Drei Mann in einem Boot
(ganz zu schweigen vom Hund!)
Das Meisterwerk feinen englischen Humors
Gelesen von Axel Milberg
Wie sanftmütig jemand an Land auch sein mag,
in einem Boot wird er gewalttätig und blutdürstig.
Was über die im vergangenen Jahr im Manesse Verlag erschienene Neuausgabe dieses unsterblichen Klassikers der englischen Literatur zu sagen ist, gilt ebenso für die soeben erschienene, von Axel Milberg eingelesene Hörbuch-Ausgabe des Hörverlags:
„Die Mutter aller Männerausflüge“ nennt dort der gewitzte Klappentext-Verfasser der Buchausgabe des Manesse Verlags diesen wunderbaren Roman – und ich bin ihm darob ein ganz klein wenig böse gewesen, denn damit war mir diese brillante Pointe genommen. Doch das Zitieren sei mir immerhin erlaubt, was mir in diesem Fall besonders viel Spaß gemacht hat.
In 19 köstlichen Kapiteln beschreibt im Jahr 1889 Jerome K. Jerome (1859-1927) eine zwölf Tage währende, vielleicht einen Hauch zu blauäugig geplante und daher mit allerlei kleineren und größeren Mißgeschicken behaftete Tour dreier Freunde die Themse hinauf mit Ruderboot, Zelt und Hund Montmorency. Ferien pur zur Erholung am Busen der Natur sind der Plan, denn alle drei sind angeschlagen, ausgelaugt, glauben die drei Müßiggänger. Sie sehen schon, bereits vor 120 Jahren gab es das, was heute „Burnout“ genannt und als eines der größten gesellschaftlichen Probleme betrachtet wird. Unsere Drei brauchen keine Therapie, sie nehmen ihre Bootsfahrt als Ausgleich für ihre Beschwerden. Ein probates Mittel, das tatsächlich nützt und gleichzeitig bildet. Denn selbstverständlich wird man nicht nur auf dem Fluß bleiben, sondern die am Wege gelegen Orte und Sehenswürdigkeiten aufsuchen. Im übrigen wird man naturverbunden campieren und sich natürlich selbst verpflegen. Westlich von London in Kingston besteigen sie mit sorgfältig eingekauftem Proviant und allerlei nützlichem Gerät das Boot und stechen via Hampton, Staines, Windsor, Maidenhead, Great Marlow, Henley, Reading, Wallingford und Dorchester in Richtung Oxford in See.
Aber wie das nun mal mit Plänen so ist – es gibt, zumal wenn drei Herren nicht immer unbedingt einer Meinung sind, ihnen ein Hund zwischen die Beine läuft und man das Wetter nicht bestellen kann, immer ein paar Unwägbarkeiten. Wie baut man als Ungeübter ein Zelt auf? Wie öffnet man eine Konservendose, wenn der Öffner fehlt? Schleusen sind zu überwinden. Was tun, wenn Regen den Zeltplatz tränkt. und soll man kunstvoll angelegte Labyrinthe besuchen, wenn man eigentlich weiterreisen möchte? Und dann auch noch die Frage nach dem Wohin, wenn man des Zeltes überdrüssig ist, das nächstgelegene Gasthaus aber über kein freies Bett mehr verfügt?
Solche Widrigkeiten und derer mehr bewältigen unsere drei Freunde stilvoll, mit Humor sowie mit britischer Gelassenheit, nun ja, fast immer, sie sind schließlich Gentlemen, bis sie stetiger englischer Nieselregen sie dann doch vor der Zeit und bevor sie sich „in dem lausigen alten Sarg den Tod holen“ (George) in die Zivilisation Paddingtons zurückscheucht.
Jerome K. Jerome hat durch „Three Men in a Boat“ seinen Platz im Olymp der englischen Literatur bekommen. So gediegener Humor gelang nach ihm wohl nur noch seinen Landsleuten P.G. Wodehouse (1881-1975) und Evelyn Waugh (1903-1966). Gisbert Haefs neue, durch ihren Witz dem Original sehr entgegenkommende Übersetzung bekommt dem Text ausgesprochen gut.
Daß dieses Meisterwerk feinen englischen Humors nun auch als Hörbuch vorliegt, ist ein zusätzlicher Gewinn, ein weiterer, entscheidender, ist der Umstand, daß Axel Milberg als Sprecher gewonnen werden konnte. Er nämlich hat das Vermögen, die selbstironische Blasiertheit des Erzählers samt dessen Abschweifungen und Binnen-Geschichten nebst den unverzichtbaren Zwischenüberschriften, die ganz gierig auf den Sprung ins nächste Kapitel machen, zu vermitteln. Axel Milbergs kultivierte Sprache macht jeden Ruderschlag, jede Auseinandersetzung (und derer gibt es einige), jede Panne (auch solche sind nicht eben selten), aber auch jeden Triumph dieser Themsefahrt schier handgreiflich und hautnah mit-erlebbar. Milberg ist der ideale Mittler zwischen Buch und Rezipient. Ich erwähne hier als Beispiel nur die Geschichte des Labyrinths von Hampton Court…
Wir legen Ihnen auch das Hörbuch, das sich, weil vollständig gelesen, zum einen zur Verdoppelung des Genusses als akustische Begleitung beim eigenen Wiederlesen des Buches eignet, zum anderen als moralische Unterstützung bei langen Autobahnfahrten, zumal beim Aufenthalt in einem der endlosen Staus, sehr ans Herz und verleihen auch ihm unsere Auszeichnung, den Musenkuß.
Jerome K. Jerome – „Drei Mann in einem Boot. Ganz zu schweigen vom Hund!“
Ungekürzte Lesung mit Axel Milberg
© 2018 der Hörverlag / Random House, (5 CDs, Laufzeit: 7 Stunden, 8 Minuten)
Booklet mit einem Text von Harald Martenstein - ISBN: 978-3-8445-2742-1
20,- € [D] / 22,50 € [A]* | / 27,90 sFr
Weitere Informationen: https://www.randomhouse.de
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