Großer Opernabend in Dortmund Christine Mielitz inszeniert Premiere 2.2.2008
Pietro Mascagni: Cavalleria Rusticana Melodram in einem Aufzug Dichtung von Giovanni Tarioni -Tozzetti und Guido Menasci Leoncavallo: I Pagliacci (Der Bajazzo) Drama in zwei Akten und einem Prolog Dichtung vom Komponisten
Ekhart Wycik bravourös Vor gerade einmal zehn Jahren gab es die letzte Inszenierung dieses populären Naturalismus-Reißers in Dortmund. Damals hatte der Dirigent Hillary Griffith noch beträchtliche Mühe mit dem Orchester und einer bühnenadäquat spannungsvollen musikalischen Umsetzung. Dieses Mal war es anders: Ekhart Wycik, stellvertretender GMD und 1. Kapellmeister, trumpfte mit dem Dortmunder Orchester geradezu auf. Er war das stringente musikalische Zentrum der Produktion, Maestro und Spielmeister, der alles Musikalische bravourös zusammenhielt. Das Orchester zeigte, was es, gut motiviert, zu leisten imstande ist. Und hier ist (auch nach der von mir besprochenen sehr guten „Verkauften Braut“) mittlerweile eine Spitzenposition über den NRW-Raum hinaus durchaus avisiert. Mit großem dramatischen Verve, genügend Italianitá und einem stetig brennenden veristischen Feuer lotete Wycik alle Schönheiten der Partitur in wunderbarer lyrischer Sentimentalität, aber auch großsinfonischen dramatischen Bögen perfekt aus. Ein Sonderlob den Blechbläsern! Christine Mielitz´ Konzept schlüssig Christine Mielitz überzeugte mit einem schlüssigen und überzeugenden Regiekonzept, welches am Ende beim Publikum nicht nur einhellige Zustimmung fand, sondern auch zurecht uneingeschränkt bravourösen Jubel auslöste. Ein in jeder Hinsicht überzeugend spannender Musiktheaterabend, der im NRW-Umfeld, zur Zeit, seinesgleichen sucht. Die CAVALLERIA kam im Stil streng ritualisierten Griechischen Theaters daher. Beklemmend und in durchgehender schwarz-weiß Chromatik bewegte man sich in einer choralen, schon beinah
Der Rest ist Ritual, ist traditionelle Vollstreckung barbarisch eherner Dorfgesetze. Das weiß auch Turridu, und so wirft er in einem grandios inszenierten Finale auf offener Bühne sein Messer zur Seite und bietet Alfio die Kehle an. Der Mord ist nur die stringente logische Vollstreckung der Todesstrafe, die solcherlei Vergehen nun einmal nach sich zieht. Die untreue Lola wird standesgemäß als nächste folgen, das ist hier schon klar. Ein Finale, das unter die Haut zeitlich mitdenkender Menschen geht. Fünf Sterne - ohne Einschränkung! Neben einer exzellenten Lichtregie beeindruckte auch und vor allem der bestechende Bühnenraum, den Harald Thor geradezu kongenial für die Mielitzsche Handlungs-Dramaturgie entworfen hat. Die mit Abstand beste und dichteste Inszenierung, die ich von der Regisseurin Christine Mielitz bisher gesehen habe. Für diese ungeheuer unter die Haut gehende Arbeit und die fantastische Ensembleleistung: 5 Sterne ohne Einschränkung! Beim BAJAZZO ist, schon der Musik entsprechend, grellbunte Farbigkeit angesagt. Der Prolog spielt vor dem großen geschlossenen Theatervorhang. Danach zeigt uns die Regie das heftige und
Mitreißende Stimmen Zum sängerischen Teil sei erst einmal notiert, daß es in Dortmund (wie z.B auch in Düsseldorf) noch eine überzeugende Ensemblepflege gibt. Auch der Chor, Leitung: Grannville Walker, hat sich vom in alten Zeiten noch in meiner Erinnerung befindlichen statuarischen Beiwerk heuer zu einem mitreißend agierenden Kollektiv entwickelt, welches auch gesanglich stimmungsvoll prächtig harmonierte. Daß man die meist höchst schwierigen Rollen mit hauseigener Personage derartig qualitativ besetzen kann, ist erstaunlich. Last but not least die Kostüme: Dorothee Schumacher gab den Darstellern in der CAVALLERIA in ihren schwarzen nüchternen Anzügen und Sonntags-Kleidern genau jene Bigotterie und Gefährlichkeit, welche die Szene permanent und vor allem in den Gruppenbildern mit den Choristen zu einer bedrohlichen anonymen Masse werden läßt. Hier existieren weder Spaß noch Lebensfreude. Ganz anders im BAJAZZO: Hier entspricht das ungeheuer vielfältige Outfit schon mehr dem eher städtisch orientierten farbigen Lebenswandel einer sich schon in den 50er Jahren entwickelnden Spaßgesellschaft. Die Lebensfreude drückt sich entsprechend in den bunten Farben und der legeren Kleidung ihrer Menschen aus. Unbedingt zu empfehlen! Die einhellige Zustimmung des Publikums ehrte zu Recht ein großartiges Ensemble und eine mehr als gelungene Regieleistung. Der Anspruch guten und spannenden Musiktheaters erfüllt sich ohne Mätzchen, Verfremdungen oder Provokationen (wie sie zur Zeit im Umfeld Essen oder Gelsenkirchen en vogue sind!) auf sehr werktreue Art und Weise. Dieser Opernabend hat in beinah jeder Hinsicht richtig Freude gemacht. Lohnenswert und unbedingt zu empfehlen!
Weitere Informationen unter: www.theaterdo.de Redaktion: Frank Becker |