Lanzen für Lyrik und andere Ungereimtheiten

Fritz Eckenga – „Ein Wort liebt das andere“

von Frank Becker

Cover Foto © Philipp Wente
Lanzen für Lyrik
 
und andere Ungereimtheiten

Fritz Eckenga ist Dichter, einer, der das Metrum beherrscht, aber am Sinn verzweifelt. Fritz Eckenga ist Kabarettist, einer, der im absoluten Besitz der Sprache ist, den Überblick hat, aber schon mal eben daran und an der Welt verzweifelt. Fritz Eckenga ist Dortmunder. Fritz Eckenga ist Pils-Trinker. Fritz Eckenga ist furztrocken und saukomisch.

Wir ahnen, daß er Sonette von der Strahlkraft eines Shakespeare oder Rilke schreiben könnte - Eckenga aber bleibt mit den Füßen auf dem gepflasterten Gehweg vor der Trinkhalle, dem Rasen des BVB und dem von Kippen angekokelten Dielenboden der Kneipe nebenan. Anstatt sich mit Lyrik und Prosa - er könnte das - als Beteiligter in das Gebalge um Literaturpreise zu stürzen, nimmt er den direkten Weg und macht literarisches Kabarett, denn darauf läuft ja letztlich doch alles hinaus.

Das, was ich ihnen, liebe Leser, heute hier vorstelle, ist nicht mehr ganz heiß aus der Drucker- bzw. CD-Presse, die politischen und fußballhistorischen Zusammenhänge also nicht mehr absolut taufrisch und aktuell - gültig sind Eckengas Feststellungen, Gedankengänge und Bedenken der Hörbuch-CD „Ein Wort liebt das andere“  (merkwürdiger Titel) jedoch allemal. Und ob Angela Merkel jetzt Kanzlerin ist oder noch Abgeordnete war, als Eckenga ihre „Drohgebärden-Rede“ vor dem Bundestag analysierte und ihr Ex-Verhältnis mit Friedrich Merz bedichtete, ist wurscht. Komisch bleibt das allemal.

Noch komischer aber ist das Leben mit seinen Protagonisten, den mageren Mädels mit der packpapierbraunen Haut, die sich im Pauschalhungerlager in der DomRep auf den Sommer im Staßencafé vorbereitet haben, Herrn Park von Asien-Shop, dem Müllwagenfahrer mit BILD und Roth-Händle, der Frau mit dem kläffenden Schleifchen-Köter und all den anderen, die durch unser aller Alltag und seine Widerborstigkeiten wuseln. Davon erzählt der Eckenga Fritz. Und das macht er punktgenau. Dann schließlich doch wahre Literatur: 5 Briefe an Sybille. Sowas gehört aufbewahrt, wußten schon so notorische Briefe- zum- Aufbewahren- Schreiber wie die Herren Schiller und Goethe.

Hier noch ein O-Ton, zum Appetit machen:
Etwas in mir is größer als ich,
is es das ES, das DU oder nich?
Is es sogar `n höheres Wesen,
das mich als Wohnort hat auserlesen?,
`n Gott oder irgendwas in dieser Art?
Jedenfalls mag es Kartoffelsalat.
Kartoffelsalat mit dick Mayoneise,
Bockwurst mit Senf und Etwas ist leise.
Is klar, was in mir so groß is und wacht:
Nich ES is es, Gott nich, nich DU, sondern Schmacht.
 
 
Fritz Eckenga – „Ein Wort liebt das andere
45 frische Rettungsreime und Geschichten
© 2004 Verlag Antje Kunstmann / hör kunst bei kunst mann
1 CD - Gesamtzeit:   1:15:06

Weitere Informationen unter: www.kunstmann.de