Unerquickliches und anderes
zum neuen Jahr
Aus dem Tagebuch von Wolfgang Nitschke
30.12.19
„Meine Oma is ne alte Umweltsau“
Okay, Kinners. Ich hab das Video gesehen, ich hab den Ton gehört, bin ja weder taub noch blind. Aber jetzt bitte nicht alle zwei Minuten, wo man geht und steht, an jeder Ampel, jeder U-Bahn, jeder Straßenecke, jeder Käsetheke, jeden Morgen, jeden Mittag, jeden Abend, jeden Tag und jede Nacht, in jedes Mikro, ob an, ob aus, zu Haus oder in der Au
„Meine Oma is ne alte Umweltsau“. Und auch nich' „How dare you?“ We will not let you get away with this. Außerdem - und pinselt euch das ruhig mal in irgend'nem stillen Augenblick, wegen mir auch in der Zeit zwischen Mon- und Freitag, hinter eure veränderungsfreudigen Löffel: „Wenn die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten.“ Und z.Z. steht se – genau! - sehrsehr niedrig. Und wenn ihr mehr über den Autor wissen wollt, kann ja sein, könnt ihr den ja googeln, und dann krass bzw. cool oder auch vollgreta durch die Weltgeschichte posten, tweeten, twittern, chatten, liken oder watweißich oder auch nich. Vielleicht noch 'n kleiner Korrektur-Tipp: Euer vielzitierter Weltuntergang ist übrigens schon gelaufen. Vor allem aber passt schön auf, falls wieder so ne alte Umweltomasau in ihrem Suffi über unschuldige (?) Rollatoren-Opis … na, ihr wisst schon.) 1.1.20
Die Neujahrsansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel 2020
O-Ton Angela Merkel:
„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Heute Abend stehen wir nicht nur am Beginn eines neuen Jahres, sondern auch eines neuen Jahrzehnts. Und nun wünsche ich Ihnen ein gesegnetes und frohes neues Jahr.“ 2.1.20
Schon wieder Österreich
Und schon wieder hat der alte Mann Recht behalten, der da sagte, Geschichte wiederhole sich immer zweimal – das erste Mal als Tragödie, das zweite Mal als Farce.
Und das sind se, die neuen Farcisten: Kurz und Kogler! Schwarz-grüne Machtergreifung in Österreich – die Regierung steht! Ok, der Kurz sieht besser aus als Hitler und den Kogler kennt keiner. Aber das wird sich alles schon noch ändern... 3.1.20
Deutsche Leitkultur 2020
Günther Krause ist jetzt 66 und hat zwar schon ein mehr als bewegtes Leben hinter sich, will jedoch, weil ihm wohl einer gesungen hat, mit 66 sei noch lange nicht Schluß, noch einmal so richtig durchstarten.
Aber der Reihe nach: Der Günther, aufgewachsen in Dunkeldeutschland – wofür er nix kann - hatte 1990 als Chefunterhändler der DDR den deutsch-deutschen Einheitsvertrag unterschrieben, war dann 'ne Zeitlang Helmut Kohls Minister für ganz besondre Aufgaben und Verkehr, mußte allerdings 1993 zurücktreten wegen kleinkriminell eingesackter Lohnkosten für seine Putzfrau, scheiterte im Folgenden dann, während die Erde sich auch ohne sein Zutun gnadenlos weiterdrehte, als cleverer Stand-up-Unternehmer für Weißderteufelwat am laufenden Band, verließ eines Tages notgedrungen Hals über Kopp sein attraktives Anwesen an der Mecklemburgischen Seenplatte kurz vor der Zwangsräumung und tauchte bis auf Weiteres unter in der anonymen Dunkelheit der postproletarischen Überflüssigen. Das war so um 2018. Nu isser wieder aufgetaucht und sitzt aktuell in den Startlöchern für die diesjährige Reise ins RTL-Dschungelcamp. Frage: Kann man noch tiefer sinken? Ja sischer dat. Und zwar ganz einfach: Indem man z. B. auf Kosten solcher Existenzen als ultrakomischer Moderator dieses Elends seine Kohle verdient. Aber es geht noch einfacher: Indem man sich vor den Fernseher setzt und sich das anguckt. 4.1.20
Fliegengeschisse, das einfach nicht vergehen will
Anläßlich der 70-Jahr-Feier des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamtes war 2016 eine Studie in Auftrag gegeben worden über die ersten vier Behördenleiter nach dem Krieg. Die ist nun dieser Tage fertig geworden und für die meisten sollen die Ergebnisse doch tatsächlich einigermaßen erschreckend gewesen sein:
Alle 4 waren se schon in der dunklen Zeit – man kann sagen – sehr eifrig im Polizeidienste aktiv, so als stramme Nationalsozialisten und autodidaktische Massenmörder auch außerhalb des Reiches bei der Vernichtung unwerter Völker im Osten immer fleißig mit Feuer und Flamme vorneweg an vorderster Front, und danach dann mit Hilfe von Persilscheinen als staatlich anerkannte Widerstandskämpfer bruchlos weiter in Amt und Würden, wie gesagt nacheinander als Leiter des Landeskriminalamtes Mordrhein-Westfalen. Und der amtierende Innenminister Herbert Reul (CDU) war bei der Veröffentlichung der Studie ganz besonders schockiert, der Herbert, der Herbert Reul, ein Mann, den so schnell nichts erschüttern kann, ein Demokrat von ausgesucht spezieller Denkungsart, humorvoll, sensibel und charmant. Und wissense, wat der da bei der Feier gesagt hat, der Reul, wat der gesagt hat, bei der Feier da, wissense dat? Nee, dat wissen se nich, dat können se gar nich wissen! Der hat da gesagt … nee, nee, paß auf, der hat gesagt, hat er gesagt, hat er gesagt ... nee, nee, hör mal, hör mal, hör mal, das glaubst du nicht ... nee, nee, komma, komma, komma, paß auf, da hat der gesagt ... ich dachte, das gibt’s doch nich, ha, ha, ha ... da hat der echt gesagt, nee, dat kannse dir nich vorstellen ... da hat der echt gesagt, paß auf, jetzt kommt's, da hat der gesagt: „Aus heutiger Sicht hätten diese Männer niemals mehr als Polizisten arbeiten dürfen.“ Verstehse? „Aus heutiger Sicht“! Hat er gesagt! AUS HEUTIGER SICHT. Is der nich lustig? Dieser Innenminister? Aus heutiger Sicht. Ja, aus welcher Sicht denn nicht? Sie … Sie … Comedyminister, Sie! 6.1.20
„Wandlung eines Wüterichs“
(Auch diesen Eintrag können Sie wieder guten Gewissens überspringen. Es geht um nichts.) Ich lach mich tot! Laut Kölner Stadtanzeiger, pardon, laut Kölner Kirchenzeitung gibt es ein Wunder zu verkündigen, quasi eine „Wandlung“ der etwas anderen Art:
Der Fleisch gewordene Opportunismus, getauft auf den Namen Markus Söder sei gerade dabei, „sich neu zu erfinden“, will meinen bzw. glauben, daß dieser Typus begänne, sein bisheriges „Denken kritisch zu hinterfragen“ - was das bei einem genuin unwandelbaren Chamäleon auch immer heißen soll. Is aber auch egal. Darum geht’s auch gar nicht. Hierum geht’s. Es heißt: Söder wolle nicht Bundeskanzler werden. Und dafür gab er dem Stadtanzeiger folgende urkomische Erklärung: „Ich glaube“, so Spaßmacher Söder, „daß die Deutschen die Bayern schon ganz gern mögen. Aber immer, wenn sie den Eindruck haben, ein Bayer will Kanzler werden, entsteht die Sorge, künftig aus dem Hofbräuhaus regiert zu werden.“ Gut, aus 'ner deutschen Kneipe, egal wo die steht, heraus regiert zu werden, is so ziemlich das Hinterletzte, was ich mir wünschen täte. Aber ich dachte, jetzt käm noch son unerquicklicher obligatorischer Bayern-München-Scherz oder daß mit nem bayerischen Stellvertreter Gottes das Maß für mindestens ein Jahrtausend eh schon übervoll gewesen ist ... Dabei wär die Antwort auf die Frage, warum es keinen bayerischen Bundeskanzler geben kann und niemals geben wird, so simpel wie banal und ohne endloses Gelaber mit zwei Worten zu haben: Is so. Und Punkt. So einfach ist das manchmal. 7.1.20
Gestern fand wieder das berühmte, traditionelle sog. Dreikönigstreffen statt
Und zwar das von der FDP. Da treffen sich ja wie immer am 6. Januar die drei Unkaputtbaren von der FDP in einer Telefonzelle …
Aber lassen wa das. Gibt Schlimmeres. 8.1.20
Sternstunden des Fernsehens
Diesmal aus Österreich. Die 'Tagesschau' berichtet:
„Während der Vereidigung der neuen österreichischen Bundesregierung durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen blendet der ORF versehentlich Untertitel einer Telenovela ein. Die versehentliche Einblendung von Untertiteln der Telenovela „Alisa – Folge deinem Herzen“ hat aus Szenen der Vereidigung der österreichischen Bundesregierung in der ORF-Mediathek eine Groteske gemacht. Dabei standen der 33 Jahre alte ÖVP-Chef Sebastian Kurz und der Bundespräsident Alexander Van der Bellen nebeneinander und darunter zum Beispiel der eingeblendete Untertitel „Na, na du Küken?“. In einer anderen Szene stand unter beiden Politikern Screenshots der Untertitel „Du kannst hier anfangen. Als Kellner.“ Reality-TV vom Feinsten. 9.1.20
Neues vom Familienministerium
Karsten Giffey, Tierarzt und Ehemann von Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey (SPD), hat seine Arbeitsstelle verloren. Er war als verbeamteter Veterinär im Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales tätig, hat dort. bei seinen Arbeitszeiten geschummelt und Dienstreisen abgerechnet, die nie stattgefunden haben.
Was das bienenfleißige Schummeln betrifft, ist die Franzi übrigens auch kein unbeschriebenes Blatt. Für ihre mit Plagiaten noch und nöcher zusammengeklickte Doktorarbeit ist Frau Doktor jedoch im Jahre 2019 nur gerügt worden. Auf Anfrage wollte sich weder Franziska noch ihr umtriebiger Karsten äußern. Dafür erklärte eine Sprecherin des Bundesfamilienministeriums: „Die Ministerin äußert sich nicht zu persönlichen Angelegenheiten von Familienmitgliedern.“ Zwei Fragen aber habe ich dennoch – mit Verlaub: Wie dämlich und wie kackfrech darf man da in Berlin eigentlich sein? Zusatzfrage: Oder sind das vielmehr die Voraussetzungen für diese Jobs? |