Werkli wohr...

Eberhard Wagner - „Wagners wichtigste Werke“

von Frank Becker

Werkli wohr: A Gedicht,
 
wu net wert is, dass ma´s zwaamool leest,
is aa net wert,
dass ma´s aamol leest.
 
Über mich is net vill zu soogn
Aansdrei-a-ochzich hoch
meistens a poor Kilo zu schwer
zugor ohne Knochn
 
„Er kennt die Feinheiten der fränkischen Dialekte wie kaum ein anderer: Als Redaktor des Ostfränkischen Wörterbuches hat sich Eberhard Wagner hauptberuflich über Jahrzehnte mit den hiesigen Mundarten auseinandergesetzt. Für die Studiobühne Bayreuth schrieb er zudem zahlreiche Mundartstücke.“ Soweit der Verlag ars vivendi einleitend zur Information über seinen Mundart-Autor Eberhard Wagner. Weiter erfährt man, daß Wagner u.a. Sprachwissenschaft studiert und über die Mundarten des südlichen Bayreuther Raums (da liegt denn auch die Beschäftigung mit dem „anderen“ Wagner dortselbst nahe) und seiner Nebenlandschaften promoviert hat. Ein gelahrter Dichter also.
 
Daß er aber auch ein ebenso humorvoller wie tiefgründiger Poet ist, belegen die Dialekt-Gedichte, die er aus Anlaß seines jüngst gefeierten 80. Geburtstags für die Sammlung „Wagners wichtigste Werke“ zusammengestellt hat. Das Büchlein präsentiert, wie man hört, neue Texte, ergänzt durch die besten Gedichte und Definitionen aus 25 Jahren. Für den, der sie noch nicht kennt, ein Genuß, sie kennenzulernen.
Beginnen wir doch gleich mit dem oben erwähnten durch die gewaltige Wucht seiner musikalischen Bühnenwerke vielerorts, zumal in Bayreuth geschätzten Wagner, Richard. Hat doch die treffgenaue Kurzanalyse seiner wichtigsten Opern durch Eberhard Wagner dem Buch auch den Titel gegeben:
 
Wagners wichtigste Werke
 
Der fliegende Holländer
Weecha su an olwern Kerl ins Wasser?
Naa.
 
Tannhäuser
Ner Geduld
mit der Zeit blieha die Krurnmstäb.
 
Lohengrin
Wer vill frogt
krigt vill Antwort.
 
Tristan und lsolde
Líbst sterbst.
Libst net
sterbst aa.
 
Die Meistersinger von Nürnberg
Wos su a Maadla allas oorichtn ko
mit seina Aung.
 
Der Ring des Nibelungen
Nobl geht die Welt zugrund
 
Parsifal
Wers glabt wird seelích.
Wers net glabt
kummt aa in Himmel.
 
Herrschaften, das ist doch genau, wonach der walküren- und wagalaweiamüde Opernfreund nachgerade lechzt! Man sieht, der Vogel hat Humor.
Nun ist es ja so, daß ein mundartlich geschriebener Text beinahe automatisch humorvoll und witzig wirkt. Wenn man, wie bei Eberhard Wagner, Gerhard C. Krischker oder besonders unserem geschätzten Fitzgerald Kusz darin aber auch auf den ersten Blick die Tiefe ernster Betrachtung findet, ist im Grunde das Ideal erreicht. Ich jedenfalls habe als geborener Preuße und Liebhaber Frankens in Wagners wichtigsten Werken soviel Kluges und Bedenkenswertes gefunden, daß ich das schmale Bändchen nach der Lektüre nicht gleich wieder ins Regal zurückgestellt, sondern ihm einen Platz auf dem Lesetischchen neben dem Ohrensessel gegeben habe.
 
Die Altn
 
Die Altn hockn annersch doo
wie die Gunga
Sie machen sich klaa und schmol
Zieng hockat die derrn Baa
neba ihrn Gehsteckn hoch
bis nauf fast zum Kinn
 
Sie wolln nimmer auffalln
Wäretn unsichtbor am libstn
damit kaaner daherkummt und sogt
Wos wollten ihr nuch doo?
 
Auf der ganzn Welt hockn die Alten
su doo und denkn sich:
Entschuldicht nur
dass ma nuch leem.
 
 
Eberhard Wagner -  „Wagners wichtigste Werke“
Dialektgedichte
© 2018 ars vivendi, 93 Seiten, Klappenbroschur - ISBN 978-3-86913-881-7
14,- € (D) € / 14,90 € (A)
Weitere Informationen: www.arsvivendi.com