Vom „Adler“ zum ICE

Carl Asmus – „Die Deutsche Eisenbahn“

von Frank Becker

Vom „Adler“ zum ICE
 
Deutsche Eisenbahngeschichte kompakt
 
Wir haben heutzutage zwar Züge, die bis zu 300 km/h erreichen können und Zugpersonal mit schicken Uniformen, aber die große, die „goldene“ Zeit der Deutschen Eisenbahn scheint sich seit der Privatisierung des Staatsunternehmens „Bahn“ nicht nur im steten Sinkflug zu befinden, sie ist augenscheinlich vorbei. Ganze Linienverbindungen wurden bundesweit eingestellt, die Gleise irreversibel herausgerissen. Bahnhöfe verrotten, der persönliche Service im Fahrkartenverkauf ist größtenteils abgeschafft, kryptische Kartenautomaten sollen Menschen ersetzen. Züge gelten als pünktlich, wenn sie „nur“ eine Viertelstunde Verspätung haben, Zugausfälle und massive Verspätungen sind Regel geworden, verpaßte Anschlüsse in der Folge ebenfalls. Elegante Restaurants mit erlesener Küche in den Zügen sind Geschichte, nirgends – auch nicht in den „Ruhezonen“ hat man tatsächlich Ruhe vor Dauertelefonierern, viele Züge sind hoffnungslos überfüllt, eine Qual für Klaustrophobiker, aber ein Paradies für Taschendiebe… - man könnte dieses Klagelied unendlich fortsetzen.
 
Da spendet nur das Erinnern Trost. Hilfe dabei leistet ein neues Buch des Bahn-Spezialisten Carl Asmus, das jüngst im transpress Verlag / Paul Pietsch Verlage erschienen ist. Unter dem schlichten Titel „Die deutsche Eisenbahn“, der ein glattes Understatement ist, erwartet den interessierten Leser eine reich bebilderte Bahnreise durch die Geschichte der 185 Jahre deutschen Schienenverkehrs – vom „Adler“ der mit der damals von einigen Skeptikern für gefährlich gehaltenen Geschwindigkeit von 40 km/h die Strecke von zwischen Nürnberg nach  Fürth durchmaß, bis zur Baureihe 412 des ICE 4, der mit einer Geschwindigkeit von 250 km/h im Vergleich mit dem japanischen Shinkansen, der für 600 km/h ausgelegt ist, immer noch gemütlich durchs Land „tuckert“.
 

DR Personenzuglok 23 1113 (1959)

Zahllose historische und technische Fotografien von Lokomotiven, Zügen, Bahnhöfen und Persönlichkeiten des Eisenbahnwesens dieser 185 Jahre, dazu Schnittgraphiken von Lokomotiven, Abbildungen von Plakaten, Dokumenten und Gemälden sowie Streckenkarten vermitteln einen greifbaren Eindruck der Entwicklung des Bahnverkehrs und des Fortschritts, den die Eisenbahn dank deutscher und europäischer Ingenieurskunst mit sich brachte. Die auch für Laien leicht zugänglichen und für Fach-Leser aufschlußreichen Texte machen das Buch für alle Bahnenthusiasten zu einem Referenzwerk der deutschen Eisenbahngeschichte. Zahlreiche Tabellen und technische Daten besonders interessanter deutscher Lokomotiven geben zudem Einblick in die Innovationen einer jeden Generation von Lokomotiven und Schienenfahrzeugen (Verlagstext kursiv gesetzt).
 

Der „Fliegende Hamburger“ (1932), Hamburg-Altona

Technische Wunderwerke wie die E-Loks der Baureihe E 95, die Dampf-Schnell-Lok Borsig 05 002, die E 94 „Krokodil“, die Schmalspur-Doppel-Lokomotive der Reihe I K, der Luxus des Orient-Express, der Rheingold der Deutschen Reichsbahn, und die futuristischen Modelle Henschel 19 1001 und der „Fliegende Hamburger“ SVT 877 von 1932 sind nur weinige der anschaulich beschriebenen Lokomotiven und Züge in diesem mustergültig kompakt zusammengestellten Buch. In der Tat stellt es ein grundlegendes Handbuch, ein Referenzwerk zur deutschen Eisenbahngeschichte  dar und kann Fachleuten wie interessierten Laien sehr empfohlen werden.
 
Carl Asmus – „Die Deutsche Eisenbahn“
Die Geschichte des deutschen Schienenverkehrs von 1835 bis heute
© 2020 Motorbuch Verlag, 304 Seiten, gebunden, 27 x 22 cm Register - ISBN: 9783613715530
19,95 €

Weitere Informationen: www.transpress.de