Que reste-t-il de nos amours…

Jörg Aufenanger – „Bin ich nun ein Wirtschaftswunderkind..."

von Robert Sernatini

Que reste-t-il de nos amours…
 
»Ja was, ja wer bin ich gewesen, daß ich so geworden bin, wie ich bin?
Wie nah, wie fern bin ich dem, der ich einmal war?«

Vieles habe ich vergessen. Blindflecken der Erinnerung bleiben. An manches erinnere ich mich noch genau. Manches erfinde ich neu. `Wahrlügen´ hat Louis Aragon das autobiographische Schreiben genannt.“ - Jörg Aufenanger legt nach „Bin ich nun ein Trümmerkind ...“ mit dem zweiten Buch seiner Erinnerungen „Bin ich nun ein Wirtschaftswunderkind?“ ein Bekenntnis des Getriebenseins, der Ruhe- und Heimatlosigkeit ab, ein Zustand, der bis heute - der frankophile Journalist, Theatermann und Flaneur lebt schon lange in Berlin - andauert. Wuppertal, Dortmund, Berlin, Paris, Intermezzi an der Côte d´Azur, in den Dolomiten, in Rom und Ostende, Stationen eines rastlosen Lebens. Lehrjahre der Adoleszenz – und der Liebe. Denn die spielt unübersehbar eine wesentliche Rolle im jungen Leben des Gynasiasten in den 50er und 60er Jahren, einer Zeit des gesellschaftlichen Auf- und Umbruchs, als er sich an Geige, Klavier, Literatur, Malerei und an Mädchen ausprobiert.

Von Schule und Politik wird die Nazi-Vergangenheit stillschweigend übergangen, ein erklärender Vater fehlt, die Mutter bleibt im Halbschatten. Sexuelle Neugier, erotische Versuche und libidonöses Mädchen-Sammeln treiben den zerrissenen Jungen ebenso an wie die Suche nach intellektuellen Vorbildern, die er oft in seinen Lehrern als Ersatz-Figuren findet. Da ist ein Druckfehler auf Seite 43 gewiß eine interessante Fehlleistung: ... Heinrich Krefeld, den Griechischlehrer, beseelt von seinem Beruf und einen pädagogischen Eros in alter Tradition“. Das unausgegorene Frauenbild der 50er und 60er Jahre bestimmt das Denken und Handeln des Halbwüchsigen, der sich zu Höherem berufen sieht, sich von Altersgenossen distanziert und als Einzelgänger seine Bahnen zieht.

Ein Porträt seiner Zeit, also der Wirtschaftswunder-Jahre in die auch der DDR-Mauerbau 1961, die Kuba-Krise 1962 und die Ermordung Kennedys 1963 fielen, zeichnet er keinesfalls, das konstatiert er selbst, aber wer damals jung gewesen ist und Aufenangers literarische, musikalische und zeitgeschichtliche Streiflichter aufblitzen sieht, erkennt seine Zeit dennoch wieder.
 
Jörg Aufenanger – „Bin ich nun ein Wirtschaftswunderkind?“
Augenblicke aus der Wunderzeit
Paperback
© 2014 NordPark Verlag, 176 S., Broschur, ISBN: 978-3-943940-02-2
10,50 €
 
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