„Reif für die Insel“

Ausstellung in Waltrop

von Andreas Rehnolt


Ausstellung „Reif für die Insel“ in Waltrop
 
Die Entstehung und Entwicklung des Tourismus mit ihren
Auswirkungen auf den Ferieninseln Sylt, Hiddenseee und Mallorca
 
Waltrop - „Reif für die Insel“ ist der Titel einer Ausstellung, die - rechtzeitig vor dem großen Ferien - seit dem 26.5.2016 im Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop zu sehen ist. Die bis zum 19. März kommenden Jahres geplante Schau zeigt die Entwicklung des Tourismus auf den Ferieninseln Sylt, Hiddensee und Mallorca und macht so richtig Vorfreude auf die nächste Reise dorthin. „Urlaub ist die kleine Flucht aus dem Alltag. Und nirgendwo kann man die arbeitsfreien Wochen schöner verbringen als auf einer Insel“, so die Aussteller. Die wärmende Sonne, das rauschende Meer, kreischende Möwen und Sand zwischen den Zehen, so fühlten sich die Deutschen wohl.
Sylt, Hiddensee und Mallorca sind drei äußerst unterschiedliche Ferienparadiese. Jede dieser Inseln verkörpert ein bestimmtes Klischee. Die Insel der Schönen und Reichen in der Nordsee, die Insel der Einzelgänger und Naturliebhaber in der Ostsee und die Insel der Massen und der Stars im Mittelmeer. Die Klischees stimmen zwar, allerdings sei die Wirklichkeit deutlich vielschichtiger, so die Kuratoren. Mit 500 Exponaten zeigt die Ausstellung, wie sich der Tourismus am Strand entwickelt hat. Zu sehen sind Plakate, Souvenirs, Bademode, Gemälde und Fotografien.


Pensionszimmer des FDGB auf Hiddensee
 
Die Ausstellung zeigt außerdem, wie diese Inseln für den Tourismus entdeckt wurden, wie sich die Art des Urlaubs auf ihnen im Laufe der Zeit verändert hat und welchen Wandel sie durch den Fremdenverkehr erfahren haben. Die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten dieser drei Eilande zeigen, wie die Deutschen ihren Urlaub verbringen – vom Kaiserreich bis heute, in Ost und West, im Inland und im Ausland. Seit 1855 - damals noch unter dänischer Hoheit darf sich Westerland, die Inselhauptstadt Sylts, „Seebad“ nennen. Bis heute ist das VIP-Image der Insel geblieben, auch wenn der eigentliche Reiz der Insel ihre grandiose, von den Naturgewalten stets bedrohte Strand- und Dünenlandschaft ist.
Auf Hiddensee geht es ungezwungener zu – der fahrbare Untersatz taugt auf der autofreien Insel nicht als Statussymbol. In der Weimarer Republik war die Insel der „Balkon von Berlin“. Gerhart Hauptmann und Asta Nielsen besaßen hier Sommerhäuser; Thomas Mann, Albert Einstein, Joachim Ringelnatz und Heinrich George suchten dort Erholung. In der DDR galt Hiddensee als das begehrteste Reiseziel des Landes. Zwar durften die Hiddenseer einige Zimmer direkt an Privatgäste vermieten, doch der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund kontrollierte die Zuteilung fast aller freien Betten auf der Insel.
Ab 1900 etablierte sich die bis dahin allenfalls durch George Sand und Frédéric Chopin bekannt gewordene spanische Ferieninsel Mallorca mit der Kathedrale von Palma als Kulturreiseziel, während sich erst später auch der
Strandurlaub entwickelte. In den 1930er Jahren bildete sich eine Kolonie von Deutschen, von denen einige Zuflucht vor Hitlers Drittem Reich suchten. Spätestens als der Düsenjet Ende der 1960er Jahre das Propellerflugzeug ablöste, setzte sich Mallorca als erschwinglicher Urlaubsort mit Sonnengarantie bei den Deutschen durch. Heute stellen sie vierzig Prozent der 9,7 Millionen Touristen, die Jahr für Jahr auf die Insel kommen.
 
Im Essener Klartext-Verlag ist zur Ausstellung ein 455-seitiger, sehr informativer und reich bebilderter Katalog mit dem Titel „Reif für die Insel“ erschienen. Herausgeber des Katalogs sind Arnulf Siebeneicker und Mathias Wagener. Der Band mit der ISBN 978-3-8375-1668-5 hat einen Festeinband und kostet 19,95 Euro.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Kontakt: Schiffshebewerk Henrichenburg - Am Hebewerk 26 - 45731 Waltrop - Tel: 02363 - 0707-0

Redaktion: Frank Becker