Michael Zeller wird heute 70

Ein Rückblick in Rezensionen

von Frank Becker

Foto © Frank Becker
Zu Michael Zellers heutigem 70. Geburtstag blicken wir zurück
und gratulieren mit einer Zusammenstellung von Rezensionen,
die in den vergangenen Jahrenin den Musenblättern erschienen
sind. Vielleicht eine Anregung zum Wiederlesen, auch seiner
hier kürzlich besprochenen Erinnerungen
BruderTod.



Ein bosnisches Mosaik
Michael Zeller: „Granaten und Balladen“
 
Einfühlsam erzählt der Schriftsteller Michael Zeller in dem schmalen Bändchen "Granaten und Balladen", das vom Münsteraner "Neuen Literaturkontor" herausgebracht wurde, von den Wanderungen, Beobachtungen und Begegnungen, die er im heutigen Bosnien, zehn Jahre nach dem Ende des fürchterlichen Bruderkrieges aufgezeichnet hat. Zeller, dessen Bücher häufig auf Reisen entstehen und sehr unmittelbar von  seinen Begegnungen in slawischen, baltischen oder  romanischen Ländern erzählen, hat einen wachen Blick.
 
Michael Zeller läßt in "Granaten und Balladen" an seinen Ausflügen in die Welt der jahrelang durch Willkür, Haß und brutale Vernichtung gequälten Menschen Bosniens mit viel Verstand, Menschenliebe und ganz und gar uneitel teilnehmen. Er geht zu Fuß oder er nimmt den Bus. Verständigen, das wissen wir und erfahren wir hier wieder, ist auch ohne große Sprachkenntnisse leicht, wenn man mit den Augen und dem Herzen schaut und mit den Händen zu reden vermag. In der Tasche trägt er wohl zwei Bücher: eines mit serbischen Balladen des Mittelalters, die er in der schummerigen Atmosphäre der kleinen Cafés liest, in denen er seinen Mokka trinkt, und das ihm die alte Kultur näher bringt, das zweite muß sein Notizbuch sein, in das er seine Gedanken schreibt.
 
Das Ergebnis ist besagtes schmale, zugleich literarisch hochwertige Bändchen, flexibel gebunden, das ebenfalls in die Jackentasche paßt. Man ist schnell durch, denn es ist sprachlich luftig, elegant und unprätentiös – und es hat so viel Charme, daß man es gleich noch einmal lesen mag.
 
Michael Zeller: „Granaten und Balladen“ – Bosnisches Mosaik,
2007 Neues Literaturkontor Münster, 74 Seiten, Broschur
9,- €

Lange Schatten
Michael Zeller – „Die Reise nach Samosch“
 
Vor kurzem habe ich ihnen hier den kleinen Band „Granaten und Balladen von Michael Zeller vorgestellt. Es lohnt sich, noch einmal ins Bücherregal zu greifen und eines der früheren Bücher dieses genauen Beobachters und intensiven Erzählers hervorzuholen: „Die Reise nach Samosch“.  Mit einem Tagebuch fängt diese Reise an. In Rauen, einem kleinen Ort nahe Fürstenwalde erlebt die 17-jährige Erika ihre erste Liebe zu dem verheirateten  Soldaten Dr. Hellmut Anschütz. Es ist eine romantisierte Leidenschaft in friedlosen Zeiten, die mit der Versetzung des Soldaten in den Hexenkessel des Krieges nach Samosch „irgendwo im Osten Polens“ endet.
 
Der Autor Michael Zeller ist 1944 in Breslau, dem heutigen Wrocław, geboren. Die Seele Polens, die deutsch-polnische Verbindung spielt eine wichtige Rolle in seinem schriftstellerischen Werk, er lässt diesen Faden nie los. Ob das in seinen Erzählungen in „Nächstes Jahr in Jerusalem“ und „Noch ein Glas mit Pan Tadeusz“ ist oder in seinem Roman „Café Europa“. So auch in seinem siebten Roman „Die Reise nach Samosch“. Zeller ist ein Reisender. Er ist unterwegs, ein promovierter und habilitierter Literaturprofessor, der nicht recht sesshaft sein mag. Seit einigen Jahren lebt er in Wuppertal, wo er arbeitet und einen Lebenskreis gefunden hat. Doch er bricht immer wieder auf, sei es realiter oder in seinen Texten.
 
Der Roman ist eine Liebes- und Lebensgeschichte, die lange Schatten wirft. Es ist die von wechselnden Ich-Erzählern berichtete, über drei Generationen bis zu einem endlichen Glück reichende historische familiäre Verbindung zwischen Deutschen und Polen, zwischen zwei schicksalhaft verbundenen Nationen, die ihr glückliches Ende in einer Liebe zwischen dem Deutschen Sebastian und der Polin Barbara aus Krakau findet. Krakau ist eine magische Stadt für Zeller – immer wieder findet sie Eingang in sein Werk, in dem immer wieder ein Stück von ihm zu stecken scheint. Eben auch jetzt wieder – und Samosch kommt dazu, das Bascha „Samoschtsch“ ausspricht. Es sollte nicht wundern, wieder einmal von diesem Ort zu hören.
Zeller erzählt – atemlos, wie aufgezogen, als müsse etwas heraus. Wie Jewtuschenko erzählt er von Hühnergöttern, wie Thomas Mann lässt er Generationen paradieren. Er „erfindet“ keinen Roman, keine Handlung, er zeichnet auf. Das macht die Lektüre intim. Man muß sich auf Zellers neues Buch bedingungslos einlassen, sonst bleibt man „draußen“. Es ist keine Lektüre für zwischendurch - schwierig, jedoch ergiebig: „Die Reise nach Samosch“.
 
Michael Zeller – „Die Reise nach Samosch“ (Roman)
© 2003 Verlag ars vivendi Cadolzburg Gebunden, 257 Seiten
17,90 €

Weitere Informationen unter: www.arsvivendi.com


Das Bild eines Menschen
Michael Zeller – „Der Schüler Struwe“

Er ist anders als seine Mitschüler, reizt durch seine Erscheinung, Kleidung und durch sein Verhalten zu Frotzeleien. Er ist anders, so anders, daß der Erzähler in Michael Zellers kleiner Novelle "Der Schüler Struwe" eben diesen Klassenkameraden eindrücklicher als andere im Gedächnis bewahrt. Arthur Struwe, Kleppermantel, Aktentasche, mahlende Kiefer. Michael Zeller zeichnet das Porträt dieses etwas ungelenken jungen Burschen, der es im Leben nicht leicht zu haben scheint, mit großer Zurückhaltung und einer gewissen Zuneigung zu einem, den man verstehen möchte, der aber nicht zu verstehen ist, weil er sich dagegen sperrt. Man meint im Verlauf der Erzählung Struwe näher zu kommen, doch Zellers Plan ist, den Leser ebenso an Struwes Kleppermantel abgleiten zu lassen, wie den Erzähler selbst. Das gilt für das erste Kennenlernen wie für das spätere Wiedersehen. Der Plan geht auf.

Das delikate, leise Bändchen aus der Reihe "Die besonderen Hefte" des NordPark Verlags ist schmal, nur 32 Seiten stark, doch es birgt in den Bütten-eingeschlagenen, fadengehefteten Blättern einen sprachlichen Schatz, der schwerer wiegt als ein Hunderte Seiten mächtiger, laut daher kommender Bestseller. Zeller hat im vergangenen Jahr den hoch angesehenen Wuppertaler Von der Heydt-Preis bekommen, die höchste kulturelle Auszeichnung der Stadt, aus der seit Else Lasker-Schüler und Paul Zech, Robert Wolfgang Schnell und Rudolf Herzog Literaturen von Rang quellen. Jörg Aufenanger und Eugen Egner, Karl Otto Mühl und Hermann Schulz, Arnim Juhre und Karla Schneider sind nur einige von denen, die aus der "Fabrikstadt an der Wupper" einen veritabel sprudelnden Born hervorragender Literaturen gemacht haben.

Michael Zeller, seit vielen Jahren bekennender Wuppertaler und seit deren Bestehen Freund der Musenblätter, hat dem mit seinem Prosa-Werk eine Facette von hohem Rang zugesellt. "Die Sonne! Früchte. Ein Tod", "Die Reise nach Samosch", "Granaten und Balladen" legen Zeugnis von seiner sensiblen Erzählkunst, seiner unaufdringlichen Sprachgewalt, seinem humanistischen Kosmos ab. Nun dieser kleine Text. Das ist schnell gelesen - auf den ersten Blick. Doch man liest es danach gleich noch einmal, um erneut in den hohen Genuß seiner Sprache zu kommen. Und man legt das Heft nicht allzu weit weg. Es muß in Reichweite bleiben. Eine Empfehlung.
 
Michael Zeller – „Der Schüler Struwe“
© 2009 NordPark Verlag, Die besonderen Hefte, 32 Seiten, Broschur, Fadenheftung, ill. Schutzumschlag - 5,50 €

Weitere Informationen unter:  www.nordpark-verlag.de
 
 
Puzzle über Plagiate
Michael Zellers Roman "Falschspieler"
 
Braucht man mittelmäßigen Versen nur einen attraktiven Autor anzudichten, um Auflagenrekorde zu erzielen? Sieht so das moderne Verlagswesen aus?“ So heißt es im Klappentext des Romans „Falschspieler“ von Michael Zeller. Weiter liest man hier, das vorliegende Werk sei an den authentischen Betrugsfall Forestier angelehnt: Im Jahr 1952 war im renommierten Eugen Diederichs Verlag ein Lyrikband unter dem Namen dieses Autors erschienen, vorgestellt als aus dem Elsass stammender Weltkriegsteilnehmer auf deutscher Seite, den es schließlich als Teil der Fremdenlegion nach Indochina verschlagen habe – am Kriegsschauplatz habe er die Verse notdürftig niedergeschrieben. Das Buch wurde ein großer Erfolg und erhielt auch von der Literaturkritik viel Lob. 1955 kam heraus: Forestier gibt es nicht. Ein Skandal. Verfasser der Gedichte war Karl Emerich Krämer, seines Zeichens Herstellungsleiter des Diederichs Verlags, der auf die geschickte Idee verfallen war, sie durch die Vorschaltung einer interessanten Autorenbiografie zugkräftiger zu machen. Der SPIEGEL erklärte damals den Erfolg der Verse mit dem Identifikationspotenzial des angeblichen Autors: „[Die deutsche Nachkriegsjugend] konnte in Forestier ihre eigene Begeisterung und ihre eigene Enttäuschung wiederfinden.“
 
Dies ist die Geschichte des historischen Falls Forestier. Michael Zellers Roman „Falschspieler“ von 2008 nun ist zwar in der Tat an diesen Fall angelehnt – sein Thema ist trotzdem ein anderes.
Im Februar 2010 gab es einen weiteren Literaturskandal – es ging um den Roman „Axolotl Roadkill“ von Helene Hegemann, der Fremdpassagen eines Bloggers enthielt. Der Fall ist hier nur deshalb erwähnenswert, weil er gerade das Phänomen betrifft, das Zeller zum Hauptaspekt seines „Falschspielers“ gemacht hat: das Plagiat. Zwar gibt es auch in seinem Roman einen angeblichen Autor mit ähnlichen Lebensdaten wie „Forestier“, er nennt sich Demoulin, und seinen Erfinder, der frecherweise Zurmühlen heißt. Aber viel wichtiger ist bei Zeller die Tatsache, daß sein Falschspieler die Lyrik eines ahnungslosen Dritten als Werk jenes Demoulin deklariert. Dieser junge Mann, Elmar Kiesling, ist ein glühender Bewunderer des schriftstellernden Zurmühlen und sendet diesem seine Verse mit der Bitte um eine ehrliche Beurteilung zu – aus Toronto, wohin er sich vor seinen Kriegserinnerungen geflüchtet hat. Der Betrug im „Falschspieler“ besteht also weniger in der Fingierung der Autorenbiografie als vielmehr im schlichten Diebstahl fremden geistigen Eigentums. Und eigentliches Thema des Romans ist daher die traurige Geschichte des Elmar Kiesling, der von seiner Vergangenheit nicht loskommt und dessen Vertrauen dann von Zurmühlen böse mißbraucht wird.
 
Diese Geschichte ist höchst ungewöhnlich erzählt: Vier Texte von vier verschiedenen Ich-Erzählern werden kommentarlos aneinandergereiht – ein Romanbeginn, ein Stoß Briefe, ein gelehrter Bericht. An vierter Stelle steht die Schilderung des Verlegers Marc Geldner, der auf Tagebuchaufzeichnungen Kieslings stößt; dieser ist inzwischen weitergeflohen – als Einsiedler in die kanadischen Wälder. Ein gefundenes Fressen für den selbst schreibenden Verleger: Kieslings Leben wird kurzerhand als Plot eines Romans ausgeschlachtet, der verbitterte Dichter ein zweites Mal zum Opfer eines Falschspielers.
Michael Zeller geht also mit dem Fall Forestier sehr frei um: Dem erfundenen Dichter gesellt er einen geprellten lebendigen hinzu, aus einem geschäftstüchtigen Verleger werden zwei. Andererseits legt er den fiktiven Figuren wörtliche Realzitate in den Mund, so den bezeugten Ausspruch von Eugen Diederichs über die Relevanz von Forestiers Nicht-Existenz: „Der Ruhm einer solchen Leistung ist nicht an das Zufällige des Persönlichen gebunden.“ Durch all dies gerät allerdings das angekündigte Thema aus dem Blick. „Falschspieler“ ist kein Roman über einen autorenfixierten, oberflächlichen Literaturbetrieb geworden. Dafür gibt es aber eine tragische Künstlergeschichte, wie ein Puzzlespiel konstruiert und in ganz unterschiedlichen, auch witzigen Tonfällen erzählt.
 
Man ist versucht zu sagen: Zeller bedient sich nach Gutdünken aus einer realen Vorlage, eignet sich an, was ihm paßt. Probehalber sei einmal der Autor mit den diversen Fälschern in eine Reihe gestellt: Krämer, Zurmühlen, Geldner… Zeller? Diese Respektlosigkeit fordert der in Wuppertal lebende Schriftsteller übrigens selbst heraus: Ursprünglich erschien „Falschspieler“ nicht unter seinem Namen, sondern dem einer „Jutta Roth“ – nebst bewegter Biografie; versteckt unter dem aktuellen Einband findet sich bis heute ein weiterer mit dem falschen Autorinnennamen. Daß Zeller in diese zweifelhafte Gesellschaft keinesfalls gehört, erklärt sich mit dem einfachen Grund, daß „Falschspieler“ vom „Original“ der Forestier-Geschichte eklatant abweicht und überhaupt erst ein Kunstwerk daraus macht. Vielleicht ist das aber auch die vernünftigste Haltung in der Hegemann-Debatte: Genau dann, wenn in der Literatur unter Rückgriff auf Fremdes etwas ganz Eigenes entsteht, ist es kein falsches Spiel.
 
Michael Zeller: „Falschspieler“
© 2008 ars vivendi verlag GmbH & Co. KG, Cadolzburg
288 Seiten, Hardcover
ISBN: 978-3-89716-306-5
€ 17,90 (D)
 
Mit den Augen hören ...
... mit dem Herzen lesen

Michael Zeller - Die Sonne! - Früchte. - Ein Tod. 

Vor 107 Jahren starb in Worpswede im Alter von nur 31 Jahren, kurz nach der Geburt ihres ersten und einzigen Kindes die Malerin Paula Becker, verheiratete Modersohn, an einem Herzschlag (eine Embolie sei es gewesen, heißt es anderswo). Trotz intensiver künstlerischer Arbeit und Ausbildung stets im Schatten ihres Mannes Otto Modersohn stehend, wurde ihr Werk öffentlich erst spät als eigenständig anerkannt.

Michael Zeller hat einen der letzten Lebensabschnitte der Künstlerin in einem wunderbaren kleinen Roman und der fiktiven Begegnung mit dem ebenso fiktiven Schriftsteller Hans Anderland nachgezeichnet: den letzten Aufenthalt Paulas (so nennen wir sie einfach vertraulich mit Anderlands Sprache) in Paris, als sie Tür an Tür mit jenem die Bohème dieser Zeit lebte. "Die Sonne! Früchte. Ein Tod" hat Zeller den Roman übertitelt - bei der Gestaltung des Umschlags wurden die Begriffe im Sinne von Paulas schweren Farben umgesetzt. Ich spare es mir nicht bis zum Schluß der Besprechung auf, weil ich es gleich hier und jetzt loswerden will: eine Trouvaille!

Der Verlag ars vivendi veröffentlicht derzeit aus Anlaß des 100. Todestages von Paula Becker nach zwanzig Jahren den bereits 1987 erschienenen kleinen Roman noch einmal, nunmehr in vierter Auflage. Ein lohnendes Unterfangen, denn "Die Sonne! Früchte. Ein Tod" ist sicher eines der besten Bücher über Paula Modersohn-Becker, führt trotz aller Fiktion und Wahrheitsferne dennoch dichter an die Malerin der Sehnsucht heran, als es manch "ernste" Sekundärliteratur zu Leben und Werk der Künstlerin vermöchte. Und es ist von wohltuendem Humor durchdrungen, einer Heiterkeit, die oft genug schmunzeln läßt, im "Nachwort des Herausgebers" gar zu herzlichem Lachen, ist dieses Nachwort allein doch schon ein frecher, lesenswerter kleiner Geniestreich.

Der Deutsche Hans Anderland hat 1906 in Paris ein möbliertes Zimmer bezogen, um in Ruhe ein Marat-Drama und vielleicht ein wenig Prosa zu schreiben. Unvermeidbar lernt er die Zimmernachbarin kennen, eine junge Malerin, in die er sich bald mit heißer Eifersucht auf alles Männliche verliebt, das ihr Leben berührt. Da wäre zunächst einmal ihr Ehemann Otto Modersohn, vor dem sie nach Paris geflohen ist, um frei arbeiten zu können. Dann ist da ein manierierter deutscher Dichter namens Rilke, der Paula seine Aufwartung macht, von ihr gemalt wird und den armen Anderland nach allen Regeln abkanzelt. Schließlich tritt ein dritter Verdächtiger ins Bild, ein Bildhauer Hoetger, dem Hans Anderland ebenfalls nur schlechte Motive unterstellen mag. Wir wissen es aus der Geschichte: Paula wird ihrem Mann wieder nach Worpswede folgen und bald darauf sterben. Anderland hat keine Chance.

Wie Michael Zeller den herzklopfenden Alltag Anderlands, seine hoffnungslose Verliebtheit, zarte Annäherungen, das sich um Kopf und Kragen reden und einen katastrophalen "Absturz"  schildert, ist ein einziger Genuß. Mit Eleganz, genialen Wortfindungen und bildhaften Beschreibungen  nimmt er der Worpsweder Malerin die ihr anhaftende Erdenschwere. Das Aufeinandertreffen der dramatis personae in herrlichen Dialogen ist einfach delikat, seinem Protagonisten - in den er durch die Wahl der Warte des Ich-Erzählers hineinschlüpft - gibt er mit warmer Ironie beinahe pubertäre Züge. Zugleich wird bei der Lektüre deutlich, wie intensiv Zeller sich mit den Biographien der verwendeten realen Personen sowie deren Werk beschäftigt hat. Die Gemälde Paulas z.B., die er im Roman auftauchen und eine Rolle spielen läßt, sind sämtlich im Werk der Malerin wiederzufinden. Zeller beweist Seite um Seite saftiges Erzähltalent, das in der im Nachwort kunstfertig konstruierten Biographie Anderlands seine Krönung findet.
 
Michael Zeller - Die Sonne! - Früchte. - Ein Tod.
Roman
© 2007 ars vivendi, 137 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
12,90 €
Weitere Informationen unter: www.arsvivendi.com  -  www.michael-zeller.de