Asterix und Obelix feiern 60. Geburtstag

von Andreas Rehnolt

© Egmont Ehapa

Asterix und Obelix feiern 60. Geburtstag
 
Zur Feier gibt es im kleinen Örtchen Aremorica so manches Fäßchen mit Met
und reichlich selbst erlegte Wildschweine für die ganze Dorfgemeinschaft
 
Von Andreas Rehnolt
 
Aremorica/Gallien - Am 29. Oktober 1959 waren Asterix und Obelix, die beiden unbeugsamen Gallier aus dem kleinen Dörfchen Aremorica erstmals in eine Prügelei mit einer Römerpatrouille verwickelt. Das war anläßlich der Erstveröffentlichung der Jugendzeitschrift „Pilote“ in Frankreich. 60 Jahre später raufen die zwei sympathischen Freunde immer noch gerne mit den Vertretern der Besatzungsmacht.
Und Obelix läßt es sich nicht nehmen, bei diesen Gelegenheiten Römerhelme aufeinander zu stapeln, um seinen eigenen Rekord im Helmesammeln vom letzten Kampf zu brechen. Nun also der Geburtstag an den hölzernen Tischen unter dem gewaltigen Dorfbaum, an dessen Stamm sicherlich wieder Troubadix gefesselt und vor allem geknebelt sitzt, der Barde des Dorfes, damit er die Feier des 60. Geburtstags der Helden nicht mit seinem unglaublichen Gesang beehrt.
Es gibt reichlich selbst erlegte Wildschweine für die ganze Dorfgemeinschaft und eine erquicklich große Zahl von Fäßchen mit Met wird auch bis auf den letzten Tropfen getrunken sein. Natürlich hat Majestix, der Chef des Dorfes, seinen Schild polieren lassen und seine Rede auf die zwei berühmtesten Dorfbewohner vor seiner Ehefrau Gutemine bis auf den letzten Punkt auswendig gelernt.
Und der Druide Miraculix wird dem kleinen, drahtigen Asterix - und zwar nur ihm - ein Extra-Feldfläschchen mit dem unbesiegbar machenden Zaubertrank schenken. Obelix - der große und nicht dicke, sondern nur sehr kräftige - Freund wird einmal mehr verfluchen, als kleiner Junge in einen vollen Topf mit Zaubertrank gefallen zu sein und dadurch so stark geworden ist, daß er sein Lebtag auch nicht ein Tröpfchen davon mehr abbekommt.
 
Der Schreiber dieser Zeilen ist mit den beiden gallischen Gefährten zusammen gealtert und bringt es inzwischen sogar auf 67 Lenze. Die Haare grau, der Bart ist - anders als bei Asterix und Obelix - inzwischen ab und eine Brille braucht er auch, jetzt vor allem eine
für's Lesen des vor wenigen Tagen - rechtzeitig zum 60. Geburtstag - erschienen 38. Bandes mit dem Titel „Die Tochter des Vercingetorix“.
Der ist bereits der dritte Band in der Regie des Texters Jean-Yves Ferri und des Zeichners Didier Conrad und knüpft an alte, tolle Geschichten der Gallier an. 60 Jahre - und kein bißchen leise - Das trifft auf die zwei gutmütigen Raufbolde zu, die bis heute weder Wildschwein noch Römern ausweichen und auch nach sechs Jahrzehnten schlagkräftiger Erfahrung immer noch feststellen: „Die spinnen, die Römer!“
Was haben die beiden - manchmal auch in Begleitung von Majestix, Miraculix oder Troubadix - nicht alles erlebt. Ich meine, außer Römer verhauen und Wildschweine vertilgen. Und wo die nicht überall schon gewesen sind. In Ägpten haben sie geholfen, eine gewaltige Pyramide samt Palast für Cleopatra zu errichten. Die Tour de France haben sie erfunden, sie waren die wahren Entdecker von Amerika. Sie waren in der heißesten Sonne Spaniens an der Seite gegen die Römer aufmuckender Iberer.
In England standen sie ebenfalls widerständigen Dörflern bei, erlebten Nebel und lauwarme (!) Cervisa und erfanden so ganz nebenbei den englischen Tee. In der Schweiz durften sie das unvergleichliche und ebenso unvergeßliche Käsefondue genießen, lernten die nervige Sauberkeit und Pünktlichkeit der Helvetier und deren wohl furchterregendste Waffen - Jodeln und Alphorn kennen.
 
Dafür verdanken die Belgier den gallischen Helden ihre Pommes Frites mit Muscheln. In Rom verdingten sich Asterix und Obelix zeitweilig als Sklaven, um in die Nähe Cäsars zu kommen und ihm - so eine Wette - seinen Lorbeerkranz gegen einen Kranz aus Dillkräutern auszutauschen. Alle Männer des gallischen Dorfes Aremorica - ja, selbst Methusalix - waren zugegen, als Asterix die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Athen gewann.
Ach ja, sie waren ja auch mit Erindjah's fliegendem Teppich in Indien und dem Land mit Hilfe von Troubadix's Sangeskünsten den erhofften Regen zu bescheren. Und in den sandigen und nicht ganz ungefährlichen sandigen Weiten von Judäa waren sie nach einer erlebnisreichen Kreuzfahrt erfolgreich bei der Suche nach Steinöl, das eigentlich als Beigabe für den Zaubertrank notwendig war, aber vom römischen Agenten 00six vernichtet wird. Wie oft sie mittlerweile das Piratenschiff versenkt haben, bis die Seeräuber es für schmerzloser hielten, sich selbst zu versenken, hab ich gar nicht zählen können.
Teutates sei Dank, hatte während der langen Abwesenheit der gallischen Helden der Druide Miraculix inzwischen eine andere Zugabe getestet, die für die Wirksamkeit des unbesiegbar machen Tranks ebenso tauglich war. Dessen Rezept ist übrigens auch nach 60 Jahren immer noch nicht gelüftet worden. Ein Glück. Nicht auszudenken, wenn er etwa in die Hände von Trump, Putin oder Erdogan fallen würde.
 
Schön wäre es sicherlich, wenn die Gallier zum 60. noch einmal Besuch etwa von Gaius Optus, dem Trainer der Gladiatoren in Rom, von Tullius Destructivus, dem Streitsäer, vom römischen Anwalt Titus Redefluß, dem ägyptischen Architekten Quadratus, dem Elefantentrainer Washubda und seinem Radschah Nihamavasah und all den anderen wunderbaren Persönlichkeiten ihrer Abenteuer bekämen. Vielleicht kommen die aber auch erst zum 65., der ja auch hierzulande viel doller gefeiert wird als der 60. Geburtstag.
In unzählige Dialekte und Sprachen übersetzt, in mehreren Zeichentrick- und einigen Realfilmen auf die Leinwände und Bildschirme dieser Welt gebracht, sind die Abenteuer von Asterix und Obelix unschlagbar. Wer sich einmal darauf eingelassen hat, der muß und wird sie lieben, diese ganze Bande aus „dem Dorf der Verrückten“, wie die Römer sie mit Angst und Ehrfurcht titulieren.
Ganz ganz herzlichen Glückwunsch und tausend Dank für die unzähligen lustigen Erlebnisse bisher und hoffentlich erlebt ihr noch viele Jahre in dem „von unbeugsamen Galliern bevölkerten Dorf“, das nicht aufhört, dem Eindringling Cäsar Widerstand zu leisten. Hauptsache Euch und mir und uns allen auf dieser - trotz alledem immer noch herrlichen Welt - fällt nicht der Himmel auf den Kopf. Ach ja, guten Appetit - und auf die nächsten 60 Jahre Asterix und Obelix.
 
Weitere Informationen: www.ehapa-comic-collection.de 
 
Redaktion: Frank Becker