Teneriffa Punta del Hidalgo
Hier führt kein Weg mehr weiter, denn wir haben die nordwestliche Spitze Teneriffas erreicht. Die Dos Hermanos, die beiden Felsen-Brüder, verwehren die Fahrt, bäumen sich gegen das Meer auf, ragen wie steile Zähne in den Himmel, als wollten sie sich in ihn einbohren, scheinen auch zu wachen über das zu ihren Füßen liegende Dorf Punta del Hidalgo. Finis terrae nannten die Römer solche Weltenden, wir kennen sie von den nordwestlichen Küsten Frankreichs. Hier nun ein weiteres Weltende, wo der Reisende indes das beste Klima der Insel findet. Samtweich ist die Luft und sauber gepustet durch einen stets warmen Wind. An der Punta del Hidalgo ist das ganze Jahr über Frühling, nie ist es zu heiß, nie zu kalt, und so
Sitzt man auf der Terrasse seines Zimmers im „Oceano“, so sieht man nichts mehr als das Meer, hört nichts als das Rauschen der Wellen, das bei starkem Wind zum Toben wird. Dann sendet der Ozean einen lauwarmen Sprühregen aus, der sich wie ein Gazevorhang die Berge hoch windet. Wenden wir uns nach links, erblicken wir unter sonnenbeleuchteten Wolken das vulkanische Wahrzeichen der Insel, den 3700 Meter hohen „Pico El Teide“, den die Einheimischen liebevoll „Papa Teide“ nennen. Zu Füßen des Hotels tauchen wir ein in das in den Ozean hineingebaute Schwimmbad, in das stets frisches Meerwasser hinein schwappt, so dass dem badelustigen Gast kleine Fische das Wasser streitig machen. Wer hier hergefunden hat, will nichts als Ruhe und Erholung. Wir waren dem trubeligen Süden der Insel entflohen, fuhren entlang der kargen Südostküste vorüber an Urlauberbetonburgen, erreichten bei der alten Universitätsstadt La Laguna die Wasserscheide der Insel und waren erleichtert, urplötzlich ihre grüne Seite mit üppiger Vegetation vorzufinden. Die Passatwolken befeuchten das ganze Jahr über die Hänge, lassen gedeihen: Lorbeerwälder, Kakteen, Weinreben, Hibiskussträucher, Orangenhaine, Palmengärten, und Papayaplantagen. Dann am äußersten Ende des grünen Teneriffas: Punta del Hidalgo und das „Oceano“. In dritter Generation von der Familie Rolle geführt, die einst mit Schokolade ihr Vermögen gemacht hatte, hat sich das Hotel unter dem jungen Arzt Matthias Rolle zu einem Kurzentrum entwickelt, in dem sowohl die Seele als auch der Körper gesunden können. Zahlreiche Therapien werden hier von den Ärzten und den Physiotherapeuten angeboten, eine Gesamtkur nach F.X. Mayr, die den Körper auf natürliche Weise entschlackt und die Selbstheilungskräfte stimuliert, manuelle Therapien, aber auch Yoga, Eutonie und Chiro-Gymnastik. Hier können Leib und Geist dem Alltag wirklich entfliehen, neue Kräfte sammeln. „Gute Aussichten für die Lebensfreude“ verspricht man so erfolgreich, dass das Hotel inzwischen mehr als 70 Prozent Stammgäste verbucht.
Wir hingegen besteigen mit einem kundigen Führer das hinter dem „Oceano“ ansteigende drei Millionenjahre alte Anaga - Gebirge, gelangen zu dem Höhlendorf Chinamada, meinen, hier ist die Welt aber nun wirklich zu Ende, denn kein Mensch ist zu sehen, sind dann ebenfalls froh, zurück zu sein, widmen uns auf der Meerblick-Terrasse des Hotels der einheimischen Küche oder genießen in der Cofradia Bar der Fischerbrüderschaft, frischen Fisch zu canarischen Kartoffeln mit Salsa rojo oder verde. Schon nach einer Woche in dieser stillsten Ecke Teneriffas haben wir eine Gelassenheit gewonnen, die uns fragen lässt, warum bleiben wir nicht einfach hier, doch wir wollen ja keine Aussteiger werden, sondern freuen uns bei der Rückfahrt schon auf eine Wiederkehr. Einige Tage werden wir noch auf Gran Canaria verbringen, am dessen äußersten Ende unser Freund Dietmar eine ähnliche Oase abseits vom Massentourismus versprochen hat. Nach kurzem Flug mit dem Inselhopper holt er uns am Flughafen ab, rast mit verächtlichem Blick an den Urlauberhochburgen von Maspalomas vorbei und erreicht nach einer Stunde Puerto de Mogàn. Auch hier führt kein Weg die Küste entlang weiter, nur in die Berge hinein. Dietmar kennt das Dorf
Doch die Zeiten haben sich auch hier geändert. Die Aussteigerszene von damals hat sich verflüchtigt oder ist dem Alkohol verfallen. Zahlreiche Festlandspanier haben den Ort inzwischen für sich entdeckt und deutsche Urlauber auch. Selbst wenn der Massentourismus hier nicht angekommen ist, so wurden in den letzten Jahren Fischer- und Herrenhäuser im Kolonialstil abgerissen und durch Appartementhäuser ersetzt, das Grab der Guanchen direkt am Strand wurde zugemauert, das Tal mit einem Hotelkomplex bebaut, dem luxuriösen „Cordial Mogán Playa“, der sich indes angenehm in die Landschaft einfügt und mit einem neu errichteten exotischen Garten Paradies vortäuscht.
Unter allen am Meer gelegenen Orten Gran Canarias ist Puerto de Mogán der beschaulichste und gelassenste Fleck der Insel geblieben. Im Gegensatz zu Punta del Hidalgo ist hier abends auch was los, wenn wir uns bei Claudio im „Jack el Negro“ treffen oder im „Bohemia“, wo wir nicht nur ein wenig Bohème spielen und einen Drink nehmen, sondern mitten in der Bar auch Tischtennisspielen können. Am Morgen vor unserer Abreise erklettern wir mit unserem Freund den Bergkamm und erblicken von dort aus wehmütig den Teide von Teneriffa im Glanz der frühen Sonne. Drehen wir uns wieder um, liegt die Bucht von Puerto de Mogán noch ganz unberührt da. Flüge nach Teneriffa mit Air Berlin – Tui- Fly u. a. Hotel Oceano Punta del Hidalgo Hotel Club de Mar Puerto de Mogán www.hotelpuertodemogan.com
|