Ludwig Mies van der Rohe  
            starb vor 50 Jahren 
              
            Der Architekt und Schöpfer der „Haut und Knochen“-Architektur  
            entstammte einer Aachener Steinmetzfamilie  
              
            Von Andreas Rehnolt 
              
            Mies  van der Rohe, der Schöpfer der „Haut und Knochen“-Architektur starb am  17. August 1969 - also vor 50 Jahren in Chicago. 1938 - fünf Jahre nach  der Machtergreifung der Nationalsozialisten kehrte van der Rohe  Deutschland den Rücken und emigrierte in die Vereinigten Staaten von  Amerika. Hier erst fanden seine visionären Entwürfe für Bürogebäude  Anerkennung und es fanden sich Bauherren für seine „Haut und  Knochen“-Architektur mit Stahl, Glas und Beton.  
              
            Mies van  der Rohe wurde als Maria Ludwig Michael Mies am 27. März 1886 in eine  Aachener Steinmetzfamilie geboren. Er besuchte eine Gewerbeschule,  lernte Maurer und arbeitete danach als Zeichner. Die ersten Wohnhäuser  baute er in Berlin noch eher konventionell. Den Ersten Weltkrieg  überlebte er als Mitglied von Baukompanien bevor er 1919 nach Berlin  zurück kehrte. Zwischen 1921 und 1924 entwarf er fünf unkonventionelle  Bürogebäude, die jedoch nie realisiert wurden.  
              
                 Dennoch  avancierte der Mann, der 1922 seinen Nachnamen um die Herleitung „van  der“ und den Geburtsnamen seiner Mutter „Rohe“ ergänzte, zur Ikone des  Neuen Bauens. Sein Architekturideal formulierte er einmal in dem kurzen  Satz: „Weniger ist mehr“. Seine Baukunst gilt dem Ausdruck konstruktiver  Logik und räumlicher Freiheit in klassischer Form. Dafür entwickelte er  moderne Tragstrukturen aus Stahl, die eine hohe Variabilität der  Nutzflächen und eine großflächige Verglasung der Fassaden ermöglichten. 
              
            „Baukunst  ist die räumliche Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umwelt und  der Ausdruck dafür, wie er sich darin behauptet und wie er sie zu  meistern versteht“, Mies vander Rohe, der als einer der bedeutendsten  Architekten des 20. Jahrhunderts gilt. „Sein Barcelona Pavillon der  Weltausstellung von 1927 dient bis heute als vorbildhaftes Modell für  Generationen engagierter Architekten“, so der Hauptgeschäftsführer der  Architektenkammer NRW, Markus Lehrmann.  
              
            Weltkarriere auch ohne Studium 
              
                 Auch in  NRW entstanden zahlreiche Gebäude nach seinen Entwürfen, wie etwa die  beiden als Museen genutzten Villen Haus Lange und Haus Esders in  Krefeld aus den Jahren 1927/28, die als „Juwelen des Neuen Bauens“  gelten. „Mies van der Rohe hat durch seine Architektur auch einen  Beitrag zu gesellschaftlicher Veränderung geleistet. So gab die Neue  Nationalgalerie in Berlin von 1967 der jungen Bundesrepublik den Schwung  zu neuer Leichtigkeit“, erklärte Markus Lehrmann, der  auch Geschäftsführer des Baukunstarchivs NRW in Düsseldorf ist.  
              
            Mies van  der Rohe war von 1930-1933 Direktor des Bauhauses in Dessau. Unter  seinem Einfluß entstand laut NRW-Kulturministerin Isabel  Pfeiffer-Poensgen (parteilos) ein „kulturindustrielles Netzwerk der  Avantgarde, das bis weit in die Nachkriegszeit Bestand hatte.“ 1938  emigrierte der Architekt in die USA, 1944 wurde er amerikanischer  Staatsbürger. Am Armour Institute in Chicago nahm er die akademische  Lehrtätigkeit wieder auf. Schon 1947 wurde im Museum of Modern Art in  New York eine Retrospektive seiner Arbeiten präsentiert.  
              
            1951  baute der Architekt, der nie ein Architekturstudium absolviert  hatte, das weltberühmte Farnsworth House, dann sein erstes Bürohochhaus,  den bronzefarbenen, ikonischen Wolkenkratzer Seagram Building in New  York. 1968 eröffnete in Berlin die Neue Nationalgalerie. Das Museum  stammt von Ludwig Mies van der Rohe und gilt als Ikone der Klassischen  Moderne. Zum Richtfest 1967 kam er noch von Amerika nach Berlin und  wurde bejubelt.  In seiner Rede beschrieb er den Museumsbau als würdigen  Rahmen für den hohen Inhalt zur Freude der Menschen. Ein Jahr später  war er tot. 
              
            Die Neue  Nationalgalerie war das letzte eigenständige Werk des großen  Architekten. Mit der gläsernen Oberen Halle des Museums vollendete er  seine langjährige Beschäftigung mit dem fließenden, offenen Raum. Das  Gebäude gilt als Vermächtnis eines visionären Baumeisters des 20.  Jahrhunderts.  
            
 Im  Hamburger Carlsen-Verlag ist anläßlich des 50. Todestages eine Graphic  Novel des Spaniers Agustin Ferrer Casas über Mies van der Rohe  erschienen.  
              
            Agustín Ferrer Casas  - „MIES - Mies van der Rohe“ (Hardcover) 
              
            Ein visionärer Architekt – deutsch von André Höchemer 
              
            © 2019 Carlsen Verlag, 176 Seiten, gebunden, 20 x 26,5 cm 
              
            100 Jahre Bauhaus: Mies van der Rohe  
              
            Klappentext:  Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) war einer der wichtigsten  Architekten der Moderne: Wie kaum ein anderer prägte er unsere  Vorstellung von moderner Architektur. Van der Rohe war bereits ein  weltberühmter Architekt, als er 1930 die Leitung des Bauhauses in Dessau  übernahm. Er hatte sich mit dem deutschen Pavillon zur Weltausstellung  1929 in Barcelona, und anderen Bauten international einen Namen gemacht.  Aber schon im August 1932 wurde das Bauhaus auf Antrag der  Nationalsozialisten geschlossen. 1938 emigrierte er in die USA, wo er  lehrte und auch ein erfolgreiches Arvchitekturbüro führte. In den  1960er-Jahren bekam er den Auftrag für die Neue Nationalgalerie in  Berlin. 
              
            Im Comic schildert Mies van der Rohe seinem Enkel während eines Fluges zu dieser Baustelle sein Leben - ein intensives Leben, ehrgeizig und erfolgreich, aber von zwei Weltkriegen überschattet. Weitere Informationen: www.carlsen.de 
              
            Redaktion: Frank Becker 
             | 
        


 