Vom Urknall bis heute

Ernst Peter Fischer - „Das Wichtigste Wissen“

von Johannes Vesper

Vom Urknall bis heute
 
Ernst Peter Fischer summiert das wichtigste Wissen
 
Der traditionsreiche C.H. Beck Verlag mit Sitz in München wurde 1763 in Nördlingen gegründet und feierte also bereits 2013 sein 250jähriges Bestehen, die Reihe C.H.Beck Wissen ebenfalls vor Jahren schon das Erscheinen des 500. Bandes. Biografien, Geschichte, Literatur und Sprache, Medizin und Psychologie, Musik, Natur und Technik, Philosophie, Religion sowie Kunst werden in diesen schmalen Bänden von namhaften Experten sachkundig abgehandelt und bieten dem Interessierten viel Material zum Einstieg in sein Interessengebiet. Einzelne Bände wurden mehr als 40.000 mal verkauft und erscheinen inzwischen in der 8. oder gar 9. Auflage. Die Gesamtauflage beträgt mehr als 5 Millionen Exemplare. Anläßlich des 25-jährigen Jubiläums dieser Reihe verfaßte Ernst Peter Fischer den Jubiläumsband: „Das wichtigste Wissen vom Urknall bis heute“. Welche Aufgabe! In 7 Essays läßt er auf 128 Seiten wie einst Gott in 7 Tagen die Welt entstehen und erzählt, was zu dem wichtigsten Wissen über die Entstehung der Welt gehören könnte. Seine Begabung, auch komplizierte Zusammenhänge der Physik und Genetik lebendig darzustellen, läßt den Leser an der Faszination der Naturwissenschaften und ihren Fragen teilhaben und weckt das Interesse an der Herkunft der Dinge, die unser Leben heutzutage bestimmen. Aufregend ist die Erfahrung, daß mit zunehmendem Wissen die Welt nicht einfacher, kaum verständlicher wird, tauchen doch hinter jeder neuen Hypothese weitere Fragen auf. Fischer beschreibt die Verzauberung der Welt durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse. Durch sie gewinnt die Welt an Tiefe, aber die Eindeutigkeit der Erkenntnisse schwindet mit zunehmendem Wissen.

     Wie hängen Licht und Leben zusammen? Was ist Licht? Welle oder Teilchen? Die Dualität des Lichts, seine Komplementarität entspricht wahrscheinlich einem allgemeinen Prinzip: Kann die Natur nur mit mindestens zwei sich widersprechenden Erklärungen adäquat beschrieben werden? Kommt nach der Quantentheorie Heisenbergs „die Bahn eines Elektrons erst durch die Beschreibung des Menschen zustande“? Fragen über Fragen. Wurde der Begriff „genetisch“ tatsächlich bereits von J.W. von Goethe eingeführt? Ja! Das „Gen“ erschien als Begriff erst im Gefolge der Mendelschen Forschungen um 1909. Das Genom wurde erst vor wenigen Jahren vollständig analysiert, und was „genen“ bedeutet, erfährt der Leser im 3. Kapitel („Der Blick auf das Leben“). Die technische Entwicklung nach der Erfindung der Dampfmaschine, der ersten industriellen Revolution um 1800, und nach der ersten Förderung von Erdöl 1859 in Pennsylvania war nicht aufzuhalten, auch wenn Wilhelm II. nicht an die Zukunft des Automobils glaubte, sondern an die des Pferdes. Im Gefolge der technischen Entwicklung kam es auf der Suche nach einer besseren Welt (Popper) und der Entwicklung der Naturwissenschaften allerdings durchaus auch zu Katastrophen wie den Weltkriegen, Giftgas, Atombombe und dem Transport von Millionen Juden durch Europa beim Holocaust mit Hilfe der dampfgetriebenen Eisenbahn.
 
     Unterhaltsam und informativ erläutert E.P. Fischer die tatsächlich ja schwierigen Verhältnisse und weckt die Lust, sich mit wichtigen Fragen der Welt wie der Naturwissenschaften zu beschäftigen bzw. sie als Element der Bildung und der Philosophie zu verstehen. Tatsächlich scheinen im Abendland Philosophie und Naturwissenschaft schon seit den alten Griechen eng miteinander verknüpft zu sein. Dem Leser möchte Ernst Peter Fischer keine trockenen Fakten vermitteln, sondern die Freude an der Erkenntnis. Er belebt Physik, Technik und Genetik, zieht Querverbindungen, gräbt in der Tiefe der Kultur und Philosophie und fragt sich, was den Menschen ausmacht. Seine Kreativität? Sie bestimmt nicht nur die Bildung von naturwissenschaftlichen Hypothesen, Theorien und Experimenten, von denen Einstein als „freien Erfindungen des menschlichen Geistes“ spricht. Was ist mit der Kunst? Die Kunst lebt jedenfalls von der Kreativität, wärmt das Herz und ergänzt die Wissenschaft, die hoffentlich den richtigen Weg weist (Popper). Am Ende des Büchleins regen Empfehlungen des Autors und ein umfangreiches Sach- und Namensregister zum Weiterlesen an.
 
Musenblätter-Lesern ist Ernst Peter Fischer seit Jahren als Essayist zu Fragen der Wissenschaft, der Philosophie und der Bildung bekannt. Er studierte Mathematik, Physik und Biologie, promovierte bei Max Delbrück am California Institute of Technology und lehrte in Konstanz und Heidelberg. Er schrieb mehr als 60 Bücher zur Geschichte der Wissenschaft. Für sein Werk erhielt er u.a. die Lorenz-Oken-Medaille der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte.
 
Ernst Peter Fischer - „Das Wichtigste Wissen - Vom Urknall bis heute.“
Jubiläumsband bei C.H. Beck
© 2020 C.H. Beck Wissen, Originalausgabe, 128 Seiten, Broschur, mit 2 Abbildungen – ISBN: 978 3 406 74729 8
9,95 €
Weitere Informationen: www.chbeck.de