Ein bewegendes Schicksal

Der Roman "Iskender" von Hermann Schulz erfährt eine Neuauflage

von Frank Becker

Hermann Schulz - Foto © Frank Becker
"Iskender" - Eine Neuauflage des Erfolgsromans von Hermann Schulz 


Als Hermann Schulz 1999 seinen Roman „Iskender“ beim Hamburger Carlsen Verlag herausbrachte, war er selbst noch Leiter des Wuppertaler Peter Hammer Verlag. „Aus Gründen der Verlagshygiene“, wie er damals betonte, wandelte er auf fremden Pfaden, sprich verlegte er die eignen Romane (“Iskender“ war damals nach „Auf dem Strom“ sein zweiter Erfolg dort) seinerzeit und bis heute bei Carlsen. Das damals sehr erfolgreiche Buch bekommt nun mit der Leseaktion einer Tageszeitung einen wünschenswerten und erfreulichen neuen Schub und wird auch eine notwendige Neuauflage erfahren.

Der Erfolg von „Iskender“ beruhte nicht zuletzt auf der schnörkellosen Sprache und der warmherzigen Menschlichkeit, mit der Hermann Schulz die Geschichte des Kindes Alexander (türkisch: Iskender) erzählt. Ohne Liebe geboren und ohne die schützende Hand des Vaters droht der Junge in autistischer Isolation zu versinken. Sich immer mehr entziehend lebt Alexander in einem deutschen Heim, bis der junge Türke Asaf Karpat in der Türkei erfährt, daß er vielleicht der Vater des Jungen aus einer Liebschaft mit einer Deutschen während seiner Gastarbeiterzeit ist. Asaf kehrt nach Beendigung seines Militärdienstes nach Deutschland zurück, sucht und findet das Heim und den Jungen und wird immer sicherer, der Vater zu sein. ER nimmt sich des gestörten Kindes an, bricht die Isolation durch Liebe auf und entführt Alexander schließlich in sein Heimatdorf. Dorrt entwickelt sich Iskender, wie er fortan heißt, nach schwierigen Anfängen zu einem akzeptierten Teil der Dorfgemeinschaft und zum Stolz der Großeltern, bei denen er lebt.

Dann aber holt ihn die Vergangenheit ein: die deutschen Vormundschaftsbehörden fordern die

„Rückführung“ in die staatliche Obhut. Eine türkische Beamtin wird entsandt und holt Iskender, der seine Heimat in Yeniköy gefunden hat ab, um ihn nach Deutschland zurück zu schicken.

Hermann Schulz, der Sprache, Kultur und ländliches Leben in der Türkei durch eigenen längeren Aufenthalt kennt, hat sich zur Problematik und Anamnese ausführlich von einem Kindertherapeuten beraten lassen, wodurch in „Iskender“ ein wirklichkeitsnahes Tableau entstehen konnte. Wie die bewegende Geschichte, die auf tatsächlichen Ereignissen beruht, schließlich ausgeht, sollte durch eigene Lektüre des empfehlenswerten Romans erfahren werden.

Das Buch ist nach der Carlsen-Original-Ausgabe bei Piper als Taschenbuch erschienen und hat auch dort mehrere Auflagen erfahren. Die Neuauflage als Taschenbuch hat Carlsen nun wieder übernommen – erscheinen wird der Band am 1.7.2007 zum Preis von 6,96 € unter der ISBN 978-3-551-35674-1.


Einige Daten zu Hermann Schulz: *21.7.1938 in Nkalinzi, Tansania
Verleger (1967-2001 Peter Hammer Verlag)
Romancier (Auswahl: "Auf dem Strom", "Iskender", "Sonnennebel", "Fluch durch den Winter", "Zurück nach Kilimatinde", "Leg nieder dein Herz")
Kinder- und Jugendbuchautor (Auswahl: "Sein erster Fisch", "Wenn dich ein Löwe nach der Uhrzeit fragt", "Dem König klaut man nicht das Affenfell", "Ein Apfel für den lieben Gott", diverse Pixi- Bücher)
Sachbuchautor (u.a. "Söhne ohne Väter")
Hermann Schulz lebt in Wuppertal.