Viermal um die Erde

Dieter Langer – „Welt Weit Weg - Camper, Cockpit & Kajüte“

von Frank Becker

Cover-Design & Photo: Rian Heller
Brennender Asphalt, vereiste Tragflächen,
kochende See und eiskalte Piraten
 
Weltweite Abenteuer eine Globetrotters
zu Land, Luft und Wasser
 
„Nichts auf der Welt ist so stark wie eine Idee,
deren Zeit gekommen ist.“
Dieter Langer
 
Wer von uns gestandenen Männern hätte nicht als Junge Abenteuer- und Reiseliteratur verschlungen – angefangen bei Karl May und den Abenteuern des „Seeteufels“ Graf Luckner über Sven Hedins und Thor Heyerdahls große Entdeckungsreisen bis zu Forschern wie Hans Helfritz und Herbert Rittlinger und puren Abenteurern wie Thomas Stevens, Heinrich Horstmann und Heinz Helfgen, die sich jeweils mit dem Fahrrad auf die Reise um die Welt begaben. Und wer von uns hätte nicht davon geträumt, mit dem einzigen Ziel fiebernd in die unbekannte Welt vorzustoßen: die Freiheit und das Neue in der Ferne zu finden. Gibt es solche Abenteuer auch heute noch? Die Vorbilder unserer unbändigen Reiselust waren in einer Zeit zu ihren Expeditionen aufgebrochen, die sich ein junger Mensch heute kaum noch vorstellen kann: Mobiltelefone waren noch nicht erfunden, kaum irgendwer, zumal in den bereisten fernen Winkeln der Erde hatte überhaupt ein Telefon. An Navigationssysteme und Internet-Verbindungen, E-Mail und Smartphones dachte noch kein Mensch. Es gab Land- und Straßenkarten, ja sogar noch unerforschte Flecken auf dem Globus und man brauchte zum Überschreiten jedweder Landesgrenze einen Reisepaß, meist war ein Visum mit umständlichen Prozeduren erforderlich, viele Länder gar verboten. Es waren Reisen ins Ungewisse.
 
Der in Schlesien geborene naturalisierte Berliner Ingenieur und Globetrotter Dieter Langer (Dieter Hildebrandt hat einmal treffend gesagt: „Die besten Berliner sind sowieso Schlesier.“) hat sich diesen Traum erfüllt - gleich viermal ist er in gut 30 Jahren um die Welt gereist – 1973-75 mit einem Wohnmobil, 1992-93 und 1996 mit einer einmotorigen Propellermaschine und 2000-2009 als Einhand-Segler. Als er die ersten Reisen unternahm, hatte auch er noch nicht die Segnungen moderner Kommunikation zur Verfügung.
Schon die erste große Reise mit Wohnmobil und Inge öffnete Dieter Langer bei der Durchquerung Vorderasiens, Persiens, Pakistans, Indiens, Asiens von Bali bis Laos, in den USA, Mexiko, entlang der Panamericana, in den Anden, Peru, Argentinien und Brasilien schillernde Welten und die Begegnung mit Menschen zahlloser Kulturen. Sie brachte ihn und seine Partnerin aber auch in mancherlei prekäre Situationen. In Indien drohte der Mob nach einem Verkehrsunfall mit Lynchen, obwohl die beiden Reisenden nur Zeugen waren, in Laos herrschte Krieg, und in Argentinien schauten sie in die Gewehrläufe des Militärs, als sie glaubten, im Nirgendwo zu campieren, aber auf Sperrgebiet geraten waren. Alles ging gut.
 
Deutschland wurde ihm danach zu eng und die Vereinigten Staaten schienen gerade weit weg und groß genug. Er ging nach Kalifornien, gründete eine Firma und lebte sieben Jahre „in the fast lane“, wie die Amerikaner sagen. Erneut meldete sich der Globetrotter in ihm und mit einer einmotorigen Maule Hochdecker hob er 1992 zum Tiefflug um die Welt ab. Ein Abenteuer, das Berufspiloten für schieren Wahnsinn hielten und über das seine Freunde nur den Kopf schüttelten. „Ja“, gibt Langer heute zu, „einige Flüge waren riskant, wie der Flug ohne Genehmigung in den Jemen oder der 21½-stündige Flug von Hawaii nach Kalifornien, auf dem er am Ende unter Halluzinationen litt. Aber es gab auch verrückte Highlights, wie eine Flußbettlandung in Grönland oder die Schafwiesenlandungen in Australien.“ Und Langer bewies, daß vieles möglich ist, wenn man es wagt. Nach 433 Flugstunden und ein Jahr später landete er wieder im sonnigen Kalifornien.
Die Welt aus der Vogelperspektive begeisterte ihn so sehr, daß er drei Jahre später erneut ins Flugzeug stieg, um - im Jahr der 100. Olympischen Spiele - zu 28 olympischen Städten zu fliegen und während der Spiele in Atlanta zu landen.
 
Dann reizte Dieter Langer das dritte Element - Wasser. Im Jahr 2000 nahm er seine längste Weltreise ins Visier, besser gesagt: in den Sextanten und stach mit seinem vierzig Jahre alten Zweimaster „Ala di Sabah“ in See. Nur ein Jahr später setzten ihm seine Freunde zu, die gefährliche  Weltumsegelung aufzugeben, nachdem er einen Piratenüberfall vor Ecuador nur um Haaresbreite überlebt hatte - mit einer Kugel Kaliber .38 in der Brust, die ihm in Deutschland herausoperiert wurde. „Die bewahre ich zu Hause, ganz hinten in einer Schublade auf, weil ich nicht ständig daran erinnert werden möchte.“ Danach kehrte er an Bord zurück und setzte die Reise über den Pazifik, den Indischen Ozean und den Atlantik fort. Zehn Jahre lang durchkämmte er die Weltmeere und ging dabei viele Male an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Ans Aufgeben dachte er nicht. Weder nach Mastbruch in der Südsee, noch im Jahr 2004, als er den Jahrhundert-Tsunami in Thailand überlebte. Auch nicht, als er in den Malediven auf ein Riff segelte und sein Boot zu zerschellen drohte. Erst 2009 in Brasilien warf er den Anker ein letztes Mal.
 
In seinem 480 Seiten starken Buch „Welt Weit Weg“, das im vergangenen Jahr erschienen ist, beschreibt er seine Reisen, erzählt er von all den

Dieter Langer bei einem seiner Vorträge - Foto © Frank Becker
unglaublich schönen Erlebnissen, haarsträubenden Abenteuern, wunderbaren Menschen und lebensgefährlichen Situationen, bürokratischen Hürden und diplomatischen Hilfen, die er bei seinen Reisen erlebt hat. „So zwischendurch“ hat Dieter Langer zwei Sechstausender in Nepal bestiegen (1979 den Dampush Peak und 1981 den Ganesh Himal), hat 1983 mit einem Hundeschlitten Grönland durchquert und hat 612 Fallschirmsprünge u.a. über den meisten der 28 Olympiastädte) absolviert. Bei der Weltreise mit dem Camper stand ihm Partnerin Inge zur Seite, seine Freunde Wolfgang und Utz haben ihn streckenweise im Flugzeug und auf dem Boot begleitet.
 
Dieter Langer lebt heute in Düsseldorf. Über seine Reisen hält er Vorträge und kann über dl@weltweitweg.eu gebucht werden.
Der Segler und Autor Klaus Hympendahl schrieb in seinem Buch ‚Yacht-Piraterie‘ über Dieter Langer: „Ein Mann, den immer das interessiert, was sich hinter dem Hügel verbirgt.“ Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.
 


„Was für die meisten Menschen das Wichtigste im Leben ist, das Geldverdienen,
war für mich nur eine notwendige Pause zwischen den Abenteuern.“
Dieter Langer
 
Dieter Langer – „Welt Weit Weg - Camper, Cockpit & Kajüte“
Herausgeber: Wolfgang Te Breuil
© 2015 Pro Business GmbH, 480 Seiten, gebunden/Broschur, mit farbigen Bildern und Karten – ISBN 978-386386-884-0
19,80 € / 32,- € (Hardcover)