Schundhefterln-Niveau. Sonst noch etwas? Nichts.

„Fifty Shades Of Grey – Befreite Lust“ von James Foley

von Renate Wagner

Fifty Shades Of Grey – Befreite Lust
(Fifty Shades Freed - USA 2017)

Regie: James Foley
Mit: Dakota Johnson, Jamie Dornan u.a.
 
Es gibt Romane, die die „romantischen“ Bedürfnisse der Halbwüchsigen befriedigen (teilweise auch der „Ganzwüchsigen“, die es aber wohl nicht zugeben werden) und unbegreifliche Welterfolge wurden. Etwa die Bücher von E.L. James, die ihre Heldin Anastasia „Ana“ Steele in die offenbar gänsehauterzeugenden Sex-Spielchen mit dem Multimillionär Christian Grey schickte. Nachdem sie zwei Filme lang Ketten getragen und erregt gekeucht hat, ist man auf der Filmleinwand endlich beim dritten und letzten Teil der Geschichte angelangt.
Aber Achtung, wer wieder auf Sex lauert (am besten auf perversen), sei gewarnt – hier im dritten Teil wird fast darauf vergessen. Statt dessen gibt es die Schnulze der jungen Ehefrau, die sich ihren Platz im Leben des herrischen Gatten erkämpft, bis sie ihn in die Knie gezwungen hat und er ihr am Ende Kinder und das alte Haus und das normale Leben gibt, von dem sie träumt…
 
Geschichten wie diese hat man früher in den so genannten „Schundhefterln“ gelesen, und sie haben die Sehnsüchte der damals so genannten „Lieschen Müller“ befriedigt. Wo ist der Unterscheid zu heute? Wir erleben, wie „Ana“ ihre Traumhochzeit mit ihrem Millionär Christian feiert, man hebt mit dem Privatjet von Seattle ab nach Paris, dann urlaubt man auf der Jacht, der Ehemann ist eifersüchtig (das mögen Frauen) und Besitz ergreifend.
Und das muß sie ihm natürlich abgewöhnen, indem sie sich bei ihrer Arbeit (als Belletristik-Lektorin) nicht stören läßt und um ihre eigene Identität kämpft. Wenn sie eine Rivalin wittert, weist sie diese in die Schranken – ist Anastasia eine Frau von heute? Wohl kaum. Darüber hat sich die Autorin sicher nicht den Kopf zerbrochen.
Wenn sie genug Wunscherfüllung an Luxusleben geliefert hat (Ferien in einem prachtvollen Anwesen mitten im Wald, Shoppen bis zum Umfallen), muß etwas Dramatik aufkommen – der alte Rivale des Gatten, der praktischerweise „Mr. Hyde“ heißt (und keine friedliche Dr. Jekyll-Seite hat), taucht auf, und da wird die Geschichte am Ende noch zum Krimi, wo die Heldin sogar die Pistole zieht und weiß, wie man damit schießt…
 
Zwischendurch wird der Film selten seinem Ruf gerecht – „Wir gehen ins Spielzimmer“, dann rasseln die Ketten, und verschiedentlich wird hoffnungsvoll versprochen: „Ich werde dich wahnsinnig machen.“ Na, einander Eiscreme vom Körper lecken, ist wohl kaum der Gipfel der Sinnlichkeit. Daß dergleichen nur lächerlich wirkt – wen stört es?
Und auch der Nachspann mit Kinderglück könnte schlichter nicht sein – Courths-Mahler, schau oba! Das ist ein „Schundheft“ von früher, auf Hochglanz gedruckt und mit einem Fake-goldenen Einband versehen. Dakota Johnson als Anastasia sieht unschuldig, Jamie Dornan als ihr Christian sieht unbedarft drein. Regisseur James Foley bedient die volle Glätte der Geschichte. Sonst noch etwas? Nichts.
 
Trailer   
 
Renate Wagner