In meiner Buchhandlung
Ich weiß nicht mehr genau, wann ich die „Buchhandlung Holzapfel“ auf dem Teltower Damm in Berlin-Zehendorf zum ersten mal betrat. Es wird wohl Anfang der 1970er Jahre gewesen sein, kurz nach meinem Umzug in den Südwesten Berlins (damals West-Berlins). Möglicherweise war es der ungewöhnliche Name „Holzapfel“, der mich dazu bewog hineinzugehen, oder es war ganz einfach die erste Buchhandlung auf meinem Wege von der neuen Wohnung nach Zehlendorf-Mitte. Auch das weiß ich nicht mehr genau. Erinnern kann ich mich aber an meine Verblüffung, als ich mich nach dem Öffnen der Eingangstür in einem schmalen, fast schlauchartigen nach hinten dunkler werdenden Laden wiederfand. Daß ich damals nicht gleich wieder rückwärts hinausging, lag sicher an einer der freundlichen Damen, die mir meinen Buchwunsch erfüllte. Seitdem kaufe ich alle meine Bücher - ehrlicherweise muß ich gestehen: fast alle - bei „Holzapfel“ in Zehlendorf. Der ca. vier mal zehn Meter lange und hohe Raum fordert tatsächlich das gestalterische Talent des jeweiligen Eigentümers heraus. Heute ist der Tresen mit der Kasse geschickt im Hintergrund des Raumes angebracht, so daß dem Kunden genügend „Wegstrecke“ bleibt, um sich umzuschauen, in den ausgelegten Neuerscheinungen zu blättern, die Buchrücken in den Regalen zu mustern und hie und da einen Griff hinein zu wagen, ehe er sich mit seinem eigentlichen Wunsch an eine der Buchhändlerinnen wendet. Sorgsam gewähltes Sortiment
Den räumlichen Möglichkeiten entsprechend ist das im Laden vorhandene Angebot schmal - aber
„Unterhaltungsschrott“ wird man hier vergeblich suchen. - Aber beschafft wird alles, wenn der Kunde es wünscht, das betont Frau Hansen, seit 1.12. 2002 Besitzerin der Buchhandlung, immer wieder. Älteste Buchhandlung Zehlendorfs Die „Buchhandlung Holzapfel“, gegründet am 18. Mai 1927, gehört zu den fünfzehn ältesten heute noch existierenden Buchhandlungen Berlins und ist die älteste in Zehlendorf (Auskunft des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Landesverband Berlin-Brandenburg. Anfang der 1970er Jahre gab es in unmittelbarer Umgebung zwei weitere Buchhandlungen. Sie mußten aufgeben; heute gibt es stattdessen Filialen zweier großer Buchhandelsketten in geringer Entfernung. Wie schafft es ein so kleines Unternehmen wie „meine Buchhandlung“ sich seit mehr als 80 Jahren in Zehlendorf-Mitte zu behaupten? Danach gefragt, antwortet Frau Hansen ganz spontan: „Das haben wir unseren Zehlendorfer Stammkunden zu danken; im Vergleich zu anderen Berliner Bezirken sind sie besonders treu.“ In einzelnen Fällen ist es schon die zweite oder dritte Generation, die sich ihre Bücher bei „Holzapfel“ holt. Es beginnt in Begleitung der Eltern bei der Auswahl von Kinderbüchern, danach folgen Schul- und Jugendbücher und später die Ausbildungsliteratur. Und dann wird sicher, wenn das Portemonnaie es erlaubt, einfach weil’s so spannend aussieht, das eine oder andere Taschenbuch gleich mit erworben. Die besondere Mischung macht’s Seit Anfang der 1970er Jahre bin ich also selbst dem „Holzapfel“ treu geblieben, die Verblüffung von
Inzwischen ist „Holzapfel“ längst zu meiner Lieblingsbuchhandlung geworden. Es ist die Mischung aus anheimelnder Atmosphäre zwischen hohen Bücherwänden, traditionellen Buchhändlertugenden und dem Einsatz moderner Medien bei der Erledigung von Kundenwünschen – eine tragfähige Mischung, wie ich meine. Dieses ganz besondere Etwas sucht man in den Filialen der großen Buchhandelsketten vergeblich, wo Buchhändlerinnen zu Kassiererinnen auf Supermarktniveau degradiert werden. Deshalb gehe ich so gern in meine Lieblingsbuchhandlung. Und ich weiß von vornherein, daß ich nach Erledigung meines eigentlichen Buchwunsches auf dem Weg zum Ausgang wieder hängen bleiben werde an irgendeinem spannenden Buch ........... Literatur: |