Eisenbahnen im Bergischen Land

Zeno Pillmann – „Eisenbahnchronik Bergisches Land“

von Johannes Vesper

Eisenbahnen im Bergischen Land
 
Die Erschließung des Bergischen Landes und der Industriestädte Remscheid, Solingen und Barmen-Elberfeld mit Hilfe der Eisenbahn wurde seinerzeit nötig, um Wirtschaft und Gewerbe in dieser frühen und starken Industrieregion Deutschlands zu fördern. Bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bewegte man sich nur mit eigener Muskelkraft zu Fuß oder mit Hilfe von Pferd und Ochs als Zugtieren fort.
       1787 baute man die wohl erste Eisenbahn Deutschlands von den Baaker Kohlezechen nach Rauendahl (heute im Stadtgebiet Hattingen nördlich der Ruhr), nachdem schon zuvor der Kohletransport mit der Schiffbarmachung der Ruhr verbessert worden war. 1815 konstruierte J.F. Krigar von der königlichen Eisengießerei zu Berlin die erste Dampflok in Deutschland, ja auf dem europäischen Festland, und 1835 fuhr zum ersten Mal die Eisenbahn in Deutschland: zwischen Nürnberg und Fürth. Erst 1841 wurde das Bergische Land mit der Eisenbahn von Düsseldorf nach Elberfeld an die Rheinachse angeschlossen, womit der Transport von Industriegütern und Rohstoffen (z. B. Baumwolle aus Übersee) verbessert wurde. Die Verbindung zwischen Wupper und Ruhr nahm als Prinz Wilhelm Eisenbahn 1847 ihren Betrieb auf. Damals wegen des Kohletransports von erheblicher Bedeutung für die Bergische Industrie, wird sie heute nur noch als S-Bahnstrecke genutzt. Zunächst planten und bauten private Eisenbahngesellschaften Verbindungen mit Haupt- und Nebenstrecken aber auch Kleinbahnen, wodurch es zu Parallelverbindungen und Überschneidungen kam. In Wuppertal z.B. wurde die rheinische Strecke zwischen Düsseldorf und Hagen parallel zur bereits bestehenden bergisch-märkischen Strecke aufwendig mit Tunneln und hohen Brückenbauwerken geplant, wovon heute Radfahrer profitieren, da auf der inzwischen als Radweg ausgebauten Nordbahntrasse Dampfrösser von Drahteseln abgelöst wurden.
       Wirtschaftlich schwächere Regionen wurden so nicht erschlossen, weshalb der preußische Staat einen reinen Staatsbahnbetrieb anstrebte, 1873 das Reichseisenbahnamt gründete und 1882 die Verstaatlichung der privaten Eisenbahngesellschaften erzwang. Was aus diesen Anfängen der Eisenbahn im Bergischen Land im Lauf der Jahrzehnte wurde, stellt Zeno Pillmann in seiner Eisenbahnchronik des Bergischen Landes vor, von der jetzt der erste Band erschienen ist, in dem man alles über Strecken und Bahnbetriebswerke im Bereich des bergischen Städtedreiecks erfahren kann. In Band 2 werden Verkehr und Betriebsmaschinendienst auf Haupt- und Nebenbahnen wie auch auf Klein- und Straßenbahnen dargestellt. Daß eine Hauptbahn von Dortmund über Schwelm und Remscheid-Lennep nach Köln als Schnellzugstrecke geplant wurde -  sie sollte die Hauptstrecke über Hagen und Wuppertal entlasten - erscheint heute als Kuriosität. Immerhin profitieren im Elbsche Tal auf der Trasse zwischen Witten und Albringhausen heute ebenfalls die Radfahrer von diesen Plänen. Vor dem dazu notwendigen 1.000 m langen Tunnel zwischen Schwelm und Oede im Tal der Wupper schreckte man dann doch zurück. Das aufwendigste Eisenbahnbauwerk der Region wurde aber verwirklicht, da mit der direkten Verbindung der Industriestädte Solingen und Remscheid (Luftlinie 8 km) über die Müngstener Brücke (Kaiser-Wilhelm-Brücke, geplant und gebaut in nur drei Jahren 1894-97 von Anton von Reppel) der Umweg über Elberfeld (44 km) entfiel und Remscheid direkt mit Düsseldorf verbunden wurde. Immerhin wurden in der 4jährigen Bauzeit 5.000 Tonnen Stahl verbaut. Nirgendwo gibt es vermutlich so viele Nieten wie hier: 95.000 wurden geschlagen. Die 107 m hohe Brücke gilt als höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands. Schade, das Christo die Brücke nicht verpackt hat.
 
Aufwendig gedruckt und in hartem Einband wird die Eisenbahngeschichte der Region bis in die Einzelheiten dargestellt und mit wunderbaren Schwarz/Weiß-Fotos illustriert. Ein bedeutender Beitrag zur Verkehrsgeschichte des Bergischen Landes. Dieses eindrucksvolle und umfangreiche Verkehrssystem nach dem 2. Weltkrieg zugunsten des Autoverkehrs und Straßenbaus zurückzubauen war eine mutige Entscheidung. Heute werden Trassen reaktiviert oder für Radfahrer genutzt, ein Beispiel für effiziente Nachhaltigkeit.
 
Zeno Pillmann – „Eisenbahnchronik Bergisches Land“
Das bergische Städtedreieck Wuppertal-Remscheid-Solingen.
Band 1 Strecken und Bahnbetriebswerke
© 2015 EK-Verlag Freiburg, 304 Seiten, gebunden, 426 Schwarz-Weiß Abbildungen, historische Eisenpanstreckenpläne, Konstruktionszeichnungen zur Müngstener Brücke - ISBN 978-3-8446-6411-9
49,90 € 
Weitere Informationen: www.eisenbahn-kurier.de