"Loch im Kopf"

Ab 1. August zeigt das Neanderthal-Museum in Mettmann einen historischen Überblick über die Gehirnchirurgie seit der Steinzeit

von Andreas Rehnolt

© Neanderthal Museum
Neanderthal-Museum präsentiert
älteste Operationsmethoden der Welt


Ausstellung ab 1. August: "Loch im Kopf"

Mettmann - Unter dem Titel "Loch im Kopf" präsentiert das Neanderthal-Museum im bergischen Mettmann ab dem 1. August eine Ausstellung zu den ältesten Operationen der Welt. Nach Angaben einer Museumssprecherin konnten bereits die Menschen vor über 10.000 Jahren Löcher in den Schädel bohren. Die so genannte Trepanation ist eine der ältesten Formen des operativen Eingriffs, den die Mehrzahl der Steinzeit-Patienten wohl auch überlebt hatten, hieß es im Vorfeld der bis zum 2. November angesetzten Schau. Noch heute werden Trepanationen durchgeführt. Sie sind etwa dann notwendig, wenn Gehirntumore entfernt werden müssen.

Die Ausstellung spannt einen Bogen von den ältesten Schädeloperationen zur modernen Gehirnchirurgie. Neben trepanierten Schädeln und den zugehörigen steinzeitlichen Geräten sind auch historische Zeichnungen solcher Eingriffe und frühneuzeitliche sowie moderne Operationsgeräte zu sehen. Trepanationsszenen aus Filmen und Fernsehserien sowie Kurioses zum Thema werden ergänzend präsentiert. Heute ist die OP-Technik zwar moderner geworden, doch schon in prähistorischen Zeiten haben die Menschen das Beste aus den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gemacht, hieß es in der Ankündigung der Ausstellung. Dem französischen Arzt, Anthropologen und Pionier der Hirnforschung Paul Broca gelang es Mitte des 19. Jahrhunderts, mit Steinzeitinstrumenten an soeben Verstorbenen in kaum mehr als 30 Minuten Knochenscheibchen aus der Schädeldecke zu schneiden.

Der peruanische Hirnchirurg Francisco Grana bewies 1962 in Lima - natürlich mit Narkose und unter Einhaltung aller Regeln der modernen Desinfektion - bei einem Patienten mit Hirnblutung und Lähmung nach einem Unfall, daß eine Trepanation mit den 2.500 Jahre alten Instrumenten seiner Vorfahren problemlos machbar ist. In der Mitte des 19. Jahrhunderts dagegen zählte die Trepanation zu den riskantesten Eingriffen überhaupt. Damals hatten die Patienten wegen Infektionen und Blutungen nur geringe Überlebenschancen. Der deutsche Chirurg Dieffenbach schrieb noch 1848: "Die Trepanation ist mir in den meisten Fällen als ein sicheres Mittel erschienen, den Kranken umzubringen."

Als älteste Instrumente für Schädeloperationen gelten Feuersteinklingen. Damit wurde die

© Neanderthal Museum
Kopfschwarte durchtrennt. Mit einem Feuersteinschaber wurde der Schädelknochen abgetragen. Da mit einem Schaber nur millimeterdünne Schichten entfernt werden konnten, dauerte diese Prozedur bis zu zwei Stunden. Erfolgreich war die Operation, wenn weder Hirnhaut noch Blutgefäße verletzt wurden. Nur so konnte eine vermutlich tödliche verlaufende Infektion verhindert werden. Die Ausstellung "Loch im Kopf" basiert auf einer gleichnamigen Schau des Naturhistorischen Museums Basel.

Öffnungszeiten: Di-So: 10-18 Uhr
Internet: www.neanderthal.de.

Redaktion: Frank Becker