Wahlempfehlungen

von Erwin Grosche

Foto © Frank Becker
Wahlempfehlungen
 
Heute wird gewählt und man wird bald wissen, welche Politiker den größten Zuspruch bekommen haben. Gerade wenn es um die Frage geht, wer unser nächster Bürgermeister werden soll, ist noch manche Überraschung offen. Ich weiß eigentlich nur, wen ich nicht wählen will. Es fällt schon auf, daß die Politiker auf den Plakaten versuchen einen guten Eindruck zu hinterlassen. Viele lachen und schauen freundlich in die Kamera. Es wäre einfacher sich für einen Kandidaten zu entscheiden, wenn sich alle zeigen würden wie sie wirklich sind. Warum sieht man nicht mal einen unzufriedenen Politiker mit der Aussage: „Mir stinkt hier einiges. Ihnen auch?“ Ich habe jetzt erfahren, daß es im Café Röhren nur noch einen Filterkaffee gibt, wenn man zu acht Personen kommt, sonst lohnt es sich nicht, die Maschine anzustellen. Warum können nicht auch solche Ereignisse thematisiert werden? Warum kann eine Partei nicht sieben Personen abstellen, die mit mir dann Kaffee trinken gehen? Sieben Politiker auf dem Weg zum Café Röhren: „Was sagten Sie neulich in der Rede zum Wahlprogramm ihrer Partei?“ „Nichts.“ „Das ist mir klar, aber wie haben Sie es formuliert?“ Der Bürger braucht Inforationen über „seine“ Volksvertreter. Aussagen wie. „Er kann gut Skat spielen“, können manchmal mehr aussagen als diese Seifenblasensätze. Wie wären denn Plakate, auf denen ein Kandidat Rezepte seines Lieblingskuchens verraten würde? Zeig mir deinen Kuchen und ich sag dir, was du ißt. Ich vermisse auch Plakate auf denen Versprechungen gemacht werden, die nicht einzuhalten sind: „Ich mache dich reich und glücklich.“ Es ist doch beruhigend zu wissen, wenn Politiker wissen, warum es wirklich im Leben geht. Es könnte doch auch mal ein Kandidat mit der Aussage überraschen: „Im Wahlkampf habe ich bemerkt wie überzeugend Klaus Schröder ist. Ich bin mit meiner Frau übereingekommen, daß er unser Bürgermeister werden soll und trete selbst nicht mehr zur Wahl an.“ Solche Aussagen sind es doch, die uns das Vertrauen in die Politik zurück geben.  Ich habe eine Bekannte, die schaut sich immer den Ehepartner des Kandidaten an,  um dann zu entscheiden, wen sie wählen will. Wie wären denn im Vorfeld Infoplakate von Ehepartnern und Nachbarn. „Er bringt immer den Müll raus.“ „Kürzlich sah ich ihn, wie er Rasen mähte.“ „Er grüßt mich immer freundlich.“ Übrigens gibt es im Café Röhren auch keinen Hawaiitoast mehr. Was ist denn eigentlich los in dieser Stadt? Wäre das nicht ein Slogan für eine weltoffene Partei wie die FDP? „Wir bringen den Hawaiitoast zurück nach Paderborn?“ Machen wir uns nichts vor: Wenn Michael Dreier eine grüne Frau wäre, einen liberalen Migrationshintergrund hätte (Salzkotten zählt da nicht), und selbst heimlich die SPD wählen würde, dann hätten wir es schon. Gestern habe ich gedacht, daß ich endlich ein sympathisches Gesicht gefunden habe, daß ich wählen werde und dann war es das Plakat der Peter Paul Rubens-Ausstellung im Diözesanmuseum.
 
Informationen für Nichtpaderborner:
Klaus Schröder ist der Bürgermeisterkandidat der GRÜNEN
Michael Dreier ist der derzeitige Bürgermeister von Paderborn, der sich erneut zur Wahl gestellt hat.
Café Röhren ist das älteste Café in Paderborn.
Muß man einen Hawaiitoast erklären?
 
 
© Erwin Grosche