Wieder sone Woche zum Abhaken

Aus dem Tagebuch

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Wieder sone Woche zum Abhaken

Aus dem Tagebuch von Wolfgang Nitschke

22.1.20
 
Der Stadtanzeiger geht ans Eingemachte
Überschrift des letzten Artikels im Politikteil:
„Eine Milliardärin gerät in Erklärungsnot - Isabel dos Santos, die reichste Frau Afrikas, hat ihr Vermögen wohl durch illegale Tricks erworben“
So, so. Is ja interessant. Demnach ist es also normalerweise im Re­gelfall üblicherseits und traditionell so, daß der normale Milliardär, und sei er auch der reichste Milliardär von sonstwat, sich seine Moneten beispielhaft immer nur mit ehrlicher Arbeit zusammen äh.. verdient, und nicht - wie die Gerüchte- und Verleumdungsküche zu verbreiten pflegt – im Schlafe respektive mit Diebstahl, Raub, Erpressung, Mord oder ähnlich illegalen Tricks (Sie können sich was aussuchen).
Werter Stadtanzeiger,
für wie blöde halten Sie uns eigentlich?
P.S.:
Ganz nebenbei abgesehen davon, daß ich mich irgendwie nicht erinnern kann, jemals im Stadtanzeiger gelesen zu haben, daß in so einem spektakulären Einzelfall ein weißer Mann die Titelrolle inne hatte. Das muß dann schon erstens eine Frau, zweitens eine schwarze und drittens die Brut eines Kommunisten sein.
Werter Stadtanzeiger,
für wie blöd …
ach, hatt 'ich ja schon gefragt.
 

 

19.1.20

Omm, Omm, Omm …
Da soll noch einer sagen: „Beten nützt nix!“ Kaum hat die „Woche des Gebetes“ begonnen – vom 18. bis einschließlich Samstag, den 25., gilt aber nur für Christen – da kommt auch schon dpa mit der Meldung umme Ecke:
„Mißbrauchsstudie der katholischen Kirche bleibt ohne Folgen“, „Alle Verfahren eingestellt“ et cetera ex cathedra.
Und damit wäre dann auch, weil das immer so läuft, die heiße Frage beantwortet, wessen Gebete denn normalerweise immer so erhört werden. Und stante pede staunt der Laie, und der Pfaffe freut sich. Doch der neunmalkluge unter den Gläubigen ruft in die Gemeinde­runde:
„Moment, Moment! Einen Augenblick mal, bitte schön! Die Woche des Gebets is noch NICHT vorbei!“
Und so wird’s wohl weitergehen bis zum St. Nimmerleinstage! Aba dann is wat los hier, ihr Brüder und Schwestern! Das kann ich euch flüstern!
Und wenn ihr fragetet, woher ich das wüßte, so sagte ich euch, liebe Brüder und Schwestern:
„Fürchtet euch nicht! Sondern lest die neue frohe Botschaft, das 5. Evangelium: „Das Evangelium des Fliegenden Spaghetttimonsters“ vom heiligsten Apustulus Bobby Henderson! Gehet hin in alle Welt und leset darin! Und Amen. Dann is aba endlich Ruhe im Karton!"
(Das war jetzt mein Buchtipp der Woche.)
 
18.1.20

Hölle, Hölle, Hölle!
„Tag des deutschen Schlagers“
Au ja, fein! Schlagt ihn, wo immer ihr ihn trefft.
 
17.1.20

Die gute Nachricht der Woche
Man sollte es nicht für möglich halten, aber es gibt sie hin & wieder doch noch – die guten Nachrichten:
Da ist uns' Uschi vdL grade wegelobt nach Brüssel, da wird sie auch schon wieder von ihrer heißgeliebten Vergangenheit als Soldaten­else eingeholt inkl. mächtig unangenehmer Bedrängnis, weil sie alle Bundeswehrberateraffären-Untersuchungsausschuß-relevanten Mails von ihrem „privaten“ Diensthandy gelöscht hatte. Einfach so. In Tateinheit mit exklusiver, in solchen Fällen gern zugegebener boden­loser Ahnungslosigkeit. Und ich hatte befürchtet, wir würden sie nie wieder sehen.
***
Auch nicht falsch:
Bittere Pille für unser Jensken, unsern Bundesoberarzt am Kranken­bett des Gesamtsystems!
Sein Organspendenvorschlag fiel mit Pauken und Trompeten in der Bundestagsdebatte durch. Headline in der 'taz':
„Kein Herz für Spahn“
Das tut doch gut.
 
16.1.20

Si tacuisses …
Nee, dann auch nicht! Til Schweiger im Kölner Stadtanzeiger:
„Schauspielen kann man nicht lernen. Dazu gehört vor allem Talent. Und damit wird man geboren – oder eben nicht.“
Mensch Junge, da sagste was.
 
15.1.20

Die Kranken bitten zur Kasse
Die mit viel lautem Tamtam angekündigte Homöopathie-Klimbim-Kommission der Grünen ist, wie nicht anders an zwei Fingern ab­zuzählen war, bereits vor dem Start bravourös und final gegen die Wand gefahren. Dabei hätte es eine Lösung geben können! Jawoll ja.
Da unsere esoterischen Mitbürger erklärtermaßen nun mal auf alle Wissenschaften pfeifen und natürlich vice versa, hätten sich beide Fraktionen ja als Grundlage für einen Kompromiss vielleicht auf den omnipraktikablen Leitspruch verständigen können, den sich Papst Pius IV. als sein Grundgesetz auserkoren hatte, Pius IV., der spät­mittelalterliche große Bruder im Aberglauben einerseits, der sich andererseits sein Leben lang eine bemerkenswert klare Sicht auf die Realitäten des Irdischen bewahrt hatte. Der große Pius IV. war näm­lich der festen Überzeugung, ja, und als aller Christen Oberhaupt handelte er auch immer danach:
„Mundus vult decipi, ergo decipiatur.“ Will heißen:
Die Welt will beschissen werden; also bescheißen wir sie.
Amen.
 
14.1.20

Zur neuen Agrarverkotungsverordnung
Wer die dicksten Kartoffeln hat, muß nach einer uralten Bauern­regel nicht unbedingt mit den Gesetzmäßigkeiten des Spätkapita­lismus heutzutage so vertraut sein wie früher mit seinen Mägden.
Nicht nur deswegen ist es auch verständlich, wenn die Landwirte seit Wochen zu Hunderten mit ihren Treckern durch die Städte gurken, um aussichtslos gegen die drohende Arbeitslosigkeit und die neue Agrarver­kotungsverordnung anzustinken.
Daß erstere für die meisten von euch, werte Bauern, irgendwann unwei­gerlich umme Ecke aufn Hof getreckert kommt, ist so logisch wie eben die Gesetzmäßigkeiten des Spätkapi­talismus und so sicher wie das dann folgende Amen in eurer Dorfkapelle. Es gibt ja auch heute keine Kesselflicker mehr, keine Köhler, Harzer und Hader­lumpen. Und da kräht auch hinterher kein Hahn nach.
Und was die Verkotung betrifft: Der liebe Gott hat seinerzeit gesagt, ihr sollt euch die Erde untertan machen. Von zuscheißen steht nix in der Bibel.
Danke.