerei Bosoni in Ortonovo – und bleiben Sie ein paar Stündchen sitzen. Das „La Cambusa“ in Monterosso nahe der Bucht ist ein guter Ort dafür. Es wird Ihnen gut tun. Und der Wirt Pietro Fossani wird Ihnen dann auch sicher gerne von der Flut erzählen, die sein ganzes tief gelegenes Lokal inkl. Küche verwüstet und mit Schlamm gefüllt hat. Auch Orte wie z.B. Tellaro und Lerici südöstlich von La Spezia sind sehenswert. Den besten und preiswertesten Cappuccino bekommt man übrigens in „Arnold´s Bar“ in Montemarcello.

 
 Manarola - Foto © Holger Klaes
 
Wer sich für die Seefahrt interessiert, ist in La Spezia bestens aufgehoben, schließlich ist die Stadt seit Napoleon I. mit ihrer natürlichen Bucht neben einem Umschlagplatz für Containerschiffe und der Fischerei der größte und wichtigste Militärhafen der italienischen Kriegsmarine, mit Werft und Arsenal, sowie den berühmten Segelschulschiffen „Amerigo Vespucci“ und „Palinuro“. Auch das größte Marinemuseum des Landes finden Sie in La Spezia. Verlassen Sie sich aber nicht darauf, daß die Ausflugsboote, die ihnen den spektakulären Blick auf die Küste des Cinqueterre versprechen, auch wirklich ablegen: bei Seegang tun sie es nämlich nicht. Am Abend spazieren viele Einwohner hinaus auf die Fischerei-Mole, um im Licht des Sonnenuntergangs die spät einlaufenden Container-Giganten zu bewundern oder den Fischern beim Flicken der Netze zuzuschauen. Auch das hat etwas.



Bildkalender Ligurische Küste 2015  (von Portofino bis Portovenere)
© 2014 klaes-regio Fotoverlag, 39 x 30 cm, 14 Seiten, Spiralbindung + Klarsichtfolie als Deckblatt - ISBN: 978-3-945404-06-5 - 14,95 €

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Text © Frank Becker