Keine Suchtgefahr

Johannes Enders – „Endorphin“

von Sabine Kaufmann

Keine Suchtgefahr
 
Opiate wie das Endorphin gehören laut Wikipedia zu einer Substanzgruppe, die wegen ihrer schmerzstillenden Wirkung von großer Bedeutung ist, deren Mißbrauch andererseits zur Abhängigkeit führt. So weit wollen wir bei der Beurteilung des neuen Albums von Johannes Enders mit dem plakativ gewählten Titel „Endorphin“ nicht gehen.
 
Bis zum dritten Stück „Passagio Silenzioso“, dessen Titel für sich spricht, macht das Album mit „Oreman“ und dem Titelstück „Endorphin“ einen eher nervösen Eindruck. Doch die angenehme Ruhe, die mit #3 eintritt, setzt sich im folgenden „Amerikama“ glücklicherweise fort. Man spürt eine Annäherung an den großen Paul Desmond, den man sich gut als Paten für Johannes Enders vorstellen kann. Filigran gestaltet Enders auch die folgenden Stücke – alles sind Eigenkompositionen. Zu den schönsten zähle ich das fein gesponnene „Franz & Paula“. Geradezu hektisch und wenig schmerzstillend, wenn auch unerhört virtuos – Phil Donkin zaubert am Kontrabaß und Johannes Enders tut es offenbar mehrinstrumental Roland Kirk nach - gestaltet sich das Schlußstück „Captain Roland Kirk“, nun ja, so muß es, dem wilden Namensgeber geschuldet, wohl sein. Suchtgefahr besteht jedenfalls nicht.
 
Eins noch: Der Auftritt von enja Records (eine eigene Webseite über jazzrecords.com wird als nicht sicher eingestuft) bei Facebook ist benutzerunfreundlich und äußerst nervig. Das ist in mancher Hinsicht kontraproduktiv.
 
Johannes Enders – „Endorphin“
© 2018 yellowbird enja records
 
Johannes Enders [Tenor / Sopran Saxophon] - Jean-Paul Brodbeck [Piano] - Phil Donkin [Bass] - Howard Curtis [Drums]
 
Titel:
01. Oreman [6’42] - 02. Endorphin [6’33] - 03. Passagio Silenzioso [5’21] - 04. Amerikama [8’30] - 05. Lucky Joe Street No. 4 [3’28] - 06. Memory Ship [6’13] - 07. Franz & Paula [6:15] - 08. Captain Roland Kirk [5’16]
Gesamtzeit:
 
Weitere Informationen: www.jazzrecords.com/enja