Ludwig-Galerie Oberhausen präsentiert Fotografie von Herlinde Koelbl Der Titel der am Sonntag gestarteten Schau ist
„Das deutsche Wohnzimmer, Spuren der Macht, Haare und andere menschliche Dinge“
Oberhausen - Die Ludwig-Galerie Schloß Oberhausen gibt ihren Besuchern seit Sonntag einen Überblick über das Werk von Herlinde Koelbl, einer der wichtigsten deutschen Fotografinnen. Bis zum 3. Mai vereint die Ausstellung unrter dem Titel „Das deutsche Wohnzimmer, Spuren der Macht, Haare und andere menschliche Dinge“ fotografische Werke aus allen Schaffensphasen von Koelbl, hieß es bei der Präsentation der Schau. Zu sehen sind Arbeiten zu den Themen Kinder, USA, Feiern/Feine Leute, Jüdische Porträts, Sexualität, Beziehungen, Behausungen, Schein und Sein, Schriftsteller, Uniformen oder ihrer zum Klassiker gewordenen Langzeitstudie Spuren der Macht.
1991 begann sie diese zunächst auf acht Jahre angelegte Studie, suchte sich fünfzehn Politikerinnen und Politiker sowie Vorstandsvorsitzende und beobachtete bei ihrem jährlichen Besuch, wie Amt und Verantwortung, öffentliche Aufmerksamkeit und Erfolgsdruck die Menschen veränderten. Ihre Bilder zu Joschka Fischer, Gerhard Schröder und insbesondere zu Angela Merkel haben für viel Aufmerksamkeit gesorgt. „Das deutsche Wohnzimmer“ war 1980 ihr erstes publiziertes Buch und gehört heute nach Angaben der Aussteller zu den Klassikern der deutschen Fotografiegeschichte.
Doch wäre es zu kurz gegriffen, Koelbl allein als Fotografin zu sehen. Zu zahlreichen ihrer Projekte gehört eine umfangreiche Text- und Interview-Arbeit. Filme und Videoinstallationen komplettieren ihr Werk. Bei „Jüdische Porträts“ aus dem Jahr 1989 gehören die umfassenden Antworten der „letzten Generation jüdischer Deutscher, die noch in die fruchtbare deutsch-jüdische Symbiose hineingeboren wurden – und die dann deren Zerstörung miterleben mußte“ untrennbar zum Werk hinzu und geben Zeugnis über Fragen zu Tradition, Heimat oder Religion, hieß es vor dem Start der Ausstellung weiter.
Koelbls tiefgehendes Interesse am Menschen zeigt sich ebenso in den Serien zu Kindern, Männern oder starken Frauen. Manchmal auch augenzwinkernd, wie bei den Beobachtungen zu „Feine Leute“. Doch sind es häufig nahezu soziologische Analysen, die sie mit ihren Projekten durchführt, so bei „Kleider machen Leute“, wo die Fotografin die Wirkung von Berufsornaten untersucht. Schriftsteller und deren Arbeitsplatz werden von ihr ins Bild gesetzt und immer wieder ist es der Mensch, der im Mittelpunkt steht. Ob über seinen körpereigenen Schmuck, das Haar, oder auch durch die Untersuchung von Schein und Sein.
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Internet: www.ludwiggalerie.de
Redaktion: Frank Becker |