How About You?

Jörg Seidel – „Swing To Bing“

von Frank Becker

How About You?
 
Als feinsinnigen Jazz-Gitarristen und gelegentlich auch als durchaus achtbaren Crooner haben wir Jörg Seidel bereits verschiedentlich vorstellen dürfen – zuletzt vor vier Wochen im klangvollen Gitarren-Duo mit Frank Haunschild. Nun liegt uns Seidels Bing Crosby gewidmetes Vokal-Album „Swing To Bing“ vor – glücklicherweise, darf man sagen, denn pures Vergnügen sind die elf Titel, mit denen sich Jörg Seidel als brillanter Jazz-Sänger auf den Spuren eines seiner großen Idole präsentiert. Aaron Woensch am Klavier, der ganz sicher Oscar Peterson zu seinen Vorbildern zählt und wunderbar abschweifen kann, Johannes Strasser gediegen am Kontrabaß (sein Solo in „At Your Command“ ist ein Schmankerl) und der angenehm dezent agierende  Schlagzeuger Walter Grassmann, die klassische Trio-Formation, geben ihm mit schönen Solo Features die elegant swingende Basis für eine genußvolle Dreiviertelstunde.
 
Das ein wenig rauchige Timbre der unaufdringlichen Stimme Seidels ist wie gemacht für die auserlesenen Standards von u.a. Ray Noble, Irving Berlin, Cole Porter, Victor Young und natürlich Bing Crosby, die Jörg Seidel vortrefflich interpretiert, wobei er einer raren hohen Kunst zu neuem Ansehen verhilft: er ist nämlich ein hervorragender Scatter – und die sind wahrlich äußerst dünn gesät. Ich weiß gar nicht recht, welchen Scat ich am schönsten finden soll – der in „Waltzing In A Dream“ gehört da zu den Favoriten. Auch der Spaß mit der „Posaunen“-Einlage in „I Don´t Stand A Ghost Of A Chance“ geht ihm gut von den Lippen. Sangliche Unterstützung findet er in Monika Ballwein, die ihm in (leider nur) drei Stücken zauberhaft zur Seite steht, u.a. im delikaten Scat-Duett in „Don´t Fence Me In“ und im romantischen Duett „How About You?“ von Burton Lane und Ralph Freed aus dem Musical „Babes On Broadway“. Natürlich greift Jörg Seidel auch mal – nur einmal – zur Gitarre: in „Exactly Like You“ zeigt er a la bonheur den Umgang mit den Saiten.
 
„Swing To Bing“ gehört zu den aktuell besten deutschen Jazz-Produktionen – wir legen Ihnen das Album dringend ans Herz und zeichnen es, weil es rundum gelungen ist, mit dem Musenkuß aus.
 
Jörg Seidel – „Swing To Bing“
© 2014 Swingland Records
Jörg Seidel (voc / g, 9) – Aaron Woensch (p) – Johannes Strasser (b) – Walter Grassmann (dr) – Monika Ballwein (voc 2, 5, 7)
 
Titel:
1. (Where Are You) Girl Of My Dreams – 2. Isn´t That A Lovely Day? – 3. Dinah – 4. I Don´t Stand A Ghost Of A Chance – 5. Don´t Fence Me In – 6. Waltzing In A Dream – 7. How About You? – 8. My Woman – 9. Exactly Like You – 10. At Your Command – 11. From Monday On
Gesamtzeit:  46:22
 
Weitere Informationen:  www.joergseidel.de