Ein gewisser Monsieur Plume
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Die Zeit der Absinth-Dichter schwang noch nach, als Micheaux die Szenen um seine mit ungläubigen Augen die Welt betrachtende und auch im Unglück liebenswert duldsame Kunstfigur (Plume = Feder) schuf. Alles Mißgeschick ereilt ihn, der doch nur in Frieden seinen Käsekuchen essen möchte - doch während sich um ihn herum die These John Hobbes´ erfüllt: "Homo homini lupus", bleibt der kleine Herr Plume gelassen und wischt in braver Ordentlichkeit auch noch den letzten verbliebenen Krümel von der blendend weißen Tischdecke.
Mendroch Idealbestzung
Mit Horst Mendroch hat Regisseur Schlömer die Idealbesetzung dieses introvertierten Bürgers gefunden, den man
20.00 Uhr, Reihe 14 Mitte
Fast hatte ich schon geglaubt, die Pest, der Alptraum, der jahrelang Theatervorstellungen und Konzerte zertrümmernden Mobiltelefon-Töne sei ausgerottet. Doch die Dummen (oder Wichtigen?) werden nicht alle. Als ziemlich genau um 20.00 Uhr sehr lange das Mobil-Telefon einer Blondine in Reihe 14, Mitte in die Aufführung einbrach, war man fast geneigt, die Melodie des Klingeltons für einen Teil der Inszenierung zu halten, weil die Darsteller das so elegant überspielten. Es war aber wieder mal nur einer der Alpträume eines Ensembles. Solche allerdings durchleben, durchtaumeln auch die Figuren des Stücks - beeindruckend die von Tanja de Wendt koordinierte Bausch-nahe Tanzsequenz mit Kathleen Morgeneyer und Ilja Niederkirchner. Apropos Töne: Am Klavier leistet Marin Petrov mit akzentuiertem Anschlag einen wichtigen Beitrag
Allein in der Welt
"Ich bin nicht allein in der Welt", sagt der Protagonist irgendwann gegen Ende. Ist er aber, fühlen alle, die ihm zuhören. Und fühlen vielleicht in eben dieser Sekunde ihre eigene Isolation. "Wehe dem, der sich zu spät entscheidet - der erst noch seine Frau fragt oder erst noch einkaufen geht..." - eine deutliche Warnung. "Im Flachland wird um Hügel gefeilscht" - ein witziges Aperçus. 2 Stunden, keine Pause! warnt das Programmheft. Ein Segen: nach 95 Minuten war es vorbei. Und noch zu lang. Joachim Schlömer wäre gut beraten, noch einmal Schere und Nadel einzusetzen und einige Abnäher an diesem interessanten Stück zu machen. Monsieur Plume wird ihm das nicht übel nehmen - und die Theaterbesucher werden es ihm danken. Plumes Bemerkung: "Wenn ich einen Autor nicht verstehe..." sorgte für herzliche Zustimmung beim Publikum. Eine Straffung würde vielleicht zu einem besseren Verständnis führen. Doch: Allein um Horst Mendroch in dieser Rolle zu erleben, sollte man sich eine Karte sichern. Die nächsten Vorstellungen sind am 5., 10., 11. und 28.2.07.
Weitere Informationen unter: www.duesseldorfer-schauspielhaus.de