Beckfelds Briefe

An Franz-Peter Tebartz-van Elst

von Hermann Beckfeld

Hermann Beckfeld - Foto © Dieter Menne
Nach seinem Verzicht auf das Amt als Bischof von Limburg im Jahr 2014 wurde es einsam um Franz-Peter Tebartz-van Elst. Der Bauernsohn aus Twisteden räumte zwar Fehler ein, fühlte sich aber letztendlich nicht verantwortlich für den millionenschweren Prunkbau seines Bistumsitzes. Hermann Beckfeld adressierte am 19. April 2014 einen offenen Brief an den Kirchenmann.
 
Sehr geehrter Herr Bischof,
 
nehmen Sie es mir nicht übel, aber der Name Franz-Peter Tebartz-van Elst steht momentan für Lüge, für Verschwendung, für Vertrauensverlust. Er steht für einen Mann, der am Ende Fehler eingesteht, aber zwischen den Zeilen zu erkennen gibt: Eigentlich bin ich es doch, dem Unrecht getan wird.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es steht mir überhaupt nicht zu, über Sie zu richten. Ich bin jedoch der Meinung, daß kein Bischof goldene Wasserhähne, eine Luxus-Limousine und Erste-Klasse-Flüge braucht; der Papst lebt uns allen die Bescheidenheit vor. Ich bin aber auch der Meinung, daß niemand eine Hetzkampagne verdient hat, daß jeder von uns Fehler machen darf. Und die Chance erhalten soll, aus seinen Fehlern zu lernen, sie wiedergutzumachen.
Ich mache mir Sorgen. Ihre Welt wird nach dem vom Papst befohlenen Amtsverzicht einsamer, kleiner werden. Selbst Ihre Kritiker werden irgendwann daraus verschwinden. Bleiben werden Ihnen Ihre Familie, wenige Freunde und Fürsprecher, aus deren Worte Sie hoffentlich mehr aufrichtige Ratschläge als Bestätigung für Ihr Handeln saugen. Ratschläge, die Ihre Selbstkritik, nicht Ihre Selbstverliebtheit stärken.
Vielleicht gelang Ihnen der Aufstieg zu schnell. Der Bauernsohn aus dem beschaulichen Twisteden, der Professor in Passau und mit 43 Jahren jüngster deutscher Bischof in Münster wird, der fünf Jahre später das Bistum in Limburg leitet. Mit harter Hand gegenüber den Mitarbeitern, mit durchaus autokratischem Führungsstil; unnachgiebig, konservativ, orthodox in seinen Ansichten. Ein Bischof, der, wenn überhaupt, nur unsicher lächelnd in die Kamera schaut, ansonsten eher nachdenklich, mißtrauisch und schmallippig auf Fotos rüberkommt. Der seine Arme scheinbar nur in der Kirche zum gemeinsamen Gebet ausbreitet; aber nicht, um Mitmenschen Halt zu geben.
 
Sehr geehrter Herr Bischof,
ich möchte nicht, daß Sie an Ihrem Schicksal verzweifeln. Ich wünsche Ihnen vielmehr Mut, Kraft und ein offenes Herz für einen Neuanfang, für eine Aufgabe, die Sie erfüllt. In diesem Magazin lesen Sie meine Geschichte über Prälat Rolf Linse. Er wohnt in einem bescheidenen Häuschen, könnte mit seinen 80 Jahren längst den Ruhestand genießen. Aber er steht immer noch bei Wind und Wetter samstags auf dem Marktplatz in Bottrop, um Geld zu sammeln für Projekte, die seit mehr als 40 Jahren in Indien Kinder und Behinderte fördern. Zudem hilft er tagtäglich als Seelsorger in Gemeinden, Alten- und Pflegeheimen aus. Ich bin sicher: Rolf Linse und seine Kollegen können noch einen Weiteren Mitstreiter gebrauchen.

Hermann Beckfeld
(19.04.2014)
 
(Seit Dezember 2014 ist Franz-Peter Tebartz-van Elst Apostolischer Delegat im Päpstlichen Rat für die Neuevangelisierung mit Zuständigkeit für die Katechese. Rolf Linse erhielt im Oktober 2016 das Bundesverdienstkreuz. Anm.d.Red.)


Mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Verlags Henselowsky Boschmann.
„Beckfelds Briefe“ erscheinen jeden Samstag im Wochenendmagazin der Ruhr Nachrichten.

Redaktion: Frank Becker