Kaffeehaus

Stadtbekannt.at: „Kaffee in Wien“

von Frank Becker

Kaffeehaus
 
Du hast Sorgen, sei es diese, sei es jene --- ins Kaffeehaus!
Sie kann, aus irgendeinem, wenn auch noch so plausiblen Grunde nicht zu dir kommen --- ins Kaffeehaus!
Du hast zerrissene Stiefel --- Kaffeehaus!
Du hast vierhundert Kronen Gehalt und gibst fünfhundert aus --- Kaffeehaus!
Du bist korrekt sparsam und gönnst dir nichts --- Kaffeehaus!
Du bist Beamter und wärest gerne Arzt geworden --- Kaffeehaus!
Du findest keine, die dir paßt --- Kaffeehaus!
Du stehst innerlich vor dem Selbstmord --- Kaffeehaus!
Du haßt und verachtest die Menschen und kannst sie dennoch nicht missen --- Kaffeehaus!
Man kreditiert dir nirgends mehr --- Kaffeehaus!
 
(Peter Altenberg)
 
 
Über das Wiener Kaffeehaus (und in ihm) ist wohl mehr geschrieben worden als über ähnliche Einrichtungen irgendwo anders in der kultivierten Welt. Es ist der Inbegriff der Lebensart nicht nur der Flaneure und Literaten der Donaustadt, einst kulturelles und kulinarisches Zentrum der k.u.k. Monarchie Österreich-Ungarn. „Stadtbekannt“ hat Wien bereits einige kuriose Wiener Stadtführer gewidmet, mit denen man unnützes, aber immerhin erheiterndes Wissen anhäufen konnte. Nun gibt es brandneu oder sollte man sagen brühfrisch im gleichen handlichen Format einen Führer durch die Wiener Kaffee- und Kaffeehaus-Kultur, der zwar nicht alle 1.100 darin behaupteten Kaffee-Tempel der Stadt aufführt, aber immerhin einige der historischen,  bekanntesten, wichtigsten und neuesten. Ein alphabetisches Register am Schluß listet die Namen von „Aida“ bis „ZAMM“ auf und führt natürlich auch ins Hawelka, ins Sperl, ins Central (in dem heute noch Peter Altenberg sitzt), ins „Landtmann“ und ins „Museum“, nicht ins Deml“, leider aber ins grauenhafte „Starbucks“, das den schlechtesten Kaffe (bewußt mit nur einen „e“ geschrieben) seit dem Küchenbullen meiner kasernierten Zeit macht.
Der Verlag: „Wiener Gemütlichkeit und guter Kaffee gehen Hand in Hand. Egal ob Einspänner, großer Brauner oder Espresso, die traditionsreiche Bohne findet überall ihren Platz. In mehr als 1.100 Cafés setzt sich die Kaffeehauskultur, egal ob altbewährt oder hochmodern, unaufhörlich fort.“
Ob die Wiener wirklich gemütlich sind, die Badener und Dürnsteiner z.B. sind da ganz anderer Meinung, sei dahingestellt. Wer noch nicht in Wien war und der legendären Kaffeehaus-Kultur nachspüren möchte, hat mit diesem schmalen Büchlein, das niemanden kränkt, einen ersten Hinweisgeber in der Tasche. Aber Obacht: fahrns net in der Saison. Sie könnten zu viele Touristen – also Leute wie Sie – in den stimmungsvollen Wiener Kaffeehäusern treffen.


Café Landtmann - Foto © Stadtbekannt
 
Übrigens: Am 5. September wird (wurde) weltweit der Tag des Kaffees begangen – die Wiener tun es am 1. Oktober, und einige Kaffeehäuser schenken an diesem Tag ein Haferl um ein paar Cent aus.
 
Stadtbekannt.at: „Kaffee in Wien“
© 2014 Holzbaum Verlag, 128 Seiten, 10,5 x 14,8 cm, Broschur - ISBN 978-3-902980-14-4
9,99 €
 
Weitere Informationen:  www.holzbaumverlag.at