Aufstrebt himmelhoch...

Mit Heinz Oelfke an Türmen der Bergischen Metropole hochgeschaut

von Frank Becker
Dem Turme geschworen, gefällt mir die Welt
(Goethe, Faust 2)

Türme haben seit jeher den Menschen fasziniert. Sie zu erbauen heißt, sich mit der Geschicklichkeit des Baumeisters ohne Flügel hoch aufzuschwingen, ja ein wenig die Welt hinter sich zu lassen. Erhaben stehen sie über dem irdischen Gewimmel und heben den, der ihre Höhe erklimmt, gar bewohnt, ab vom Jammertal, schenken ihm einen weiten Blick zu Horizonten und Himmeln. Aussichtstürme werden eigens zu diesem Zweck gebaut, Wacht-Türme helfen, die Annäherung des Feindes rechtzeitig zu erkennen, Leuchttürme weisen der Schiffahrt den Weg, Funktürme senden Botschaften um die Erde (schon vor Tausenden von Jahren wurden Lichtzeichen zur Nachrichtenübermittlung über Systeme von Türmen geschickt), Dichter ziehen sich zum einsamen Geschäft in ihren virtuellen Elfenbeinturm zurück und Kirchtürme sollen mit ihrer himmelan strebenden Höhe und dem Dröhnen ihrer Glocken die Macht des christlichen Gottes symbolisieren.


Hardt Elisenturm - Foto Oelfke

In seiner Hybris machte sich der Mensch gar daran, den Himmel selbst zu stürmen - das babylonische Gewusel und Gewirr hienieden kündet bis heute davon. Und immer neue Gebäude drängen in Gestalt von Türmen himmelwärts, derzeit hält das "Taipei 101" in der Hauptstadt Taiwans mit 508 Metern Höhe die Weltspitze. Wer wachen Auges durch seine Stadt geht - Heinz Oelfke hat das in Wuppertal getan - wird etliche Zeugnisse dieses Aufwärtsstrebens finden, vielleicht nicht eben in den Dimensionen des aufstrebenden Asien oder des gigantomanischen Amerika, doch beeindruckend genug, den Kopf in den Nacken zu legen und hinauf zu schauen.

Der auf Themen und Regionen spezialisierte Erfurter Sutton Verlag hat die fotografischen Ergebnisse des Oelfke´schen Spaziergangs im Herbst 2005 von West nach Ost durch die Bergische Großstadt Wuppertal unter dem Titel "Wuppertaler Türme" in Buchform gebracht. Lokalhistorisch interessant ist das schmale Bändchen mit seinen 102 Abbildungen von Kirch- und Wassertürmen,

Gaskessel Heckinghausen
Foto © Heinz Oelfke
turmähnlichen Fassaden, Geschäftshäusern, Zweckgebäuden und Aussichtstürmen allemal. Fotografisch genügt die Ansammlung von Schnappschüssen allerdings nur geringen Ansprüchen. Zu wenig Mühe hat sich der Flaneur mit der Kamera gegeben, auch mal einen anderen Blick als den von unten nach oben zu finden. Daß der Autor in seinem Nachwort nachdrücklich dazu auffordert, die "Bäume und anderes Grünzeug" der Stadt im Bergischen Land abzuholzen, um den Blick auf die unbestritten schönen Türme frei zu machen und dabei die lebensnotwendige grüne Lunge der Stadt als "Urwald und Gestrüpp" bezeichnet, zeigt eine erschreckende Kurzsichtigkeit. Sympathie wird für eine solch bornierte Haltung kaum aufkommen können.

        
Beispielbild


Heinz Oelfke
Wuppertaler Türme

©
2006 Sutton Verlag, Erfurt
95 Seiten mit meist farbigen Fotografien
von Heinz Oelfke
17,90 €

Weitere Informationen unter:
www.suttonverlag.de



Interessant zum Thema, jedoch nur noch antiquarisch zu bekommen:



Bernd Fischer - "Türme in Wuppertal"
edition kierdorf 1986