Reisen mit Napoleon

von Jörg Aufenanger

Reisen mit Napoleon
 
Der Golfe de Juan zwischen Cannes und Nizza gehört immer noch zu den schönsten Orten an der Cote d' Azur, die doch vielerorts zugebaut und verschandelt worden ist und so den ursprünglichen Charme verloren haben. Für die Schönheit der Bucht und des Hafens zwischen Cannes und Nizza aber wird Napoleon kein Auge gehabt haben, als er hier am 1. März vor 2000 Jahren an Land ging, nachdem er sein Exil auf der Insel Elba verlassen hatte. Er hatte es nämlich eilig, nach Paris zu kommen, um dort wieder zu regieren. Die Erinnerung an die Landung wird in diesem Jubiläumsjahr auf vielfache Art und Weise gepflegt. Am ersten Märzwochenende wurde die Landung Napoleons mit sieben Schiffen und 1200 Getreuen, nachdem er drei Tage zuvor nach neunmonatigem Exil aufgebrochen war, nachgestellt. 150 Freiwillige schlüpften in die Uniformen der Grande Armée, inszenierten ein Feldlager sowie Defilés mit Pfeifern und Tambouren, ein Schießen mit der Artillerie, nachdem sie am Ufer des Golfes an Land gegangen sind. Ein napoleonisches Dorf wurde erbaut, um das kaiserlichen Zelt herum, in dem es auch einen gastronomischen Service gab, am Strand wurden Soldatenbiwaks errichtet.
Der Golfe de Juan gehört zu dem Städtchen Vallauris, der ein Picassomuseum beherbergt. Hier ist auch eine Napoleonstatue zu besichtigen. Im nahen Grasse über dem Meer wird im „Espace Napoleon“ dessen Landung und der Weitermarsch auf Paris historisch dokumentiert und an den Aufenthalt des Empereurs am 2. März 1815 erinnert. Grasse wäre nicht die Stadt des Parfums, wenn nicht auch ein Napoleonparfum für das Jubiläumsjahr kreiert worden wäre, und zwar durch das Label Galimard. Im Parfummuseum der Stadt erinnern einige Objekte auch an Napoleons Faible für betörende Düfte. So ein Flacon aus gegossenem Glas mit einem Propfen des napoleonischen Schlosses. Eine Art Reliquiensammlung in Parfum, wobei auch eine Flasche Eau de Cologne de Napoelon à St. Helene existiert, die so an die zweite Verbannung nach seiner Niederlage von Waterloo erinnert.
 
Mit der Landung im Golfe de Juan beginnt auch Napoleons zweite Herrschaft, die aber nur hundert Tage dauern wird. In Elba, wohin ihn die Alliierten verbannt hatten, nachdem er Europa in einen langen Eroberungskrieg gezwungen hatte, hatte er erfahren, daß das französische Volk über die Herrschaft Louis XVIII. murrte und über die Sanktionen, die der Wiener Kongreß der Sieger über Frankreich verhängen wollte. Zudem planten die Alliierten, ihn selbst endgültig aus Europa zu verbannen. Und so hatte Napoleon in Elba Getreue um sich geschart, um nach Paris zurückzukehren. Er proklamierte ein neues wiedererstarkendes Frankreich und verbreitete einen Aufruf im Land, vor allem an die Soldaten. „In meinem Exil hörte ich Eure Stimme. Ich habe alle Gefahren und Hindernisse überwunden. Euer General, auf dem Thron durch Volkes Wille, wurde Euch zurückgegeben. Kommt und folgt ihm.... Der Sieg geht im Sturmschritt. Der Adler mit den nationalen Farben wird von Kirchturm zu Kirchturm fliegen bis zu den Türmen von Nôtre Dame.“
Und im Sturmschritt eilt der Richtung Paris und der heutige Tourist und die Napoleonenthusiasten können ihm, wenn auch ohne Waffen, folgen, zu Fuß, hoch zu Pferd, auf dem Motorrad oder im Mietauto, gar in einer Art Rallye. Örtliche Agenturen haben dazu verschiedene Packages für Gruppen als auch Individualreisende zusammengestellt, so daß man sicher und sorglos reisen kann.
 

Redaktion: Frank Becker