Zur Malerei des Impressionismus

Eine Skizze

von Elke Wolny

Claude Monet, Impression soleil levant, 1872

Zur Malerei des Impressionismus
 
'Nichts ist kälter als die heiße Mittagssonne', so schrieb Camille Pissarro an seinen Sohn Lucien und erklärt dabei ausführlich die Malweise der Impressionisten.
Jeder Fotograf weiß, daß in der hellen Mittagshitze aufgenommene Fotos die wenigste Farbigkeit haben und wählt zum Fotografieren eher den Morgen oder Nachmittag. Was wie paradox erscheint, zeigt deutlich die Grundlagen des Impressionismus: eine genaue farbliche Abbildung eines Gegenstandes oder Landschaft in der momentanen Licht- und Wettersituation. Ist das Licht sehr hell, werden die Farben mit Weiß aufgehellt, werden also 'kalt'.
Die Frage wird immer wieder gestellt - wie sieht ein Gegenstand denn wirklich aus - so wie ich ihn z.B. bei aufgehender Sonne bei schönem Wetter sehe, d.h. in warmen Farben, oder wie an einem regnerischen Tag eher in hellen Blau-Grüntönen?
Die Beobachtung kann man auch selber machen. Wenn es z. B. Sonne und Wolken gibt, kann man eine Stelle draußen ansehen und sieht, wie sich die Farben verändern, je nachdem, ob es gerade Sonne oder keine Sonne gibt, oder auch eine untergehende Sonne, die alles in eine rötliche Farbe taucht.


Andrea Sölter erläutert Claude Monets Katherale von Rouen, 1894 - Foto © Frank Becker

Deshalb haben die Impressionisten draußen (und das war neu) auch häufig dasselbe Motiv in unterschiedlichen Lichtsituationen gemalt, sie haben z.T. die Leinwand gewechselt (und dann am Bild mit der anderen Wettersituation weiter gemalt), wenn sich das Wetter änderte. Auch wurden Schatten nicht schwarz, sondern farbig gemalt, etwas dunkler als die Farbe des Gegenstands.
Wenn man so will, ist diese Frage nach der Farbe fast naturwissenschaftlich. Die Farben verändern sich je nach Tageszeit, Sonne, Wetter ..., Die Impressionisten haben Landschaft so gemalt, wie sie in der jeweiligen Lichtsituation erschien, daher der Begriff Erscheinungsfarbe. So gibt es von Claude Monet z. B. die Kathedrale von Rouen in vielen verschiedenen Farbeindrücken, je nach Wettersituation, die Heuhaufen in der Sonne, im Schnee und von der Sonne beschienen, viele andere Motive oder auch den Blick auf die Creuse bei trübem Wetter (v.d. Heydt-Museum Wuppertal) und in anderen Wettersituationen. Später in seinem Leben malte er Bilder von seinem Garten in Giverny in unendlichen farblichen Variationen.
Daß die Maler des Impressionismus draußen malen konnten, verdankten sie auch der Erfindung der Tubenfarben, was den Transport der Malutensilien sehr erleichterte, wenn nicht erst möglich machte.
Die Malerei des Impressionismus hat nichts mit Gefühlen zu tun. Das ist eher ein Merkmal des nachfolgenden Expressionismus mit seiner Ausdrucksfarbe, der mit jungen Künstlern in Deutschland entstand, als die Impressionisten in Frankreich schon alte Männer und Frauen waren.


Claude Monet, Katherale von Rouen, 1894 - Foto © Frank Becker

Der Begriff des 'Impressionismus' geht zurück auf das Bild von Monet 'Impression soleil levant' von 1872 (Eindruck der aufgehenden Sonne, siehe oben). Der Begriff des 'Eindrucks' wurde von damaligen Kritikern negativ ausgelegt, d.h. es war keine anerkannte Malerei des damaligen Salons, d.h. 'präzise' Malerei aus dem Atelier wie in der Zeit davor (mit Grundierung, Vorzeichnung und z. T. mit mehreren lasierenden Schichten gemalt), sondern eine schnelle 'Eindrucksmalerei' alla prima, d.h. ohne Grundierung wurde die Farbe mit eher grobem Pinselstrich (die Gegenstände werden in der Entfernung deutlicher, aus der Nähe undeutlicher) direkt auf die Leinwand gesetzt. 'Impressionist' war ein Schimpfwort, und die Maler haben dann sinngemäß gesagt 'wenn man uns schon so beschimpft, dann nehmen wir den Namen eben'. Sie sahen sich als Revolutionäre der Kunst.
Max Liebermann bezeichnete den Impressionismus als eine Weltanschauung.
 
© Elke Wolny