Angst

von Erwin Grosche

Foto © Harald Morsch
Angst

Jede Begegnung mit anderen Menschen fiel ihm schwer. „Ach wäre ich doch unsichtbar“, flüsterte er. „Warum müssen wir Augen haben? Werde ich nur angestarrt, weil ich Angst davor habe? Ich würde gerne Menschen um mich sammeln, die von mir ablenken. Wo gibt es den Mietservice auffälliger Menschen zur Ablenkung von alleinstehenden Auffälligen? Laßt einen Menschenfresser mit Nasenring um mich sein. Wo ist der tätowierte Rocker mit verspiegelter Sonnenbrille? Stellt noch eine Schönheitskönigin mit Schärpe neben mir auf und einen Zwerg mit Streitaxt. So verschwinde ich aus dem Blickpunkt des öffentlichen Interesses und aale mich im Nebel der Nichtbeachtung.“
 
Das Angstmonster: (Eine Monsterart) „Ich dulde keine Angst“, sagte das Monster, „alle werden mit offenem Armen empfangen.“ „Ja, ja“, sagten alle gleich. „Ja, ja.“
 
  
© Erwin Grosche