Wahrheiten

Mahatma Gandhi – „Kraft des Geistes“

von Robert Sernatini

Wahrheiten
 
Der auch mit dem Ehrentitel „Bapu“ (Vater ›der Nation‹) angesprochene indische Jurist, Politiker und Philosoph Mohandas Karamchand Gandhi, besser bekannt als Mahatma Gandhi, war ein Solitär in der politischen Weltordnung, vergleichbar mit Martin Luther King.

Gandhi wurde 1869 in Porbandar in der britischen Kronkolonie Indien geboren. Er studierte Jura in England und arbeitete als Anwalt in Südafrika, wo er sich gegen die Diskriminierung der Inder einsetzte. Nach seiner Rückkehr nach Indien 1915 wurde er Präsident der Congress-Bewegung und Mitglied des INC, des Indischen National-Kongresses. Wegen seines Einsatzes für ein freies Indien wurde er von der britischen Besatzung mehrfach, insgesamt acht Jahre, festgesetzt. Als konsequenter Verfechter des gewaltlosen Widerstandes, als Politiker und Philosoph, der sich für „kastenlose“ einsetzte sowie die Gleichheit aller gesellschaftlichen Gruppierungen anstrebte und der als Asket und Guru lebte, wurde Vorbild für Indien und die Welt - ein wahrhaftiger Mensch und unbeugsamer Charakter. Den Namen „Mahatma“ (große Seele), der durch einen Hymnus des indischen Nationaldichters Rabindranath Tagore manifest wurde und den das Volk bereits übernommen hatte, übernahm Gandhi gerne.
Die von ihm erkämpfte Unabhängigkeit Indiens und die von ihm nicht erstrebte Teilung Britisch-Indiens in Indien und Pakistan 1947 konnte bzw. mußte er noch miterleben. Am 30.1.1948 wurde er im Alter von 78 Jahren in New Delhi von dem fanatischen Hindu-Fundamentalisten und Verfechter der indischen Kastengesellschaft Nathuram Godse mit drei Revolverschüssen getötet.
 
Gertrude und Thomas Sartory haben unter dem Titel „Kraft des Geistes“ ein kleines Exzerpt aus Gandhis politisch-philosophischer Hinterlassenschaft zusammengestellt. Es sind nicht einmal schwierige, komplexe Texte, sondern schlichte Wahrheiten, die das kleine Bändchen neben einer kurzen Einführung enthält. Es paßt in jede Jacken- oder Handtasche und ist sehr zu empfehlen.
 
Duldung
Gegenseitige Duldung ist eine Notwendigkeit für alle Zeiten und alle Rassen. Wir können unmöglich in Frieden leben, wenn die Hindus die muslimische Form der Anbetung Gottes und ihre Übungen nicht dulden wollen oder wenn die Muslims sich ereifern über die Bilderverehrung und den Kultus des Rindes bei den Hindus. Duldung erfordert nicht, daß ich das, was ich dulde, auch billige. Alkohol-, Fleisch- und Tabakgenuss mißfallen mir im höchsten Grad, und doch dulde ich das alles bei den Hindus, den Muslims und Christen, wie ich von ihnen auch erwarte, daß sie meine Enthaltsamkeit in diesen Dingen dulden, auch wenn sie ihnen mißfällt. Aller Streit zwischen Muslims und Hindus kommt daher, daß einer den anderen durch Gewalt zu seiner Ansicht bekehren will. (aus: Mahatma Gandhi: Die Lehre vom Schwert, Aufsätze 1919-22, deutsch von Emil Roniger)    
 
Mahatma Gandhi – „Kraft des Geistes“
Hrsg. von Gertrude und Thomas Sartory
© 2019 Diogenes Verlag, 86 Seiten, gebunden, oktav, mit Lesebädchen (Taschenbuch deluxe) – ISBN: 978-3-257-26153-0
12,- €
Weitere Informationen: www.diogenes.ch