"Also ääährlich" - Jürgen von Manger wäre heute 85 Jahre alt geworden

Reminiszenzen

von Andreas Rehnolt

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"Also ääährlich"
wurde sein Markenzeichen


Der Schauspieler und Kabarettist Jürgen von Manger wäre am 6. März 85 Jahre alt geworden


Düsseldorf/Bottrop - "Also ääährlich, wissen'se". Millionen deutscher Fernsehzuschauer können sich noch an den Schlachtruf des Adolf Tegtmeier erinnern, dem Ruhrgebietskumpel mit dem herabgezogenen Mundwinkel, der zu allem und jedem was zu sagen hatte. Geistiger Vater der Kunstfigur Tegtmeier war der Schauspieler und Kabarettist Jürgen von Manger, der heute, am 6. März 85 Jahre alt geworden wäre. Von Manger starb nach mehreren Schlaganfällen 1994 in der Ruhrgebietsstadt Herne.
Der 1923 in Koblenz geborene von Manger wurde bundesweit bekannt, als er 1962 den Tegtmeier vorstellte, der vielen Fernsehzuschauern als der Ruhrgebietsmensch schlechthin im Gedächtnis geblieben ist. Schnauzbart, schwarze Schirmmütze in den Nacken geschoben und natürlich das "Also ääährlich". Die Erlebnisse dieses erfundenen Kumpels aus dem Kohlenpott stellte von Manger über Jahre hinweg mit großem Erfolg auf der Bühne, im TV, im Radio und auf vielen Schallplatten vor. Großen Anklang fand die Fernsehreihe "Tegtmeiers Reisen", die bis 1980 lief. Andere Reihen hießen "Tegtmeier klärt auf" oder "Gift und Galle".

Auf zwölf Langspielplatten ist das von Manger-Tegtmeier-Repertoire festgehalten, natürlich gibt es ihn auch auf Kassetten und CDs. Tegtmeier war nach der Einschätzung seines Schöpfers "eine Mischung aus pfiffig und handfest, unauffällig schlau, geradeheraus, scheinbar ungelenk und trocken." Als Sohn eines Koblenzer Staatsanwalts hatte von Manger 1941 in Hagen sein Abitur gemacht. Nach Statistenrollen bei der Oper absolvierte er eine Schauspiel- und Gesangsausbildung, bevor er ab 1945 als Schauspieler in Hagen, Bochum und Gelsenkirchen arbeitete. In Gelsenkirchen war er sogar von 1950 bis 1963 Erster Charakterkomiker an den dortigen Städtischen Bühnen. Der Duden nam das Wort "mangern" auf, und der Komiker fand sogar Einzug in das Deutsche Dichterlexikon.
Der von Eingeweihten auch gern als "Qualtinger von der Ruhr" Titulierte war aber auch selbst im Revier nicht unumstritten. "Tölpelhafte Späße" auf Kosten der Kumpels, warfen ihm manche Kritiker vor. Inzwischen bekennen sich viele Komiker der jetzigen Generation zu von Manger und haben sogar einen Wettbewerb "Tegtmeiers Erben" initiiert. Jürgen von Manger schrieb über sich und seine Rolle als Tegtmeier: "Ich war vor allem immer ein guter Zuhörer. Ich hab den Leuten stets genau zugehört. Beim Einkaufen auf dem Wochenmarkt, am Tresen in der Kneipe, auf der Straße, an der Haltestelle und im Wartezimmer beim Arzt." So wuchs langsam der Adolf Tegtmeier, der für von

Manger zum Markenzeichen wurde. Hinreißend, wie er in "Der Schwiegermuttermörder" den Richter zur Verzweiflung treibt, Köstlich sein "Trobbadur" und seine Nacherzählung von "Wilhelm Tell".


Im Bottroper Henselowsky-Boschmann Verlag ist übrigens rechtzeitig zum 85sten Geburtstag von Jürgen von Manger ein lesenswerter Band mit dem Titel "Bleibense Mensch! - Träume, Reden und Gerede des Adolf Tegtmeier" erschienen. Beim Lesen des 127 Seiten starken Buches kommen einem Freudentränen der Erinnerung an eine Zeit, an der es noch nicht Comedians an jeder Ecke gab.

Der Band ist im Buchhandel unter der ISBN-Nummer: 978-3-922750-74-1 erhältlich und kostet 9,90 Euro.