Blumen im Garten…

Wakayama Bokusui – „In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter“

von Frank Becker

Sono no hana…
(Blumen im Garten…)
 
Tanka - 31 Silben und 5 Zeilen, die die Welt anhalten
 
Tanka sind diese älteste Gedichtform Japans, aus der sich die beliebten Verse der Haiku entwickelt haben und die sich wie jene bis auf den Tag äußerster Beliebtheit bei japanischen Lyrikern und Lesern erfreuen. Daß sich die Delikatesse dieser kurzen Form auch in deutscher Sprache genießen läßt, ist kongenialen Übersetzern/Nachdichtern wie Günther Debon, Manfred Hausmann, Werner Helwig, Gerolf Coudenhove-Kalergi, Jan Ulenbrook, Tom Lowenstein oder wie bei dieser und anderen Ausgaben der Japanologe Eduard Klopfenstein zu verdanken.
Dessen Nachwort zu der jüngst bei Manesse erschienenen eleganten Auswahl aus dem Werk Wakayama Bokusuis „In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter“ empfehle ich wärmstens zur Lektüre vor dem Genuß der über 250 Fünfzeiler aus den Jahren 1907-1928, die Eduard Klopfenstein exemplarisch und in chronologischer Folge ausgewählt und zusammengestellt hat.
Die Chronologie der in die Sammlung aufgenommenen Tanka spiegelt das dramatische Leben und Schicksal, das Auf und Ab in Leben, der Liebe und dem chronisch leeren Geldbeutel des unruhigen Geistes des dem traditionellen Brauch folgenden Wanderdichters, dessen grandiose Beobachtungen von Natur, Tages- und Jahreszeiten, Alltags- und Menschenbilder sowie die Beschreibungen der eigenen seelischen Befindlichkeit einen ganzen Kosmos des Lebens umreißen.
 


Zwei Wolken
streben aufeinander zu
trennen sich wieder
schwinden dahin in die blaue Weite
des Frühlingshimmels
(Februar 1907)
 
„Ein Tanka bannt den Augenblick zu einem lyrischen Schnappschuß des Lebens. Ursprung des Haiku, schließen sich auch beim Tanka Spontanität und tiefe Allgemeingültigkeit nicht aus, wie die vorliegende Auswahl eindrücklich beweist: Sie folgt in über 250 Fünfzeilern dem japanischen Tanka-Großmeister Wakayama Bokusui, zeugt von dessen intensiven Naturbegegnungen, von gelingender und vergehender Liebe und tiefen seelischen Krisen. Radikal subjektiv, doch angenehm unpathetisch im Ton, lassen seine bis zu 100 Jahre alten (also in der Tradition noch recht jungen, Anm.) Gedichte einen modernen Zeitgenossen erkennen“, schreibt der Verlag erläuternd zu dem hinreißend schön gestalteten und mit fünf Kalligraphien des Dichters ausgestatteten Bandes.  
 
So viele Schubladen!
Im ganzen Hause
alles durchwühlt
und zusammengekratzt – doch
nirgends auch nur ein Groschen!
(Herbst 1920)

Also: Wer 16,- € gewinnbringend anlegen möchte, ist mit dieser Sammlung moderner Tanka aus der Feder von Wakayama Bokusui bestens beraten – oder um es mit Georg Christoph Lichtenberg auszudrücken: „Wer zwei Paar Hosen hat, mache eines zu Geld und schaffe sich dieses Buch an.“ Eine Empfehlung der Musenblätter.
 
Wakayama Bokusui – „In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter“
Ausgewählt, übersetzt und mit einem Nachwort von Eduard Klopfenstein
(Klassiker der japanischen Literatur bei Manesse)
© 2018 Manesse Verlag, 144 Seiten, gebunden, Schutzumschlag – ISBN: 978-3-7175-2452-6
16,- €
 
Weitere Informationen:  www.manesse-verlag.de  -  www.randomhouse.de