„Von Klistieren und königlichen Birnen ...“

Daumier und Grandville in einer Karikaturen-Ausstellung in Langenfeld

von Andreas Rehnolt und Frank Becker

Honoré Daumier, Gargantua (Louis Philippe)

„Von Klistieren und königlichen Birnen ...“
 
Ausstellung in Langenfeld zu Daumier, Grandville und der Kunst der Karikatur
 
Seit Samstag ist im Stadtmuseum Langenfeld bei Düsseldorf die Ausstellung „Von Klistieren und königlichen Birnen ...“ zu sehen. Die Schau mit dem Untertitel „Daumier, Grandville und die Kunst der Karikatur“ präsentiert sie mit Honoré Daumier und Grandville zwei Meister der politischen und gesellschaftskritischen Karikatur.
Die französische Revolution war vorüber, viele Menschen sahen ihre Ziele durch die Rückkehr der Bourbonen auf den Thron verraten. Doch mit der Absetzung Karls X. im Juli 1830 keimte im Volk erneut Hoffnung auf. Der neue Regent Louis-Philippe I. gab sich bürgernah, die Abgeordneten

Charles Philipon, Die Metamorphose Louis-Philippes
erhielten mehr Macht, die Meinungsfreiheit wurde garantiert.
In diesem Klima des Aufbruchs entstand mit „La Caricature“ eine satirische Zeitschrift, die Ausgangspunkt für die künstlerischen Laufbahnen zweier Virtuosen des Zeichenstiftes werden sollte: Jean Ignace Isidore Gérard (1803–1847), der sich selbst Grandville nannte, und Honoré Daumier (1808–1879). Sie waren Urheber zahlreicher bissig-böser Karikaturen, die gesellschaftliche Konventionen und Eigenheiten ebenso aufs Korn nahmen, wie die politischen Ereignisse und Persönlichkeiten.
 
Um der strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen, entwickelte sich ein zeichnerisches Vokabular, das Gegenstände bestimmten Personen zuordnete. So wurde Louis Philippe aufgrund seiner Kopfform schnell zur „königlichen Birne“, was allerdings dem Karikaturisten Charles Philipon zuzuschreiben ist. Man denkt bei diesem Stichwort im Zusammenhang natürlich gleich auch an Hans Traxlers „Birne“. Und nachdem Marschall Lobau 1831 bei der Niederschlagung von Protesten Wasserwerfer verwendet hatte, avancierte das Klistier zu seinem Markenzeichen in den satirischen Blättern.
 
Das humorvoll-bissige illustrative Werk Honoré Daumiers, des bedeutendsten französischen Graphikers und Karikaturisten des 19. Jahrhunderts, Zeitgenosse Georges Marquets, des ebenso gesellschaftskritischen Karikaturisten- Kollegen, gehört zum ewigen Kanon der brillanten gezeichneten Satire. Ein Impulsgeber auch für deutsche Zeichner wie Heinrich Zille, A. Paul Weber und Alfred Kubin, war Daumier seinerseits gewiß auch ein Erbe seines Landsmanns Grandville (eigentlich Jean Ignace Isidore Gérard, * 13. September 1803 in Nancy; † 17. März 1847 in Vanves) und des oft als Urvater des Comic-Strip bezeichneten beschrieben Schweizers Rodolphe Toepffer (* 31. Januar 1799; † 8. Juni 1846 in Genf).


Grandville, Marktweiber

So sehr sich die Anfänge von Grandville und Daumier glichen, so unterschiedlich gestalteten sich ihre weiteren Lebenswege. Grandville, zunächst einer der führenden Zeichner der „Caricature“, fühlte sich zunehmend von Daumier verdrängt, so daß Illustrationen einen immer wichtigeren Stellenwert in seinem Schaffen einnahmen. Daumier schuf ein enormes Oeuvre von über 5.000 grafischen Blättern. Seine Tier-Karikaturen („Aus dem Staats- und Familienleben der Tiere“), seine beseelten Blumen und seine „Entwürfe einer anderen Welt zeugen in seinem charakteristischen Strich von seiner vortrefflichen Beobachtungsgabe, scharfsinnigem Verstand und feinen Humor.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.
Kontakt: Stadtmuseum - Hauptstraße 83 - 40764 Langenfeld - Tel: 02173 - 794-4410
 
Weitere Informationen: www.stadtmuseum-langenfeld.de