Tänzer zelebrieren die Zwanziger Jahre

„Chicago Nights“ mit dem Odyssey Dance Theatre

von Daniel Diekhans

Foto © agendaproductions

Tänzer zelebrieren die Zwanziger Jahre
 
Chicago Nights mit dem Odyssey Dance Theatre
 
Inszenierung: Derryl Yeager - Choreographie: Veronica Cabling - Kostüme: Cheryl Yeager
Solisten: Amber Morain (Roxie Hart) - Amanda Sanchez-Kier (Velma) - Casey Peterson (Al Capone) - Laura Brick-Kempski (Matilda Carse) - Sage Swenson (Amos)
Ensemble: Diego Ballestros, Erszi Bernath, Meredith Christensen, Ramses Contreras, Bailey Evans, Lydia Forsgren, Brandon Glass, Tommy Green, Jordan Hamilton, Brooklyn Johnson, Darby Jones, Madee Kunz, Aubrey McCleary, Ryan Moguel, Peiter Mortensen, Hope Parker, Elizabeth Pena, Samantha Jo Ruotsi, Rachel Perry, Whitney Wilson
 
Odyssey Dance Theatre zeigt in Remscheid Licht- und Schattenseiten des „Jazz Age
 
Chicago in den Zwanziger Jahren – da denkt man an organisiertes Verbrechen und illegale Kneipen, aber auch an Jazz- und Tanzfieber. Licht und Schatten des aufregenden Jahrzehnts beschwört Derryl Yeager, Chef des Odyssey Dance Theatre, in „Chicago Nights“ herauf.
Für die Zuschauer im Remscheider Teo Otto Theater begann die Zeitreise mit Tänzern, die vor Wolkenkratzer-Silhouetten auftraten. Zum schmissigen „All that Jazz“ – bekannt aus dem „Chicago“-Musical von Fred Kander und John Ebb führte das Ensemble Shimmy, Charleston und weitere Tänze der Ära vor. So rasant und zugleich fließend, daß frenetischer Applaus aufbrandete.
Aus dem Kreis von Anzugträgern und bunt kostümierten Tänzerinnen löst sich Solist Casey Peterson. Mit Strohhut auf dem Kopf und Zigarre im Mund ist er niemand anderes als Gangsterboß Al Capone. Kraftvolle Sprünge und Drehungen hat ihm Choreographin Veronica Cabling auf den Leib geschrieben – und auch sonst dominiert Peterson die Szene. Tänzern in Polizeiuniform drückt er Geldscheine in die Hand, damit sie sich gleich wieder verabschieden.


Foto © agendaproductions

Den Bogen zur Story des „Chicago“-Musicals schlägt Solistin Amber Morain. Sie stellt Roxie Hart dar, die einen verführerischen Tanz im roten Negligé hinlegt. Erst allein, dann im Duett mit einem Mann, der sie festhält, wegstößt, schlägt und von ihr schließlich erschossen wird. Ihr Weg führt geradewegs ins Gefängnis. Dort trifft sie auf eine ganze Truppe von Mörderinnen, die mit abgeklärt-lässigen Bewegungen den „Cell Block Tango“ tanzen.
Später kreuzen sich die Wege von Roxie und Al Capone. Dazu tanzt die Compagnie einen Mix aus Altem und Neuem. Steptanz wird mit Hip-Hop kombiniert, klassisches Ballett trifft auf moderne Figuren. Stimmig bis ins Detail sind die Partyszenen, in denen mit schicken Klamotten geprotzt, getrunken und geflirtet wird. Neben Peterson und Morain beeindrucken auch die übrigen Solisten. So verkörpert Sage Swenson eindrucksvoll „Mr. Cellophane“ – mit akrobatischen Verrenkungen, als wäre er kein Mensch, sondern eine beliebig bewegliche Zeichentrickfigur.
 
Einziger Schwachpunkt von „Chicago Nights“ ist die Musik. In Remscheid jedenfalls dröhnte der durchweg elektronische Soundtrack überlaut, mitunter auch verzerrt aus den Lautsprechern. Da war ein Klavierstück wie Scott Joplins „Entertainer“ geradezu eine Erholung für die Ohren.
 
Weitere Informationen unter www.odysseydance.com
 
Daniel Diekhans