Auf dem Teppich bleiben...

Elbphilharmonie in Hamburg endlich eröffnet - Ein Kontrapunkt

von Peter Bilsing

Wie schön, daß - wenn das Schiff auch sinkt - die Klassik stilvoll weiterklingt.
(Bild © Jürgen Drese - Text © Andreas Greve)

Elbphilharmonie in Hamburg endlich eröffnet
 
Auf dem Teppich bleiben...
 
Endlich, nach neun Jahren Bauzeit - dem dreifachen des Geplanten (!) - und der gigantischen, schier unfaßbaren Kostenüberschreitung - dem zehnfachen des Geplanten (!!!) - ist sie nun schließlich fertig und wurde feierlich mit bemerkenswertem Aufwand und Programm eröffnet. Keiner spricht mehr von „Alb-Philharmonie“. Glänzende Augen, Jubel allüberall, wo jahrelanger Hohn die planlosen Planer überzogen hatte.
 
Obwohl Kanzlerin Merkel es sich nicht nehmen ließ, zum Stapellauf des Kultur-Flaggschiffs zu erscheinen und sich im Glanz der Verschwendung zu sonnen, sah man keinen ihrer Schützlinge, der Flüchtlinge bzw. las etwas darüber, daß wenigsten ein paar Karten an unsere Neuankömmlinge verschenkt wurden oder wenigstens ein paar handverlesene von unserer Regierungschefin dazu eingeladen worden wären. Das wäre doch ein schönes und glaubhaftes Zeichen der Willkommenspolitik auch zur Hoch- und Leitkultur gewesen.
 
Ob das Haus nun wirklich das sogenannte „8.Weltwunder“ ist, wie man in Hamburg schon mehrfach großspurig verkündete, und ob man „über den großen Teich ganz neidisch" nach Hamburg herüber blicken wird, wie einst der Initiator Ole von Beust vollmundig erklärte, bevor er sich abseilte, sei dahin gestellt. Auch die bei fast einer Milliarde Baukosten ja schon überfällige Erklärung der Hamburger Senatoren und Altvorderen, daß es sich um den mit Abstand besten Konzertsaal der Welt (warum nicht gleich des ganzen Universums?) handele und danach erst einmal eine Weile nichts käme, zeigt den jetzt schöngeredeten Größenwahn bei der Verschleuderung von Steuergeldern. 
Immerhin verlautet, daß die Philharmonie kein Edelveranstaltungsort der Oberen Zehntausend (wie z.B. die Salzburger Festspiele! - Anmerkung Red.) sein soll, sondern man böte auch zu Eintrittpreisen, die auf dem Niveau einer Kinokarte lägen, jüngeren Menschen demnächst Zugang zu Konzerten an; ein Aspekt, der erfreut.
 
Auch Bundespräsident Joachim Gauck war beim Festakt vor dem Konzert anwesend „Das Wahrzeichen einer weltoffenen, vielfältigen Metropole – und ein Juwel der Kulturnation Deutschland“.
Und Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ es sich nicht nehmen in der Konzertpause von einem „fantastischen Konzertsaal“ zu reden – und weiter „Eines Tages werden wir alle sehr stolz sein, daß auch zu unseren Zeiten mal etwas gebaut wurde, wo Menschen vielleicht in 50 und 100 Jahren noch sagen: Guck mal, das war damals im Jahr 2017, am 11. Januar.“ Na guck mal.
 
Peter Bilsing
 
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Redaktion: Frank Becker