"Weltentwürfe"

Die Journalistin Anne Linsel würdigt die Bühnenbildnerin Hanna Jordan

von Frank Becker
Die Bühnenbildnerin Hanna Jordan

Vor sieben Jahren feierte die Stadt Remscheid im Bergischen Land den Bühnenbildner Teo Otto (1904-1968) posthum als ihren großen Sohn. Ein prächtiges Buch über sein Lebenswerk wurde ediert, das städtische Theater wurde nach ihm umbenannt und bis auf den Tag zeigt man dort stolz einige seiner Werke.
Nun wird niemand verlangen, daß in der Nachbarstadt Wuppertal ähnliches mit dem Namen Hanna Jordan geschieht, doch daß dort eine Bühnenbildnerin von nicht weniger hohem Rang lebt und jahrzehntelang gewirkt hat, bedurfte schon lange einer so angemessenen Würdigung, wie es nun mit dem Band "Weltentwürfe - Die Bühnenbildnerin Hanna Jordan" geschieht. Die Kulturjournalistin Anne Linsel, die bereits  vor 15 Jahren für den WDR ein filmisches Porträt Hanna Jordans aufgezeichnet hat, nahm sich der längst fälligen Aufgabe kenntnisreich an.

Geboren 1921 in Wuppertal wirkte Hanna Jordan nach im holländischen Exil überstandener Nazi-Zeit ab 1945 an den Bühnen - damals gab es noch mehrere bespielte Häuser, bis sich das Bühnengeschehen auf das Opernhaus in Barmen und das Schauspielhaus in Elberfeld konzentrierte - ihrer Heimatstadt,

Warten auf Godot - Wuppertal 1953/54
später u.a. auch in Stuttgart, Hamburg, München, Berlin und Wien sowie bei Fernsehproduktionen. Die Bühnenbilder der Hanna Jordan haben lange Zeit das Bild des Theaters in Wuppertal geprägt - eine "Ära Jordan". War der Beginn noch dem Schauspiel - Gogols "Heirat" war ihre erste Arbeit - vorbehalten, verlegte Hanna Jordan ihr Hauptinteresse bald auf die Oper, wo sie gemeinsam mit Regisseur Friedrich Meyer-Oertel für hoch gelobte Inszenierungen stand. Wer kennt nicht Namen wie Kurt Horres, Rudolf Noelte, Imo Moszkowicz, Peter Palitzsch - Namen, die sich auf der Bühne mit dem Hanna Jordans verbinden. Mit der von Intendant Arno Wüstenhöfer installierten Tanztheater-Chefin Pina Bausch entstand jedoch keine Chemie. Aber als das WDR- Fernsehen noch in den Kinderschuhen steckte, war Hanna Jordan als eine der ersten dabei.


Nun ist "Weltentwürfe" mehr als nur ein Aufarbeiten des Theaterlebens der Hanna Jordan, das übrigens schon 1965 in einer kleinen Broschur anläßlich der Verleihung des Von der Heydt-Preises an Hanna Jordan von Horst Laube und Reinhard Linsel gewürdigt wurde. Die Autorin räumt 40 Jahre später in
angenehmer Offenherzigkeit ein, keine vollständige Chronik vorlegen zu wollen. Großes Gewicht legte Anne Linsel darauf, den
Menschen Hanna Jordan in einer sehr persönlichen Biographie vorzustellen. Daß die so Geehrte der Autorin (beide kennen sich  schon seit gut 45 Jahren) dabei als Gesprächspartnerin zur Verfügung stand, ist natürlich ein Glücksfall für ein solches Unternehmen. Das dürfte mit dem flüssig lesbaren, opulent bebilderten und reich mit Zitaten, Pressestimmen und Beiträgen von Zeitzeugen ausgestatteten Buch gelungen sein. Ein Namens- Index, ein Werkverzeichnis und eine biographische Skizze fehlen allerdings schmerzlich.

Anne Linsel stellt das Buch in Anwesenheit von Hanna Jordan am 27. Februar um 20.00 Uhr im "Haus der Bücher Nettesheim", Wuppertal, Herzogstraße mit einer Lesung vor.
Der Eintritt ist frei, Reservierung wird erbeten: Tel.: 0202-446521, E-Mail info@nettesheim.com.


Beispielbild
Umschlag: Volker David Kirchner

Anne Linsel
Weltentwürfe
Die Bühnenbildnerin Hanna Jordan

© 2006 Klartext Verlag Essen

Pb., 152 Seiten mit einer Vielzahl farbiger und s/w-Abbildungen
19,80 €

Weitere Informationen unter:
www.klartext-verlag.de

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