Auf Augenhöhe

Malte Dürrschnabel Quartet – „Strayhorn“

von Frank Becker

Auf Augenhöhe
 
Was fast wie eine Paraphrase auf „O Tannenbaum“ mit einem Altsaxophon-Solo von Malte Dürrschnabel beginnt, ist jedoch Billy Strayhorns „Lush Life“, einer der seit seiner Erstaufführung 1938 meistgespielten Standards der Jazzgeschichte. Nach 1:50 Minuten löst sich das Opener-Solo auf, geht in eine harmonische Ensemble-Nummer über und schmeichelt wie akustischer Nektar dem Ohr. Temporeich swingend schließt sich „Johnny come lately“ an. Das Quartett um den Kölner Saxophonisten zeigt hier wie bei den folgenden acht neu arrangierten Stücken Strayhorns, mit denen sie den Ausnahme-Musiker zu seinem 100. Geburtstag ehren, schlicht und einfach Weltklasse. Strayhorn (1915-1967) hätte das mit glänzenden Augen goutiert. Traumhaft weht „A flower is a lovesome thing“ durch den Raum, sensibel Rainer Böhms Anschlag, dezent Silvio Morgers Behandlung des Drumsets, beinahe summend Henning Gailings Kontrabaß als Rückgrat für Dürrschnabels melancholisches Saxophon-Spiel. Eine Delikatesse.

Sie beherrschen Bebop und Ballade, sind im Solo-Feature wie im homogenen Ensemble perfekt, lassen Träumen („Day Dream“) und Finger schnippen („Juice a-plenty“). Das Tribut-Album für Strayhorn ist ein kongenialer kreativer Soundpool, die neue Umsetzung der bekannten Titel ein Geniestreich auf Augenhöhe.
Dafür unsere Anerkennung: den Musenkuß  
 
Malte Dürrschnabel Quartet – „Strayhorn“
© 2014 Laika Records
Malte Dürrschnabel (as, cl) - Rainer Böhm (p) - Henning Gailing (b) - Silvio Morger (dr)
 
Titel:
1 Lush life - 2  Johnny come lately - 3 Smada - 4 A flower is a lovesome thing - 5 Raincheck - 6 Star-crossed lovers - 7 Juice a-plenty - 8 Day dream - 9 Upper Manhattan -10 Isfahan
 
Gesamtspieldauer: 61:16